Zürich – Die Schweizer Börse hat am Mittwoch im Minus, aber klar über den Tagestiefständen geschlossen. Nachdem die Indizes am Vormittag stark nachgegeben hatten, machten sie am Nachmittag einen Teil ihrer Verluste im Sog anziehender US-Börsen wieder gut. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen mehrere Jahresabschlüsse von Schweizer Unternehmen.
Die Lage im Nahen Osten und vor allem die weiter steigenden Ölpreise belasteten aber die Stimmung noch immer, hiess es im Handel. In den USA wurden dagegen besser als erwartet ausgefallene Daten des Arbeitsmarkt-Dienstleisters ADP zum US-Arbeitsmarkt positiv aufgenommen. Die ADP-Daten gelten als Indikator für den am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung.
Der Leitindex SMI schloss um 0,41% tiefer auf 6’592,07 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 0,43% auf 1’052,94 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) ging um 0,65% auf 5’923,29 Zähler zurück.
Die grössten Verluste der SMI/SLI-Titel mussten am Mittwoch Swiss Life (-3,3%) hinnehmen. Der grösste Schweizer Lebensversicherer hatte am Morgen seine Jahresresultate vorgelegt und damit die Prognosen der Analysten zum Teil verfehlt: Händler sprachen denn auch von «durchzogenen Zahlen». Allerdings wurde auch die starke Avance der Aktie in den letzten Monaten zur Begründung der Abgaben ins Feld geführt.
Auch Swiss Re (-1,9%) zählte zu den Verlierern. Der Rückversicherer hatte vorbörslich eine erste Schadensberechnung zum Erdbeben in Neuseeland vorgenommen und damit europaweit Kursabgaben in den Titeln der Branche ausgelöst. Er rechnet aufgrund der gegenwärtig verfügbaren Informationen aus Christchurch mit einer Belastung von ungefähr 800 Mio USD für sich, der Gesamtschaden für die Versicherungswirtschaft wird auf 6 und 12 Mrd USD veranschlagt.
Deutliche Abschläge mussten auch Roche (-1,3%) hinnehmen, obwohl der Pharmakonzern am Morgen eigentlich mit der Zulassung des Medikaments Avastin bei Brustkrebs in der EU positive Neuigkeiten aufzuweisen hatte. Die Titel der Branchenkollegin Novartis verloren 0,3%. Actelion (-1,2%) gaben stark nach. Der britische Hedgefund Elliott Advisors hatte in einem Zeitungsinterview seine Kritik und die Forderung nach Rücktritten im Verwaltungsrat bekräftigt.
Holcim (-0,4%) schlossen nach der Vorlage von Jahreszahlen tiefer. Der Zementhersteller hatte die unterschiedlichen konjunkturellen Entwicklungen in den verschiedenen Regionen der Erde zu spüren bekommen. Analysten kommentierten die Zahlen allerdings mehrheitlich freundlich.
Adecco (-1,0%) gaben im Vorfeld der Publikation der Jahreszahlen am Donnerstag deutlich nach. Dagegen vermochten sich Transocean (-0,6%), die den ganzen Tag über deutliche Verluste aufwiesen, mit dem Börsenbeginn in den USA zu stabilisieren.
Ein gemischtes Bild gaben die Banken ab. So gehörten CS (-0,7%) zu den deutlichen Verlierern. Am Markt wurde auf erste Spekulationen um die Ergebnisse für das erste Quartal 2011 verwiesen. UBS (+0,9%) gehörten dagegen zu den Gewinnern des Börsentags. Am Markt kursierten Gerüchte, die Nationalbank könnte am Donnerstag Aussagen zur Rückführung des Darlehens an den Stabilitätsfonds machen. Julius Bär (+1,0%) verzeichneten am Mittwoch die stärksten Avancen.
Im breiten Markt verzeichneten die Aktien des US-Ölserviceunternehmens Weatherford (-14,5%) einen regelrechten Absturz. Das Unternehmen hatte vorbörslich einen Buchhaltungsfehler im grösseren Stil vermelden müssen. Danach müssten die Finanzberichte für die Jahre 2007 und 2010 im Umfang von 100 bis 150 Mio CHF pro Jahr angepasst werden.
Unter den SPI-Werten verloren zudem Austriamicrosystems (-2,1%) nach Vorlage der Jahreszahlen. Dagegen schlossen die Aktien von Affichage unverändert, obwohl die am Mittwoch vorgelegten Resultate für 2010 deutlich hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben waren. (awp/mc/gh)