Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag tief in der Verlustzone abgeschlossen. Nachdem die Schweizer Börse an Auffahrt feiertagsbedingt geschlossen blieb, eröffnete der Leitindex SMI am Freitag von schwachen Vorgaben belastet bereits klar tiefer. Konjunktursorgen aus den USA und die Eurokrise drückten auf die Kurse. In der Folge weiteten sich die Verluste noch aus, als in der zweiten Handelshälfte ein enttäuschender US-Arbeitsmarktbericht die Sorgen der Anleger unterstrich. Dies führte unter anderem auch dazu, dass der US-Dollar zum Schweizer Franken auf ein neues Allzeittief abrutschte.
Der US-Arbeitsmarktbericht reihe sich in den Reigen enttäuschender Konjunkturnachrichten ein, sagte ein Ökonomen. Im Mai wurden in den USA lediglich 54’000 neue Stellen aufgebaut, am Markt wurde mit einem Zuwachs von fast dreimal soviel gerechnet. Zudem stieg die Arbeitslosenquote entgegen den Erwartungen auf 9,1% an. Für Aktien positiv zu werten war höchstens die Hoffnung, dass mit den schwachen Daten eine Straffung der US-Geldpolitik etwas in die Ferne gerückt ist. Nebst der US-Konjunktur beschäftigten am Aktienmarkt auch die Probleme um das hochverschuldete Griechenland. Gute Signale waren aus Athen gegen Handelsende zu vernehmen. Dabei haben die EU, der IWF und die EZB ein positives Zeugnis zu den griechischen Sparbemühungen ausgestellt.
Der SMI konnte so gegen Börsenschluss hin die Verluste etwas eingrenzen und die zuvor verlorene Marke bei 6’400 Punkte wieder zurückgewinnen.
Der SMI gab am Ende um 1,37% auf 6’407,39 Punkte nach, der Tagestiefstwert lag bei 6’387 Stellen. Im Vergleich zur Vorwoche resultierte ein Rückgang um 1,3%. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) sank am Freitag um 1,35% auf 999,62 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,25% auf 5’902,92 Punkte.
Von den Sorgen um Griechenland belastet kamen zu Wochenschluss Aktien von Banken und Versicherungen zum Teil stark unter Druck. Allen voran gaben UBS um 2,3% nach, wobei der Kurs zwischenzeitlich um fast 3,5% einbrach. Aber auch die Papiere von Swiss Re (-1,5%), Credit Suisse (-1,4%) oder ZFS (-1,2%) büssten um mehr als ein Prozent an Wert ein.
Noch stärker verloren bei den Blue Chips die Titel des US-Ölbohrspezialisten Transocean, die sich um 3,9% verbilligten. Schwach tendierten etwa mit Syngenta (-2,3%), Holcim (-2,0%), Lonza (-1,7%), Nobel Biocare (-1,7%) oder ABB (-1,5%) aber auch die Aktien einiger konjunkturabhängigen Unternehmen.
Die Abgaben bei der Swatch Group von 1,9% oder 7,90 CHF waren dagegen zum Teil mit dem Dividendenabgang zu begründen. Die Inhabertitel wurden mit 5 CHF ex-Dividende gehandelt. Derweil gaben die Branchennachbarn Richemont um 0,7% nach.
Die defensiven Index-Schwergewichte Novartis (-1,7%), Roche (-0,9%) und Nestlé (-0,9%) konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen. Kaum Unterstützung bot den Novartis-Papieren die positiven Aussagen der US-Gesundheitsbehörde FDA zum Blutdrucksenker Diovan. Nachdem im vergangenen Juli Befürchtungen laut wurden, Diovan habe negative Auswirkungen auf das Krebsrisiko, sah die FDA keine Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko. Gleichzeitig nutzten den Roche-Bons die Meldung zur geplanten Kooperation mit dem US-Konkurrenten Bristol-Meyers Squibb bei der Entwicklung von Hautkrebs-Medikamenten und gute Studiendaten zu Tarceva wenig.
Clariant (+0,3%) schnitten im SMI/SLI am besten ab, gefolgt von Logitech (-0,1%) und und trotz der schwachen US-Arbeitsmarktdaten auch Adecco (-0,2%).
Im breiten Markt gaben Meyer Burger um 4,3% nach. In der Presse wurde darüber spekuliert, dass der Solarspezialist bei der geplanten Übernahme der deutschen Roth & Rau ein höheres Gebot vorlegen müsse. Dies werde von einer Gruppe von Privatinvestoren um den Unternehmer Christoph Ladanyi verlangt. Orascom büssten im Vorfeld der Erstquartalszahlen vom Montag um 4,9% ein, Mondobiotech verloren mit 14,7% am meisten.
Auf der Gegenseite legten Addex um 3,3% zu. CEO Vincent Mutel gab seinen Rücktritt bekannt, interimistisch wird VR-Präsident André Mueller die operative Leitung übernehmen. (awp/mc/ps)