CH-Schluss: Über Tagestief schwächer
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag über Tagestief deutlich schwächer geschlossen. Belastet wurde die Börse vor allem von den erneut stärkeren Sorgen um den Euro. Auch wird von der am Dienstag beginnenden zweitägigen Sitzung der US-Notenbank Fed nichts Neues erwartet. Die grössten Abgaben verzeichneten so vor allem Finanzvaloren und konjunktursensitive Werte, wobei sich die Anleger in der Schlussauktion nochmals von der vorsichtigen Seite zeigten.
In der Eurozone stand während des Börsenhandels die von Griechenland dringend benötigte Finanzhilfe einmal mehr auf der Kippe. News zur Lage in Athen erhofften sich die Börsianer erst von einer am Montag nach Börsenschluss stattfindenden Telefonkonferenz zwischen dem griechischen Finanzminister und Spitzenfunktionären des IWF, der EU-Kommission und der EZB. Zudem überprüft die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit Italiens auf eine mögliche Herabstufung.
Der Leitindex SMI schloss um 1,69% tiefer auf 5’360,56 (Tagestief: 5’347) Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 2,20% auf 805,79 Zähler und der Swiss Performance Index (SPI) um 1,73% auf 4’895,18 Punkte.
In der letzten Handelsphase drückte auch eine schwächer einsetzende New Yorker Börse auf die Kurse. So wird vom Fed keine weiteres «quantitative easing» erwartet und die von US-Präsident Barack Obama geplante Reichtumssteuer dürfte es im Kongress schwer haben.
Vor diesem Hintergrund erlitten Finanz– und zyklische Aktien die prozentual grössten Verluste. Unter den Bankvaloren verloren CS (-6,2%) markant, nachdem sie sich in der Vorwoche noch stark erholt hatten. Wenig Einfluss auf den Kurs schien dabei die Einigung der CS mit der Staatanwaltschaft Düsseldorf im Steuerstreit mit Deutschalnd zu haben, die von Bankanalysten begrüsst wurde.
UBS (-1,9%) hielten sich besser. Am Sonntag hatte die Grossbank angekündigt, dass sie aus dem Betrugsfall neu einen Verlust von 2,3 Mrd USD erwartet statt der bisher geschätzten 2 Mrd. Der Vorfall sei ein Rückschlag in den Bemühungen, die Reputation und das Kapital aufzubauen. Die Strategie in der Investment Bank werde überprüft, so CEO Oswald Grübel. Händlern zufolge hatten denn Spekulationen über eine Abtrennung der Investment Bank den Kurs gestützt.
Weitere grössere Verlierer aus dem Finanzsektor waren – auch im Zuge eines möglichen Downratings Italiens – die Assekuranzwerte Swiss Re (-4,7%), ZFS (-4,2%) und Swiss Life (-3,6%).
Unter den ebenfalls deutlich tieferen konjunktursensitiven Valoren fielen Logitech (-4,8%) auf, die gemäss Marktbeobachtern auch unter Baissespekulationen gelitten hatten. Holcim (-4,0%) verloren ebenfalls stark. Die Aktie des Zementkonzerns Holcim konnte dabei kaum davon profitieren, dass die russische Eurocement ihre Beteiligung auf über 10% angehoben hat, von rund 6,5%.
Weitere grössere Verlierer waren ABB (-3,8%), Clariant (-3,7%), Adecco (-3,5%) sowie die Luxusgüteraktien Richemont (-3,9%) und Swatch (-3,0%)
Lonza (-3,1%) wurden im SMI infolge von Indexanpassungen durch Givaudan (-0,5%) abgelöst. Im SLI wurden die Papiere des Öldienstleister Weatherford (-3,2%) mit den Partizipationsscheinen von Schindler (-0,7%) ausgetauscht.
Die Index-Schwergewichte Roche (-1,8%) gaben durchschnittlich nach, während Novartis (-0,8%) und Nestlé (-0,1%) besser weg kamen. Roche kündigte am Montag «vielversprechende» Daten zu verschiedenen Krebsmedikamenten an. Bereits am Freitagabend veröffentlichte Novartis auf einem Rheuma-Kongress in Belgien gute Ergebnisse aus einer zweiten Phase-III-Studie zum Arthritis-Medikament Ilaris.
Sonova (+0,3%) schlossen als einzige Titel im SMI/SLI höher.
Im breiten Markt können Kaba (+0,2%) von über den Erwartungen liegenden Jahreszahlen 2010/11 profitieren. Dank dem Verkauf einer Geschäftseinheit konnte der Gewinn deutlich gesteigert werden. Die Aktionäre dürfen sich auf eine gegenüber dem Vorjahr verdoppelte Dividende freuen.
Der Reisekonzern Kuoni (-2,6%) passt derweil nach der Übernahme von GTA die Konzernstruktur an und bestätigt die Jahresziele. Die Anpassung der Struktur sei eine logische Folge des GTA-Kaufs, heisst es in einem Händlerkommentar. Erfreulich sei dabei, dass der Fokus auf die Aktivitäten in Asien gelegt werde.
Swissmetal verloren mit 11,9% am meisten. Weiter gaben Temenos um 7,4% nach. Morgan Stanley hat das Rating auf «Equalweight» von bisher «Overweight» gesenkt. Auf der Gegenseite stiegen LifeWatch um 20,1% oder Bachem um 8,5%.
Index-Veränderungen gab es auch im SMIM. Lonza, Dufry (+1,6%) und Partners Group (-0,3%) kommen rein. Givaudan, Panalpina (-2,2%) und Barry Callebaut (+1,2%) fallen raus. (awp/mc/ps)