Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag zum zweiten Mal in Folge klar im Plus geschlossen und sich damit weiter von den krisenbedingten Verlusten in den Tagen davor erholt. Die wichtigsten Indices waren dank guter Vorgaben bereits deutlich im Plus gestartet und konnten in der Folge die Avancen gar noch ausbauen.
Am Nachmittag hielten sich die Bewegungen dann weitgehend in Grenzen, bis die Schlussauktion die Titel nochmals ein gutes Stück nach oben katapultierte.
Händler erklärten die angesichts der Probleme im Euroraum insgesamt sehr gute Stimmung vor allem mit den gestiegenen Hoffnungen am Markt, dass in der Euro-Schuldenkrise schon bald Lösungen präsentiert werden könnten. Etwas unterschiedlich ausgelegt wurde am frühen Nachmittag der Zins-Entscheid der Europäischen Zentralbank EZB. Der scheidende Präsident Jean-Claude Trichet hatte den Forderungen nach einer Zinssenkung in seiner letzten Sitzung stand gehalten und vor Abwärtsrisiken für die Wirtschaft gewarnt, was etwas auf die Stimmung gedrückt habe, wie es hiess. Gleichzeitig sei aber der Kauf von «gedeckten Anleihen» angekündigt worden, um die Banken mit Liquidität zu versorgen, was die Märkte wieder beruhigt habe.
Zum Handelsschluss stand der SMI mit einem Plus von 2,45% auf 5’640,07 Punkte auf Tageshoch. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg derweil sogar um 2,93% auf 841,41 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 2,43% auf 5’094,71 Zähler.
Zykliker und Finanzaktien gehörten wie meist in Phasen von verbesserter Stimmung an den Märkten wieder zu den grössten Gewinnern. Klarer Leader waren die Papiere des Personalvermittlers Adecco mit einem Plus von 7,2%. Aber auch Syngenta (+6,0%) oder Logitech (+4,1%) stiegen stark an. Für diese beiden Titel hat die Bank Vontobel das Kursziel erhöht. Aber auch ABB (+4,1%), Schindler (+3,8%) oder die beiden Luxusgütertitel Richemont (+3,8%) und Swatch (+3,1%) profitierten.
Bei den Finanzwerten waren Swiss Life (+5,2%) die grössten Gewinner, aber auch die Grossbanken CS (+4,6%) und UBS (+4,5%) präsentierten sich überdurchschnittlich stark. Die UBS hat nach dem Betrugsskandal in London weitere personelle Konsequenzen gezogen. So mussten die beiden Co-Leiter des weltweiten Aktiengeschäfts gehen. Swiss Re (+4,3%), Baloise (+3,9%) und ZFS (+3,9%) folgten als nächste im Verfolgerfeld.
Die Indexschwergewichte Roche (+1,2%), Novartis (+1,8%) und Nestlé (+1,6%) konnten zwar ebenfalls deutlich zulegen, wirkten aber wegen ihrer defensiven Ausrichtung an diesem Handelstag als leichte Bremse für den Index. Für einmal gab es bei den 30 Blue Chips mit Nobel Biocare (-1,6%) und Actelion (-0,3%) lediglich zwei Verlierer. Die Papiere von Nobel wurden von der Citigroup auf «Verkaufen» zurückgestuft. Die Papiere des Konkurrenten Straumann wurden ebenfalls auf «Sell» zurückgenommen und gaben um 0,6% nach.
Derweil zeigten sich Transocean (+3,6%) von einer Senkung des Kreditratings durch Standard & Poor’s um eine Stufe wenig beeindruckt.
Im breiten Markt gehörten u.a. Sika (+7,5%) zu den grössten Gewinnern. Das Unternehmen hat die spanische Bodenbelagsspezialistin Copsa, an welcher sie bereits 34% hielt, ganz übernommen. Die Bauchemie- und Klebstoffherstellerin habe wahrscheinlich die Marktstellung in Spanien und Portugal zu einem attraktiven Preis stärken können, meinten Marktbeobachter. Aber auch andere konjunktursensitive Werte wie etwa Sulzer (+8,5%) oder Schmolz+Bickenbach (+6,8%) konnten stark zulegen.
Galenica (+3,1%) erhielt von der EU- und Schweizer Wettbewerbsbehörden die Bewilligung für das Joint Venture mit Fresenius Medical Care. Das Gemeinschaftsunternehmen Vifor Fresenius Medical Care Renal Pharma könne nun den geplanten Ausbau seiner Geschäftstätigkeit in der Behandlung von Nierenpatienten mit Eisenmangel in Europa und in weiteren Ländern fortsetzen, hiess es.
Die Aktien von Basilea (+6,3%) profitierten von Avancen der Grossaktionärin HBM. Diese will drei von ihr benannte, aber unabhängige Vertreter in der Basilea-VR wählen lassen, ausserdem verlangt sie die Prüfung eines Aktienrückkaufprogramms.
Der Telemedizinanbieter LifeWatch (+4,8%) machte ein Abkommen mit dem amerikanischen Ärztenetzwerk Heritage Provider Network in Südkalifornien bekannt, was positiv aufgenommen wurde. (awp/mc/pg)