Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Mittwoch fester abgeschlossen. Der Leitindex SMI hatte etwas schwächer eröffnet und drehte bald einmal ins Plus. Am Markt beherrschten zumeist positive Nachrichten zur Schuldenkrise in Europa die Stimmung. So machte sich Jose Manuel Barroso, Präsident der EU-Kommission, am Morgen erneut für Eurobonds stark und half damit den Aktienmärkten auf die Sprünge.
In Italien sprach sich etwas später das Abgeordnetenhaus für das Sparpaket der Regierung aus. Zudem hoffen die Börsianer darauf, dass China den Europäern bei der Bewältigung der Schuldenprobleme unter die Arme greifen wird.
Der Handel mit Aktien war allerdings sehr volatil und die Unsicherheiten blieben mit Blick auf die Euro-Krise hoch. Dies zeigte am späten Nachmittag eine Meldung aus Österreich. Dort lehnte es der Finanzausschuss des Nationalrats in einem ersten Anlauf ab, ein Gesetz auf die Tagesordnung zu nehmen, worin es um die Aufstockung der Haftung für den Euro-Rettungsschirm (EFSF) geht. Der SMI hat daraufhin innert Kürze beinahe 50 Punkte verloren, ehe er sich wieder auf zuvor erreichte Niveaus zubewegen konnte. Für den Handel am Donnerstag dürfte eine Telefonkonferenz zwischen der deutschen Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Staatschef Sarkozy mit dem griechischen Ministerpräsidenten Papandreou vom Mittwochabend von Interesse sein. An der Konferenz sollen Massnahmen zur Rettung Griechenlands diskutiert werden.
Bis Börsenschluss gewann der SMI 1,10% auf 5’417,89 Punkte. Der Tageshöchstwert lag bei 5’429 Einheiten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,50% auf 813,92 Zähler und der Swiss Performance Index (SPI) um 1,14% auf 4’934,46 Punkte.
Bei den Blue Chips schwangen Zykliker obenaus. Die Erholung wurde aber auch von einigen Finanztitel und den Index-Schwergewichten aus dem Pharmasektor gestützt. Die grössten Gewinne erzielten Sonova (+13,9%). Der Hörgerätehersteller hatte am Dienstagabend bekannt gegeben, dass die Hörimplantate der Tochter Advanced Bionics in den USA die Marktzulassung zurückbekommen haben. Damit kann Sonova in allen wichtigen Märkten ihre Hörimplantate verkaufen.
Die Luxusgüteraktien von Richemont (+6,3%) und Swatch (+4,1%) standen ebenfalls weit vorne in der Tabelle. Am Markt wurde darüber spekuliert, ob der Bieler Uhrenkonzern nach der Beendigung der Zusammenarbeit mit Tiffany’s den US-Luxusgüterkonzern gar übernehmen könnte. Derzeit fordert Swatch vor Gericht von Tiffany’s Schadenersatz aus der gescheiterten Partnerschaft. Unter den Zyklikern legten andere Aktien wie Clariant (+3,4%), Adecco (+3,6%) oder ABB (+2,4%) ebenfalls stark an Wert zu.
Fester schlossen auch Transocean (+2,0%) und Weatherford (+1,9%). Das «Wall Street Journal» hatte in einem Artikel die Resultate des US-Untersuchungsberichts zum Deepwater-Horizon-Unglück vorweggenommen, wonach die Hauptschuld bei BP gesehen wird. Dies entlaste Transocean, hiess es.
Die Pharmapapiere von Novartis und Roche verteuerten sich um je 1,0%. Novartis hatte am Dienstag in London einen Investorentag abgehalten. Dabei hatte das Novartis-Managements positive Umsatzprognosen für Alcon abgegeben und geht nun von einem höheren Synergiepotenzial aus. Auf der anderen Seite gewannen Nestlé nur gerade 0,1%. HSBC reduzierte das Kursziel und Kepler das Rating.
Auch bei den Finanzwerten zeigte sich ein uneinheitliches Bild. Während Titel wie Swiss Re (+2,4%) oder Julius Bär (+1,6%) ziemlich stark zulegen konnten, hinkten UBS (+0,2%) oder Bâloise (+0,1%) der Entwicklung hinterher. CS gewannen 0,8%. Das Sentiment für den Finanzsektor bleibe belastet, hiess es. Die Ratingagentur Moody’s hatte französische Grossbanken mit Blick auf die Griechenland-Engagements zurückgestuft.
Im breiten Markt standen unter anderem Tornos (+6,5%) höher. Der Finanzchef bestätigte die Mittelfristziele und sieht vor allem mit Kunden aus der Uhrenindustrie gutes Wachstumspotential. Stark zulegen konnten etwa auch noch Oridion (17,7%) oder Crealogix (+6,2%). Auf der Gegenseite gaben etwa CiCom (-11,9%) oder Austriamicrosystems (-5,5%) stark nach. (awp/mc/pg)