CH-Schluss: SMI gewinnt moderat dazu
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Montag erneut mit festeren Kursen aus dem Handel gegangen und setzt damit die Erholung aus der Vorwoche fort. Die Hoffnung auf elementare Fortschritte zur Lösung der europäischen Schuldenkrise auf dem Ende der Woche stattfindenden EU-Gipfel in Brüssel sowie das am Sonntag von der italienischen Regierung verabschiedete Sparpaket hätten den Aktienmärkten weltweit Auftrieb gegeben, hiess es im Handel. Insbesondere Finanzaktien und Zykliker legten weiter zu. Insgesamt fielen die Kursgewinne im Leitindex SMI am Ende allerdings moderat aus.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Regierungschef Nicolas Sarkozy hatten nach Gesprächen in Paris gemeinsam den Druck für eine schnelle Reform der EU-Verträge erhöht. Das Duo will, dass die Verträge im Sinne von mehr Haushaltsdisziplin mit Schuldenbremsen für die Mitgliedstaaten ausgestattet werden. Weiter wollen Merkel und Sarkozy den Euro-Rettungsschirm ESM bereits Ende 2012 einführen. Gemeinsame Staatsanleihen der Euroländer, sogenannte Eurobonds, schliessen beide Seiten derzeit aus. Auf die News haben Staatsanleihen hoch verschuldeter Euro-Staaten besonders stark reagiert. Die Rendite zehnjähriger, italienischer Papiere sank unter die Marke von 6% nach über 7% Mitte letzter Woche.
Am Montag notierte der SMI 0,37% höher bei 5’739,86 Punkten, während das Tageshoch bei 5’756 Stellen steht. In der Vorwoche hatte der SMI bereits deutliche 6% zugelegt. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,47% auf 871,31 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,48% auf 5’211,10 Punkte.
Bei den Blue Chips haben die Euro-Hoffnungen den Finanzwerten auf die Sprünge geholfen. Credit Suisse legten deutlich um 2,0% zu. UBS (+0,4%) und Julius Bär (+0,8%) standen im Mittelfeld. Bei den Versicherungen notierten ZFS am Ende mit 1,3% im Plus. Die Deutsche Bank hatte das Kursziel für die Zurich angehoben. Swiss Life verloren dagegen 0,3%, obwohl Präsident Rolf Dörig in einem Interview daran festhielt, dass auf dem AWD-Goodwill derzeit kein Abschreibungsbedarf bestehe.
Bei den Zyklikern wurden die Aktien von Nobel Biocare (+2,1%) und Holcim (+1,6%) oder die Partizipationsscheine von Schindler (+1,7%) stark nachgefragt. Transocean (+2,5%) waren Tagessieger im SMI/SLI und setzten so ihre Aufholjagd von Ende letzter Woche fort. Am vergangenen Dienstag hatte die Ankündigung einer Kapitalerhöhung die Titel des Ölbohrspezialisten stark unter Druck gesetzt.
Die Luxusgüterhersteller Richemont (+0,4%) und Swatch (+0,2%) verteuerten sich nach Äusserungen des Präsidenten der Schweizerischen Uhrenindustrie nur moderat. Jean-Claude Pasche hatte sich in einem Interview am Wochenende optimistisch gezeigt. Er rechnet mit einem Rekordwert beim Exportumsatz für 2011 von deutlich über 18 Mrd CHF.
Auf der Verliererseite standen die Titel des Duftstoffherstellers Givaudan (-2,6%) am Tabellenende. Die Experten der Deutschen Bank haben in einer Branchenstudie zum Chemiesektor die Einschätzung auf «Sell» von zuvor «Hold» gesenkt. Clariant verloren 0,6%, dagegen sprangen Lonza um 1,3% nach oben.
Adecco (-0,6%) litten unter einer Gewinnwarnung des Wettbewerbers Michael Page. Das US-Unternehmen rechnet mit einem Vorsteuergewinn, der unter den Erwartungen der Analysten liegen dürfte. SGS gingen um 0,8% zurück. Der Warenprüfkonzern meldete die Übernahme eines Unternehmens für Nahrungsmittel- und Umwelttests in Malaysia mit einem Jahresumsatz von rund 2,2 Mio CHF.
Die Pharma-Schwergewichte Novartis und Roche büssten derweil um je 0,1% ein. Nestlé stützten den Gesamtmarkt mit einem Plus von 0,5%.
Im breiten Markt wurde die angekündigte Veränderung der Organisationsstruktur beim Dentalimplantatehersteller Straumann (+2,8%) positiv aufgenommen. Das Unternehmen rechnet dadurch für 2011 mit Kosten in Höhe von 3 bis 4 Mio CHF. Die Betriebsgewinnmarge soll aber nicht berührt werden.
Grösste Verlierer waren Mondobiotech (-8,3%) und Precious Woods (-6,8%) nach einer Gewinnwarnung von Freitagabend. Die Waldbewirtschafterin erwartet im Geschäftsjahr 2011 einen operativen Verlust und hatte damit das anlässlich der Halbjahrespräsentation genannte EBITDA-Ziel nach unten geschraubt. (awp/mc/ps)