Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch in einem eher lustlos geführten Geschäft tiefer geschlossen. Händler führten die anhaltenden Unsicherheiten um die Schuldenkrise in der Eurozone als wichtigsten Belastungsgrund an. Sorgen bereiteten auch Konjunkturdaten aus Deutschland, die auf eine spürbare Wachstumsverlangsamung in der grössten Volkswirtschaft Europas hinweisen. An der Börse sei nach der guten Entwicklung in den beiden vergangenen Wochen nun mit einer Konsolidierungsphase zu rechnen, hiess es.
Die Sorgen um die Euro-Krise bleiben dabei marktbestimmend. Dem hochverschuldeten Italien gelang es sich in der ersten Anleihe-Auktion sei dem EU-Gipfel nur zu rekordhohen Zinsen zu refinanzieren. Als belastend wurde auch eine Regierungserklärung von Kanzlerin Angela Merkel vor dem deutschen Bundestag gewertet. Sie erinnerte daran, dass die Schuldenkrise nicht mit einem Befreiungsschlag zu lösen sei. Die Euro-Länder hätten unumkehrbar den Weg zu einer Fiskalunion eingeschlagen. Die Hoffnung auf rasche Lösungsansätze in der Krise sei am schwinden, meinten Händler.
Der Leitindex SMI schloss 0,71% tiefer bei 5’719,09 Punkten und lag damit nahe am Tagestiefstwert von 5’707 Stellen. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,33% auf 847,48 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,96% auf 5’151,77 Punkte.
Bei den Schweizer Blue Chips prägten die Verluste von Zyklikern und einigen Finanzwerten das Bild. Einen noch deutlicheren Fall des Gesamtmarkts verhinderten die Avancen des Pharma-Schwergewichts Roche (+1,0%), während sich die Novartis-Papiere (-0,4%) nicht bis zum Schluss in der Gewinnzone halten konnten. Nestlé büssten 0,2% ein.
Im Fokus der Anleger standen Swisscom mit einem Plus von 0,4%. Der Telekom-Riese muss in der Bewertung der italienischen Tochter Fastweb einen milliardenschweren Abschreiber vornehmen. Die Nachricht setzte den Aktienkurs zunächst unter Druck, ehe die Rückkehr in die Gewinnzone gelang. Den Vorzeichenwechsel wurde mit dem Wegfall der Unsicherheit begründet, die den Kurs zuletzt belastet hatte. SGS gewannen 0,8%. Die Aktien des Warenprüfkonzerns profitierten von einer Kurszielerhöhung von Helvea.
Insgesamt büssten die Aktien aber an Wert ein. Allen voran verloren Logitech deutliche 5,5%. Die Angst gehe um, dass das US-Weihnachtsgeschäft nur schleppend verlaufe und grosse Preisnachlässe gewährt würden, hiess es. Dies dürfte auch auf die Margen des Computerzubehörherstellers drücken.
Weiter gaben Nobel Biocare um 5,3% nach und im breiten Markt verloren die Konkurrenzpapiere von Straumann 3,2%. Die Analysten von Merrill Lynch stuften die Titel der beiden Dentalimplantatehersteller mit «Underperform» ein. Die Bewertungen würden die Risiken im Markt nicht genügend widerspiegeln, hiess es.
Auf der Verliererstrasse fanden sich auch andere konjunkturabhängige Titel wie jene von Kühne + Nagel (-4,1%), Lonza (-4,0%) oder Holcim (-3,9%). Bei den Finanzaktien gaben Swiss Life (-3,7%) stark nach, gefolgt von Credit Suisse (-1,8%) oder UBS (-1,4%). Die Credit Suisse ist in den USA vom Madoff-Liquidator wie zuvor andere hiesige Banken auf die Zahlung von Schadenersatz verklagt worden, nämlich auf einen Betrag von 375 Mio USD.
Im breiten Markt sanken Kudelski um 11%. Die UBS hat die Titel aus ihrer Liste für kurzfristige Kaufgelegenheiten gestrichen. Rieter gaben um 6,2% nach, nachdem das Papier bereits am Montag um knapp 9% und am Dienstag um weitere 2% zurückgenommen wurde. Das Rieter-Management hatte sich offenbar am Montag an verschiedene Bankanalysten gewandt und diesen über die Verschiebung von Bestellungen berichtet.
Auf der Gegenseite legten Schlatter um 9,8% deutlich zu. Die Titel des Bahn- und Touristikunternehmens BVZ gewannen 4,5%. Bei der BVZ wird Fernando Lehner am September 2012 die Geschäftsführung übernehmen. (awp/mc/pg)