CH-Schluss: Tiefer – US-Arbeitsmarktdaten belasten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag deutlich tiefer geschlossen. Grund waren hauptsächlich die schlechter als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktzahlen, die am frühen Nachmittag veröffentlicht wurden. Die schlechten Zahlen wogen umso mehr, als am Vortag gute Konjunktur-Daten die Erwartungshaltung erhöht hatten, sagte ein Händler. Im Morgenhandel hatte die hiesige Börse noch leicht fester tendiert. Im Monat Juni hatte die US-Beschäftigung gegenüber dem Vormonat lediglich um 18’000 zugelegt, Analysten hatten im Vorfeld dagegen mit einem viel stärkeren Zuwachs von 104’000 Stellen gerechnet.
Ausserdem stieg die Arbeitslosenquote im Juni überraschend auf 9,2% nach 9,1% im Monat Mai. Später publizierte US-Daten zum Grosshandel für den Mai gaben ebenfalls keine positiven Impulse.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor 0,94% auf 6’152,69 Punkten, im Wochenvergleich verlor der Index 1,4%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verringerte sich um 1,12% auf 955,46 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,87% auf 5’660,40 Zähler.
Zu den wenigen Titel, die noch im Plus schlossen zählten Givaudan (+0,4%), Lonza (+0,2%), Actelion (+0,2%) und Syngenta (+2,1%). Givaudan werden im September in den SMI aufgenommen, Lonza müssen den Index dagegen verlassen, wie die SIX nach Börsenschluss noch mitteilte.
Novartis (-0,2%), welche den grössten Teil des Tages im Plus notierten, drehten gegen Handelsende ebenfalls ins Minus. Der Pharmakonzern hat positive Studienergebnisse mit Afinitor publiziert. Das Krebsmedikament hat bei der Behandlung tuberöser Sklerose den primären Endpunkt erreicht. Zulassungsrelevante Daten wurden aber bereits 2010 veröffentlicht, weshalb die Schätzungen nicht beeinflusst würden, hiess es unter Analysten.
Die anderen Pharmaschwergewichte Roche (-1,2%) verbilligen sich noch deutlicher. Einerseits wurde der Sektor von einer Abstufung durch die Citigroup belastet. Andererseits hat die Absicht des US-Pharmariesen Pfizer, für zwei ihrer vier Divisionen strategische Alternativen zu suchen, Übernahmespekulationen aufkeimen lassen. Als potenzieller Interessent für die Kindernahrungs-Division wurde unter anderem Nestlé (-0,4%) genannt; Analysten kolportieren einen Kaufpreis im zweistelligen Milliardenbereich.
Die grössten Verlierer fanden sich unter den zyklische Papieren: So verloren die in der ersten Handelshälfte starken Weatherford 1,3% und Transocean 1,5%, nachdem der Ölpreis als Reaktion auf die schlechten Daten massiv gesunken war. Grösster Verlierer waren aber die Papiere der stark im Temporärarbeitsmarkt tätigen Adecco (-3,7%), gefolgt von Logitech (-3,3%) und Holcim (-2,3%). Die UBS hat ihr Kursziel für den Zementhersteller auf 68 von 70 CHF gesenkt.
Aber auch der Bankensektor litt, hier kamen noch zusätzlich aufkeimende Sorgen über eine mögliche Ausdehnung der Schuldenkrise auf Italien hinzu. UBS verloren 2,8%, CS gaben 1,7% nach. Im Vorfeld der Zahlen zum zweiten Quartal haben die Experten der Deutschen Bank ihre Schätzungen für die beiden Grossbanken überarbeitet und in der Folge für beide Titel das Kursziel zum Teil deutlich gesenkt. Während Credit Suisse zum Kauf empfohlen werden, lautet das Rating für die UBS ‹Hold›. Julius Bär sanken um 2,9%.
Im breiten Markt wurden Sika (-1,0% oder -12,60 CHF) Ex-Nennwertrückzahlung von 8,40 CHF gehandelt. Der Bauchemiehersteller hatte am Vorabend eine Akquisition vermeldet: Er übernimmt einen Zulieferer, der vor dem finanziellen Aus stand.
Weiter im Fokus standen der in Zahlungsschwierigkeiten steckende Kupferprodukte-Hersteller Swissmetal (-25,5%). Das Unternehmen prüft verschiedene Massnahmen zur Rettung, hat jedoch gleichzeitig vorsorgliche Massnahme für Massenentlassungen eingeleitet. Das Unternehmen informierte gestern Nachmittag über die neuesten Entwicklungen.
Die grössten Gewinner waren Victoria-Jungfrau (+6,4%), gefolgt von Absolute Private Equity (+4,6%). (awp/mc/ps)