Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einem volatilen Verlauf im Minus geschlossen. Nach negativen Vorgaben aus Übersee und Asien hatte die hiesige Börse zwar fester eröffnet. Aufgrund der hohen Nervosität an den Märkten pendelten die wichtigsten Indices im Handelsverlauf mehrheitlich um den Nullpunkt, um schlussendlich tiefer zu schliessen. Ein Händler fasste die Stimmung in einem Kommentar mit «vornehme Zurückhaltung» zusammen. Die Anleger würden weiterhin auf die Zinsdifferenzen im Euroraum schauen. Deutlich werde alleine, dass die EU-Beschlüsse von vor zwei Wochen ihr Ziel, die Märkte zu stabilisieren, verfehlt hätten, so der Marktteilnehmer weiter.
Die Schuldenkrisen in Europa und den USA standen am Dienstag weiterhin im Fokus. Das Scheitern der überparteilichen Kommission, die Lösungsvorschläge für einen Abbau des enormen US-Staatsdefizits machen sollte, sei weder unerwartet gekommen noch habe es unmittelbare Auswirkungen, hiess es. In Europa werde die Uneinigkeit zwischen Deutschland und anderen Staaten über die weiteren Schritte in der Euro-Krise genau beobachtet. Am Nachmittag publizierte Daten zum US-BIP, welche etwas schlechter ausfielen als erwartet, belasteten die Börsen in den USA und in Europa.
Der wichtigste Schweizer Börsenindex SMI schloss mit einem Minus von 0,54% auf 5’447,66 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 0,56% auf 811,21 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,53% auf 4’939,67 Punkte.
Die Nachrichtenlage bei den Schweizer Blue-Chip-Werten war am Dienstag dünn gesät. Der Duftstoffhersteller Givaudan (+4,0%) informierte auf einer Roadshow im schottischen Edinburgh Investoren und Fachleute über die Lage des Unternehmens, was vom Markt positiv aufgenommen wurde und die Papiere an der Spitze des Bluechips-Tableaus schliessen liess. Ebenfalls deutlich höher notierten Lonza mit plus 1,3% und Syngenta mit plus 1,1%.
Die Veröffentlichung der Daten zu den Uhrenexporten rückte die Luxusgüterhersteller in den Fokus. Die Exporte stiegen im Oktober um über 17% gegenüber dem Vorjahr, Analysten bewerteten die News als kursstützend. Trotzdem schlossen Swatch (-1,3%) und Richemont (-1,9%) am Ende mit klaren Verlusten.
Holcim (-0,8% auf 48,73 CHF) profitierten nur in der ersten Handelshälfte von einer Analysteneinschätzung. Die Experten von JP Morgan haben sich den gesamten Sektor der Baumaterialhersteller näher angesehen und die Kursziele für mehrere Unternehmen angehoben. Für Holcim wurde ein Kursziel von 58,20 CHF genannt nach zuvor 54 CHF und die Anlageempfehlung wurde mit «Overweight» bestätigt.
Bei den Finanzwerten legten Julius Bär (+1,7%) deutlich zu, während Credit Suisse (-1,3%) und UBS (-2,1%) verloren. Abwärts ging es auch für die Assekuranzwerte von ZFS (-1,2%), während Swiss Re (+0,3%) zulegen konnten.
ABB (-0,9%) gaben nach freundlichem Start ebenfalls nach. Nach einer Medienveranstaltung in Afrika sind zu dem Unternehmen eine Reihe von Hintergrundberichten veröffentlicht worden. Der Ölbohrausrüster Transocean (+0,1% auf 41,67 CHF) wurde heute mit einem Dividendenabschlag gehandelt. Das Unternehmen hat für das dritte Quartal 0,79 USD pro Aktie an die Aktionäre ausgeschüttet. Klarer Tagesverlierer bei den Zyklikern waren indes Clariant (-2,8%), gefolgt von Adecco (-2,5%).
Nestlé schlossen 0,1% tiefer. Der Nahrungsmittelkonzern investiert 83 Mio CHF in eine Getränkefabrik in Brasilien. Das Werk soll rund 1’000 Menschen beschäftigen und ist bereits das 31. Werk des Lebensmittelkonzerns in dem südamerikanischen Staat. Deutliche Einbussen verzeichneten die Pharmaschwergewichte Roche (-0,4%) und Novartis (-0,9%), was den SMI klar belastete.
Bei den Nebenwerten standen unter anderem OC Oerlikon (-0,2%) im Mittelpunkt. Das Unternehmen organisiert den Bereich Textilmaschinen- und Komponenten um und fasst die derzeit fünf Geschäftseinheiten zu drei Business Units (BUs) zusammen. Analysten kommentierten die Massnahmen als einen logischen Schritt, angesichts der Konzentration des Geschäfts in der Region.
Die Aktien der Elektronikgruppe Carlo Gavazzi (-2,9%) reagierten mit Abschlägen auf die Vorlage der Halbjahreszahlen. Der Auftragseingang ist um 33% zurückgegangen, der Reingewinn erreichte 7,1 Mio CHF. Grösste Verlierer waren indes Mondobiotech (-35,4%), grösste Gewinner die Papiere der Banque Profil de Gestion mit einem Plus von 23,9%. (awp/mc/ps)