Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach dem rasanten Anstieg der letzten beiden Tage wieder nach unten korrigiert. Belastet wurde der Schweizer Markt vor allem von Abgaben der schwergewichtigen defensiven Titel. Am Nachmittag wurden die Stimmung zudem von schwachen US-Konjunkturdaten und einer richtungslosen US-Börse im Minus gehalten.
Im Handel wurde von einer Verschnaufpause mit einigen Gewinnmitnahmen gesprochen: Ob es zu einer deutlicheren Korrektur kommen werde, müsse sich erst noch zeigen. Die Bewertungen seien mittlerweile zwar nicht mehr so günstig wie noch im Herbst 2012, hiess es in einem Kommentar einer grösseren Schweizer Bank. Im Mehrjahres-Vergleich und relativ zu anderen Anlagekategorien seien sie aber noch immer attraktiv.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,68% tiefer bei 8’256,15 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab 0,26% auf 1’247,81 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor 0,59% auf 7’755,08 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 17 tiefer, 11 höher und 2 unverändert.
Die deutlichsten Verluste unter den Bluechips mussten Zurich (-3,3%) hinnehmen. Der Versicherungskonzern hatte mit seinem vorbörslich vorgelegten Quartalsergebnis die Erwartungen leicht enttäuscht; Analysten hatten im Vorfeld vor allem mit einem etwas höheren Gewinn gerechnet. Nach dem zuletzt starken Anstieg dürften gemäss Beobachtern einige Anleger ihre Gewinne mitgenommen haben.
Auch Swiss Prime Site (-1,3%) zeigten sich nach Quartalszahlen schwach. Gemäss Analystenkommentaren war die Geschäftsentwicklung des Immobilienunternehmens in den ersten drei Monaten von Licht und Schatten geprägt. Die Gewinnzahlen lagen sowohl über den Vorjahreswerten als auch den Markterwartungen. Die Mieterträge haben allerdings die Prognosen verfehlt.
Bei den defensiven Schwergewichten gaben die am Vortag noch starken Nestlé (-1,8%) nun deutlich ab. Auch Novartis (-1,2%) schlossen tiefer. Ein Sprecher des Pharmakonzerns dementierte am Donnerstag Medienberichte, wonach das Unternehmen an einer Übernahme des US-Generikaherstellers Actavis interessiert sei. Roche (-0,7%) erhielten zu Handelsbeginn von positiven Produktenews Unterstützung, drehten danach aber ebenfalls in die Verlustzone.
Klar im Minus schlossen auch ABB (-0,9%). Die Titel des Elektrotechnikkonzerns wurden von einer Ratingsenkung durch Citigroup auf «Neutral» von bisher «Buy» belastet. Die Analysten der US-Grossbank begründen die Rückstufung mit dem starken Kursverlauf seit Jahresbeginn, aber auch mit dem jüngst bekanntgegebenen Abgang des CEO.
Bei den Finanzwerten konnten Julius Bär (+1,8%) klar zulegen. Nach der Vorlage des 4-Monate-Zwischenergebnisses am Vortag erhöhte das Aktienresearch von Morgan Stanley das Kursziel für die Aktie, bestätigte aber gleichzeitig das Rating «Equalweight». Auch die Bank Berenberg blieb mit dem bekräftigten Rating «Hold» vorsichtig. Die Grossbankentitel CS (-0,5%) und UBS (-0,6%) gaben nach.
An der Spitze der Bluechips-Liste standen Richemont mit einem Plus von 7,6%. Der Luxusgüterkonzern hatte am Donnerstagmorgen einen glänzenden Jahresabschluss vorgelegt. Auch wenn die Eckwerte bereits bekannt waren, zeigten sich die Marktteilnehmer insbesondere von der deutlich höheren Dividende angetan. Laut Marktkreisen dürften einige Anleger auf schwächere Ergebnisse getippt haben und müssten jetzt zukaufen. Im Sog von Richemont schlossen Swatch (+2,4%) stark.
Im breiten Markt konnten Gategroup (+7,8%) nach positiv aufgenommenen Quartalsdaten stark zulegen. Der Flugzeug-Caterer hat beim Umsatz klar zugelegt, ist aber in den roten Zahlen geblieben. Gut aufgenommen wurde laut Marktteilnehmern die Bestätigung des Ausblicks angesichts des schwierigen Umfelds. Tiefer schlossen die Züblin-Titel (-2,5%) nach der Präsentation der definitiven Jahresergebnisse durch das Immobilienunternehmen. Die Titel des Industrieunternehmens Tornos sanken 5,7%, nachdem sie am Vortag noch um 46% zugelegt hatten. (awp/mc/ps)