Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt konnte den Handel am Dienstag mit Gewinnen beschliessen. Gegen Handelsende gaben die Indizes jedoch wieder etwas nach, nachdem die US-Märkte nach einer positiven Eröffnung ins Minus drehten. Die Schwäche setzte ein, nachdem im italienischen Parlament Ministerpräsident Silvio Berlusconi bei der Haushaltsabstimmung durch die Enthaltung der Opposition gewonnen hatte.
Die Abstimmung zeigte jedoch auch, dass die Regierung im Parlament nicht mehr über eine eigene Mehrheit verfügt. Die Bilanzen der Schweizer Unternehmen am Morgen sind mit gemischten Reaktionen aufgenommen worden. Nobel Biocare schliesst im Plus, während Adecco deutliche Abgaben verzeichnet.
Die Investoren hoffen weiter auf ein baldiges Ende der Ära Berlusconi in Italien. Auch nach der gewonnen Abstimmung steht der Regierungschef mit einem drohenden Misstrauensvotum weiterhin vor ernsten Problemen. Sein Abgang werde von den Märkten geradezu herbeigesehnt, hiess es dazu in Börsenkreisen. In Griechenland verhandeln die grossen Partein über die Bildung der Übergangsregierung und den neuen Ministerpäsidenten.
Der SMI ging mit einem Plus von 0,65% bei einem Stand von 5’682,65 Punkten aus dem Handel. Der Tageshöchstwert lag bei 5’725 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte um 0,79% auf 864,63 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewinnt 0,62% auf 5’175,45 Stellen.
Die Aktie von Nobel Biocare (+6,9%) stieg nach Quartalszahlen bis zum Mittag zeitweise um mehr als 14% und ist zum Handelsschluss stärkster Gewinner im SLI-Index. Die Zahlen des Implantate-Herstellers lagen am oberen Ende der Markterwartungen. Das Reinergebnis fiel hingegen etwas schwächer aus. Die Geschäftsentwicklung wurde insgesamt als «ermutigend» beurteilt.
Zulegen konnten insbesondere Zykliker, Finanzwerte und die Luxushersteller. Unter den Gewinnern fanden sich dabei ABB (+1,5%), Richemont und (+3,3%), Swatch (+1,1%). Auch Holcim (+0,7%) konnten im Vorfeld der am Mittwoch anstehenden Quartalszahlen zulegen.
Die Credit Suisse (+0,9%) wird aufgrund eines Amtshilfegesuchs der amerikanischen Bundessteuerbehörde (IRS) Daten über Kundenbeziehungen mit US-Personen an die Eidgenössische Steuerverwaltung ausliefern müssen. Ein schnelles Ende des Steuerstreits mit den USA sei grundsätzlich positiv zu werten, hiess es in Analystenkreisen. Weitere Finanzwerte wie UBS (+1,7%), Swiss Re (+1,2%) oder ZFS (+1,0%) schlossen ebenfalls im Plus.
Auf der Verliererseite hielt Adecco (-5,5%) als grösster Verlierer unter den Bluechips die rote Laterne. Die Bilanz des Stellenvermittlers für das dritte Quartal liegt sowohl bei Umsatz, EBITA und EBIT unter den Markterwartungen. Der Reingewinn war hingegen mehr oder weniger eine Punktlandung auf den Konsensschätzungen. In Analystenkreisen wurde das Quartalsergebnis als eher mässig bezeichnet.
Nebst Adecco beendeten auch Actelion (-2,0%), Lonza (-1,5%), Swiss Life (-0,9%) und Clariant (-0,2%) den Handel im Minus. Givaudan (-0,3%) gab im Tagesverlauf seine zeitweise kräftigen Gewinne wieder ab und drehte nachrichtenlos ins Minus.
Im breiten Markt verloren Meyer Burger (-9,9%) nach einer Gewinnwarnung der deutschen Tochter Roth und Rau deutlich. Das Schweizer Unternehmen rechnet dadurch mit einem «Impairment» von 40 Mio bis 60 Mio EUR, das die Erfolgsrechnung 2011 belasten wird.
Bobst (-0,6%) schloss mit Abgaben. Das Unternehmen hat am Morgen «drastische» Massnahmen auf der Kostenseite angekündigt. Der starke Schweizer Franken sowie die weltweit auf tiefem Niveau stagnierenden Nachfrage zwingen das Unternehmen dazu, den bereits laufenden Transformationsprozess zu beschleunigen. Dazu sollen 8% der Arbeitsplätze oder rund 420 Stellen abgebaut werden.
Nach Zahlen präsentierten sich zudem Huber+Suhner (-0,6%) und Luzerner KB (-0,6%) mit Verlusten, wohingegen Lem leicht (+0,8%) und Burckhardt Compression (+5,0%) sehr deutlich hinzugewinnen konnten.
Uster Technologies (+11,4% auf 39,00 CHF) profitierten von einem Übernahmeangebot der Toyota Industries Corporation (TICO). Der japanische Textilmaschinenhersteller offeriert 38 CHF je Aktie. Uster hat dies allerdings umgehend zurückgewiesen. Das Angebot bewerte das Geschäft sowie die exzellenten Aussichten für das profitable Wachstum des Unternehmens signifikant zu tief, so Uster in einer Stellungnahme. (awp/mc/pg)