CH-Schluss: SMI vor Zentralbankbeschlüssen schwächer
Zürich – Die Schweizer Aktienbörse hat am Dienstag an den Negativtrend vom Wochenstart angeknüpft und schwächer geschlossen. Zum Schluss konnte der Leitindex die Einbussen noch etwas eingrenzen. Kurz vor den Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwochabend und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Donnerstagmorgen hielten sich die Anleger laut Händlern zurück. Steigende Ölpreise und zunehmende Konjunktursorgen trübten die Stimmung. Dazu komme die Furcht vor einem Shutdown der US-Regierung.
Dem US-Kongress bleibe «äusserst wenig Zeit, ein Haushaltsgesetz zu verabschieden, um den Shutdown der Regierung vor Beginn des Fiskaljahres 2024 (am 1. Oktober) zu vermeiden», kommentierte Pimco. Derweil veröffentlicht das Fed am Mittwochabend die geldpolitischen Beschlüsse. Dabei erwarten die meisten Auguren eine Zinspause. Aber US-Geldhüter werden sich für die Zukunft alle Türen offen halten. Damit könne eine weitere Zinserhöhung noch in diesem Jahr nicht ausgeschlossen werden. Am Tag darauf werden die SNB, von der dagegen mehrheitlich eine Zinserhöhung erwartet wird, sowie die Bank of England und weitere Notenbanken über die Geldpolitik informieren.
Der SMI, der nach einem schwachen Start vorübergehend ins Plus vorgestossen war, schloss 0,20 Prozent tiefer mit 11’068,70 Punkten klar über dem Tagestief von 11’036 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,32 Prozent ein auf 1733,00 und der breite SPI verlor 0,25 Prozent auf 14’514,99 Zähler.
Den 20 Verlierern standen im SLI neun Gewinner gegenüber. Swisscom schlossen unverändert.
Erneut im Mittelpunkt standen die Aktien von Lonza (+1,4%). Die Anteile des Pharmazulieferers konnten sich nur zu einem kleinen Teil vom Kurseinbruch vom Vortag erholen. Nachdem am Montag der überraschende Führungswechsel für einen Kurstaucher von 15 Prozent gesorgt hatte, wurde die Erholung im Späthandel noch von der Mitteilung von Grosskunde Moderna gebremst. Lonza muss die Produktion des Corona-Impfstoffs für den US-Konzern am Standort Visp im dritten Quartal einstellen. Moderna werde den Bedarf künftig aus eigener Produktion decken, teilte die US-Firma mit. Dies dürfte das erschütterte Vertrauen der Investoren in Lonza kaum stärken, meinte ein Händler.
Gefragt waren Aktien von Zinsprofiteuren wie den Vermögensverwaltern Partners Group (+2,1%) und Julius Bär (+0,7%) sowie der Versicherer Swiss Life, Swiss Re (je +1,1%) und Zurich (+0,2%). Versicherer erfreuten sich zudem in Phasen geringerer Risikoneigung seitens der Anleger grösserer Beliebtheit, so ein Händler.
Dagegen fielen SGS (-3,4%) auf ein Mehrjahrestief. Zuletzt hatte Berenberg der Inspektionsfirma ein «derzeit nicht gerade starkes Wachstumsprofil» attestiert. Mit Intertek und Bureau Veritas waren Aktien von Mitbewerbern ebenfalls schwächer.
Die zunehmenden Konjunktursorgen in Europa belasteten neben SGS auch andere zyklische Werte wie VAT (-1,7%), ABB (-1,2%) und Schindler PS (-0,9%). Geberit (-1,2%) setzten den Abwärtstrend vom Vortag im Anschluss an schwache Zahlen zu den Baugenehmigungen in Deutschland fort.
Wachstumswerte wie Straumann (-2,2%), Sonova (-1,4%) und Alcon (-1,2%) büssten ebenfalls Terrain ein.
Die Anteile der Schwergewichte Roche GS (-0,4%), Nestlé (-0,1%) und Novartis (-0,02%) konnten sich zum Schluss etwas erholen, was auch dem SMI eine Stütze gewisse gab.
Unter Druck standen die Uhrenaktien Swatch (-1,0%) und Richemont (-1,8%) – dies trotz der im August gestiegenen Uhrenexporte. Allerdings schwächelte der wichtige Markt China nach wie vor. Bei Richemont wird am Mittwoch die Dividende fällig.
Auf dem breiten Markt stachen Autoneum (-8,5%) und Swiss Steel (-9,5%) negativ hervor. Händler erklärten das Minus bei Autoneum mit dem Start des Anrechtshandels der Kapitalerhöhung. Bei Swiss Steel hielten die Verkäufe an, die am Vortag nach der Kassierung der Jahresziele eingesetzt hatten. (awp/mc/hfu)