Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit leichten Aufschlägen in die neue Woche gestartet. Zunächst haben eine weitere Lockerung in der chinesischen Geldpolitik und die Hoffnung auf eine baldige Lösung in Griechenland dem Gesamtmarkt Auftrieb verliehen und den Leitindex SMI auf einen neuen Höchststand in diesem Jahr gehievt. Doch die Lage an der Börse blieb unsicher und unter dem Druck der Schwergewichte bröckelten die Kursgewinne in der zweiten Handelshälfte ab. Die US-Börse konnte derweil keine Richtung vorgeben. Sie war am «President’s Day» feiertagsbedingt geschlossen.
Die Anleger blickten während des Handels nach Brüssel, wo die Euro-Finanzminister zu Gesprächen eintrafen. Die Minister beraten wohl bis in den Abend hinein über ein zweites Hilfsprogramm für Griechenland. Dabei verbreitete etwa der griechische Finanzminister Venizelos Optimismus, indem er darauf hinwies, dass Athen alle Bedingungen für die Annahme des Programms erfüllt habe. Aber auch die meisten anderen Teilnehmer signalisierten Zustimmung für das 130 Mrd EUR schwere Paket. Allerdings pochten sie auf klare Regeln und mehr Kontrolle.
Bis Börsenschluss stieg der SMI um leichte 0,08% auf 6’242,99 Punkte, nachdem der neue Jahreshöchststand auf 6’269 Stellen gesetzt wurde. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte mit geringerem Einfluss der Schwergewichte um 0,46% auf 953,51 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewann 0,19% auf 5’664,49 Punkte.
Bei den Blue Chips rissen Nobel Biocare (+5,2%) den Tagessieg an sich. Die Aktien des Dentalimplantat-Herstellers hatten bereits in der Vorwoche um über 8,5% zugelegt und so den schwachen Start ins neue Jahr korrigiert. Am Montag erhielten sie von der Citigroup Unterstützung, die das Kursziel erhöhte.
Zunächst lagen Clariant über weite Strecken an der Tabellenspitze und beendeten den Handel mit einem starken Aufschlag von 3,7% auf 13,35 CHF. Die Aktien des Spezialchemieunternehmens wurden ebenfalls von der Citigroup neu bewertet und zum «Kauf» empfohlen. Das Kursziel wurde dabei auf 17 CHF von zuvor 10 CHF angehoben. Das vierte Quartal habe gezeigt, dass das nun schlankere Unternehmen besser für das schwierige Marktumfeld gewappnet sei, schrieb die Bank.
Mit der bevorstehenden Einigung um Griechenland konnten auch eine Reihe von Finanztiteln zulegen. Am deutlichsten kletterten Credit Suisse mit 2,9% in die Höhe. Weitere Gewinner im Sektor waren etwa UBS (+1,7%), Swiss Life (+1,2%) oder Swiss Re (+0,9%), die noch diesen Donnerstag Jahreszahlen vorlegen. Dagegen büssten ZFS um 1,3% ein. Die Analysten von KBW hatten im Nachgang an die Zahlenpräsentation vom vergangenen Donnerstag die Titel auf «Marketperform» abgestuft.
Zu den Gewinnern gehörten zu Wochenbeginn einige konjunkturabhängige Aktien. Die Risikobereitschaft nehme zu und defensive Werte würden eher gemieden, meinten Händler. Davon profitierten im SMI/SLI nebst Nobel Biocare oder Clariant auch Logitech (+2,6%), Holcim (+2,4%), Kühne + Nagel (+1,9%) oder Lonza (+1,9%). Der Lift-Hersteller Schindler konnte am Vortag der Bilanzveröffentlichung am Markt um 1,2% zulegen.
Zu den Verlierern gehörten die Schwergewichte Nestlé (-0,3%), Novartis (-0,5%) und Roche (-0,1%). Transocean brachen gar mit 5,1% ein. Der Ölbohrkonzern hatte am Montag Goodwill-Abschreibungen für das vierte Quartal angekündigt und will für das abgelaufene Jahr keine Dividende zahlen. Die Höhe der Abschreibung soll Ende März feststehen.
Im breiten Markt reagierten BKW (+0,7%) nach einem verhaltenen Start mit Aufschlägen auf die am Freitag veröffentlichten Unternehmenszahlen. In den Augen der Analysten ist das Ergebnis «relativ solide». Die Energie-Gruppe hatte im Geschäftsjahr 2011 eine tiefere Gesamtleistung erwirtschaftet und auf operativer Ebene deutliche Rückschläge verzeichnet.
Massiv nach oben ging es für die Aktien der sich in Nachlassstundung befindenden Swissmetal (+47%). Die Titel – ein sogenannter Pennystock – kosteten zu Handelsschluss 1,68 CHF. In der vergangenen Woche sind sie beinahe bis auf einen Franken zurückgefallen.
Die Titel von Cytos brachen dagegen um 5,9% auf 1,77 CHF ein und setzten damit den seit Anfang Februar anhaltenden Abwärtstrend fort. Das Zürcher Biotech-Unternehmen kämpft mit Liquiditätsproblemen und somit ums Überleben.
Das Bankensoftware-Unternehmen Temenos (-0,3%) hat bei der anvisierten Übernahme der britischen Software-Firma Misys Konkurrenz erhalten. Die Briten verhandeln nun auch mit dem Hedgefund Vista Equity Partners. Temenos publiziert zudem am Dienstag nachbörslich den Abschluss 2011. (awp/mc/ps)