CH-Schluss: SMI verliert deutlich
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag klar im Minus abgeschlossen. Damit ist das drei Tage anhaltende Erholungsrally zu einem vorläufigen Ende gekommen. Der Leitindex SMI war bereits mit etwas tieferen Kursen in den Tag gestartet, weitete anschliessend die Verluste aus und rutschte am Nachmittag nach der Rücktrittsankündigung des EZB-Chefökonomen Jürgen Stark noch weiter ab. Zykliker und Finanzwerte verzeichneten die grössten Einbussen, die defensiven Schwergewichte Nestlé und Novartis gaben dagegen nur leicht nach.
Vor dem anstehenden Wochenende sei die Stimmung an der Börse von Zurückhaltung geprägt gewesen, hiess es im Handel. Die Rede von US-Präsident Barack Obama zum Arbeitsmarkt verlieh den Börsen kaum positive Impulse. Ausserdem sei anlässlich des 10. Jahrestags der New Yorker Anschläge die Sorge vor neuen Terroranschlägen umgegangen. In den Fokus rückte das Treffen vom Wochenende der G7-Finanzminister und Notenbankchefs in Marseille, wo Themen wie Konjunktursorgen und Schuldenprobleme diskutiert werden. Derweil wurde der Rücktritt von Jürgen Stark als Belastung für die Glaubwürdigkeit der EZB gesehen. Die Unsicherheit an den Finanzmärkten habe dadurch spürbar zugenommen, hiess es.
Bis Börsenschluss gab der SMI um 1,78% auf 5’430,77 Punkte nach. Im Wochenvergleich resultierte trotz des sehr schwachen Starts in die Börsenwoche und den Verlusten zum Schluss ein Plus von 1,3%.
Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank am Freitag um 2,30% auf 812,43 Zähler und der Swiss Performance Index (SPI) um 1,73% auf 4’947,29 Punkte.
Die Grossbankentitel verbuchten die stärksten Abgaben bei den Blue Chips, UBS verloren 5,6%, Credit Suisse gar 5,9%. Die Griechenland-Krise rückte vor dem G7-Treffen wieder ins Blickfeld. Bei der lange stark umstrittenen Beteiligung der Finanzbranche am zweiten Rettungspaket für Griechenland läuft eine erste von Athen selbst gesetzte Frist für die Banken ab. Ausserdem hatte der Abgang von Jürgen Stark bei den Banken wohl die grössten Spuren hinterlassen.
Grosse Verluste waren auch bei Zyklikern auszumachen. Die Aktien von Holcim (-5,2%), Adecco (-5,5%), Nobel Biocare (-4,8%) oder Clariant (-4,9%) schlossen den Handel klar tiefer ab. Anhaltende Konjunktursorgen hätten hier belastetet, hiess es. Beim Spezialitätenchemiekonzern Clariant und dem Personaldienstleister Adecco drückten die jeweiligen Sektorabstufungen durch die Citigroup noch zusätzlich auf die Aktienkurse.
Auch bei den Versicherungen habe eine Rückstufung des europäischen Versicherungssektors durch die Citigroup zu grösseren Abgaben geführt, hiess es. Am meisten gaben Swiss Life (-4,8%), gefolgt von ZFS (-4,5%), Bâloise (-4,3%) und Swiss Re (-4,1%) nach. Der Rückversicherer hat zudem in der neusten sigma-Studie die versicherten Schäden aus Natur- und Man-made-Katastrophen für das erste Halbjahr auf sehr hohe 70 Mrd USD geschätzt. Dies ist mehr als doppelt so viel wie in der gleichen Periode 2010.
Die Index-Schwergewichte Novartis (-0,2%) und Nestlé (-0,4%) rutschten ganz zum Schluss noch ins Minus. Während des ganzen Handels hatten sie den SMI mit Kursgewinnen kräftig unterstützt. Roche gaben am Ende um 1,2% nach. Zu Nestlé kursierten Gerüchte über eine mögliche Übernahme des russischen Babynahrungsherstellers Progress. Laut Zeitungsberichten hat Nestlé unter anderem seine Mitbewerber Heinz und Danone im Bieterwettbewerb aus dem Feld geschlagen.
Einziger Gewinner im SMI/SLI waren am Schluss die Aktien des US-Öldienstleisters Weatherford (+1,6%).
In der zweiten Reihe gaben Burckhardt Compressions um 14,1% nach. Der Hersteller von Kolbenkompressoren hatte die Ziele infolge der Frankenstärke gesenkt. Bei Gurit (-5,0%) belasteten die Ergebnisse des ersten Halbjahres, die auf Umsatz- und EBIT-Stufe vor allem wegen des negativen Währungseffektes hinter den Erwartungen zurückblieben.
Walter Meier (-0,4%) übernimmt ein im Bereich Humifikation tätiges dänisches Unternehmen. Analysten begrüssten den Zukauf. Auch der Halbleiter-Hersteller u-blox (-0,9%) gab nur leicht nach. Das Unternehmen kann die Personal Tracking Geräte der singapurischen Daviscomms mit hauseigenen GPS und GSM ausstatten.
Derweil hat Newron mit den vorgelegten Zahlen die Erwartungen getroffen. Die Aktien gewannen 2,3% dazu. Genolier kletterten gar um 5,0% in die Höhe, die geplante Kapitalerhöhung wurde verschoben. (awp/mc/ps)