Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag die Talfahrt der vergangenen rund zwei Wochen vorerst gestoppt. Nach zwölf Verlusttagen schloss der SMI erstmals wieder im Plus, dies dank einer starken Schlussauktion. Nach einem positiven Start fiel der SMI noch am Vormittag um beinahe 400 Punkte tief ins Minus auf unter 4`700 Punkte, ehe die Erholungsbewegung einsetzte.
Dabei war der Handel von hoher Nervosität und Volatilität geprägt. Das Volatilitätsmass VSMI, das die Schwankungsbreite des Leitindex abbildet, lag auf dem höchsten Stand seit Ende 2008.
Die schwache Börsenstimmung im Zuge der Schuldenkrise in der EU und die Angst vor einer möglichen Rezession in den USA (Stichwort: «Double Dip») hielten die Märkte weiterhin in Atem. Die Verunsicherung der Anleger sei nach wie vor extrem hoch, hiess es. Die Marktteilnehmer flüchteten weiter in die als sicher geltenden Anlagen, was zum Beispiel den Goldpreis auf neue Rekordwerte ansteigen liess. Gegen Handelsende hin profitierten die europäischen Börsen von der sich im Vorfeld der US-Leitzinsentscheidung stark erholenden Wall Street.
Bis Börsenschluss gewann der Swiss Market Index (SMI) 0,60% auf 4`997,92 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,46% auf 755,91 Zähler und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,51% auf 4`570,98 Punkte.
Aufgrund der Turbulenzen hat auch der Schweizer Franken zum Euro und US-Dollar neue Rekorde gesetzt und sich bis Handelsschluss weiter auf hohem Niveau bewegt. Der Euro notierte zum Berichtszeitpunkt weniger als 1,05 CHF und der Dollar bei unter 0,74 CHF.
Bei den Blue Chips gehörten einige konjunkturabhängige Titel zu den Gewinnern. Allen voran kletterten Clariant um 5,7% in die Höhe. Logitech gewannen 3,8% oder die zuletzt arg strapazierten Swatch und Richemont stiegen um 3,0% respektive 2,9%. Einige Investoren hatten wohl die tiefen Bewertungen als Einstiegsmöglichkeit genutzt. Ausserdem wurde der Handel mit Logitech offenbar von Gerüchten um die Lancierung eines weiteren Aktienrückkaufprogramms begleitet.
Die defensiven Schwergewichte Nestlé (+1,5%) und Novartis (+0,3%) bauten gegen Handelsende hin die Verluste ab und drehten noch ins Plus. Die Genussscheine von Roche gaben um 0,5% nach. Am Mittwoch wird Nestlé – wie auch der Arbeitsvermittler Adecco (Aktie: +0,4%) – die Zahlen zum ersten Halbjahr vorlegen.
Eine Reihe von Finanzaktien büssten am Dienstag trotz der sich verbessernden Stimmung weiter an Wert ein. Allen voran gaben Credit Suisse um 3,9% nach, aber auch die Versicherer ZFS (-1,3%), Bâloise (-1,0%) oder Swiss Re (-0,1%) konnten sich dem Abwärtstrend nicht entziehen. Klar besser zogen sich UBS (+0,9%) und vor allem Julius Bär (+4,9%) im Sektor aus der Affäre.
Die prozentual grössten Einbussen verzeichneten die Valoren des US-Ölservicekonzerns Weatherford mit 4,7%. Aber auch die Titel des Ölbohrunternehmens Transocean gaben um 1,6% nach.
Im breiten Markt hat der Industriekonzern Bucher die Anleger mit einem schwachen Halbjahresabschluss enttäuscht. Die Aktie fiel zwischenzeitlich bis zu 18% ins Minus, notierte aber am Ende nur noch um 2,4% tiefer. Bei Bucher machte sich vor allem bei der Gewinnentwicklung der starke Franken bemerkbar.
Weiter haben auch noch die Genfer Kantonalbank (-2,4%), Interroll (+6,3%), Lem (-1,2%) und Inficon (unv.) Quartals- oder Halbjahreszahlen präsentiert. Bachem (-8,1%) konnte einen langjährigen Liefervertrag mit AstraZeneca für Goserelin verlängern, was sich aber an der Börse nicht auszahlte. Tornos (-6,4%) hat ausserdem den CEO ausgewechselt. (awp/mc/pg)