CH-Schluss: SMI verteidigt Gewinne
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am ersten Tag der neuen Handelswoche seine Gewinne verteidigt. Nach skeptischen Aussagen der Europäischen Zentralbank entfernten sich die Indizes jedoch im späten Handel von ihren Tageshochs. Der Ausblick für die Euro-Zone sei mit sehr hoher Unsicherheit behaftet, sagte EZB-Präsident Mario Draghi. Beachtung fand bei den Investoren auch eine Telefonkonferenz der EU-Finanzminister zur Ausgestaltung der EU-Gipfelbeschlüsse. Handfeste Massnahmen wurden hier jedoch nicht erwartet.
In den USA reagierten die Märkte anfangs positiv auf Nachrichten vom Immobilienmarkt. Der NAHB-Hausmarktindex stieg auf 21 Zähler von revidierten 19 Punkten im Vormonat. Doch dann drehte auch an der Wall Street die Stimmung und die Indizes glitten ins Minus. Optimistische und negativere Stimmen zum weiteren Fortgang der Schuldenkrise in Europa würden sich in etwa die Waage halten, hiess es aus Marktkreisen. Positiv sei zu werten, dass der SMI in der vergangenen Woche nur rund 1% abgegeben und damit die Gewinne aus den beiden vorangegangenen Wochen praktisch gehalten habe.
Der SMI beschloss den Handel mit +0,60% bei 5’767,98 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) notierte fast unverändert mit -0,02% bei 848,12 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) stieg um +0,48% auf 5’186,61 Punkte.
Die Hoffnungen auf eine späte Jahresendrally bleiben ebenfalls gering. Die ZKB bezeichnet die Aktienmärkte als derzeit kraftlos. Sie seien wegen der günstigen Bewertung und dank der nötigenfalls entschlossen handelnden Zentralbanken nach unten gut abgestützt. Einer Bewegung nach oben würden aber das Misstrauen gegenüber der europäischen Politik und Konjunkturzweifel im Wege stehen. Am Morgen hatte die Todesnachricht von Nordkoreas Herrscher Kim Jong Il die Anleger verunsichert und zu einem negativen Auftakt geführt. Diese Sorgen hätten sich aber rasch wieder verflüchtigt, hiess es in Marktkreisen.
Die Gewinne bei den Aktien der Schwergewichte Novartis (+1,5%) und Nestlé (+2,0%) stützten den SMI. Für Nestlé hat die Credit Suisse die Abdeckung des Titels wieder aufgenommen, die Einstufung lautet auf «Neutral» bei einem Kursziel von 58 CHF. Roche (-0,4%) ging unterdessen mit Abgaben aus dem Handel.
Bei Nobel Biocare (+2,1%) schwächten sich die zwischenzeitlich noch deutlicheren Zugewinne ab. Zeitweise hatte die Aktie um bis zu 5,4% zugelegt. Marktbeobachter führten die hohe Nachfrage auf neuerliche Übernahmespekulationen zurück, die von der Wochenendpresse geschürt wurden.
Auch die Aktien von Swatch gewannen um 1,5% hinzu, nachdem die Wettbewerbskommission (Weko) es dem Unternehmen gestattet, die Konkurrenz für die Dauer des laufenden Verfahrens nur eingeschränkt mit Uhrwerken zu beliefern. Auch ein positiver Analystenkommentar von Keppler stützt den Kurs. Die Bank hat das Kursziel für Swatch auf 425 von 400 CHF angehoben und die Einschätzung «Buy» bekräftigt. Die Titel des Wettbewerbers Richemont verbuchten hingegen einen Minus von 0,2%.
Transocean (-0,7%) notierten trotz eines wohlwollenden Kommentars und einer Kurszielerhöhung durch Barclays leichter. Auf der Verliererliste findet sich die konjunktursensitive Kühne+Nagel, deren Aktie um 3,2% abgibt. Am Freitag hatte Barclays Capital das Papier auf «Underweight» von «Equal Weight» herabgestuft und das Kursziel gesenkt. Bei Logitech (-3,8%) führen weiter Zweifel am Verlauf des Weihnachtsgeschäfts Regie. Auch Adecco (-2,1%), Clariant (-1,6%) und Swiss Life (-1,6%) standen heute unter Druck.
Meldungen zum Steuerstreit mit den USA stützen zeitweise die Bankaktien, die dann aber nach Draghis Äusserungen schnell ins Minus drehten. Dabei hielten sich die UBS (-0,6%) und Julius Bär (-0,1%) noch etwas besser als CS (-0,8%). Laut «SonntagsZeitung» soll sich im Steuerstreit, in dem die CS neben zehn weiteren Instituten involviert ist, eine Globallösung abzeichnen, die die Banken insgesamt 3 Mrd USD kosten soll.
Sonova (-0,7%) erholte sich im Tagesverlauf von anfänglich deutlichen Verlusten. Im frühen Handel hatte das Minus zeitweise 2,6% betragen. Hauptaktionär Andy Rihs hatte in den vergangenen Tagen in mehreren Transaktionen insgesamt 255’000 Aktien des Hörsystem-Herstellers im Gesamtwert von rund 24 Mio CHF verkauft.
Im breiten Markt schloss Phoenix Mecano nach anfänglichen Verlusten unverändert. Das Unternehmen hatte Sonderkosten von rund 4 Mio EUR durch eine Restrukturierung angekündigt. Marktkommentatoren bewerteten die Reorganisation als sinnvoll. Nach Einschätzung der ZKB ist die erneute Bekanntgabe von Einmalkosten insgesamt leicht negativ. Positiv sei aber, dass das Betriebsergebnis – abgesehen von den Sonderkosten – noch immer das Vorjahresniveau erreichen soll.
Acino (+4,0%) legten dagegen merklich zu. Das Unternehmen hat weitere Teile des Schweizer Generika-Spezialisten Mepha zugekauft und damit die Produktion, die Forschung und die Marktpräsenz in Wachstumsregionen gestärkt. Analysten bewerten die Übernahme als eher positiv, allerdings würden Details zur Transaktion fehlten. (awp/mc/ps)