Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag wenig verändert geschlossen, nachdem er den ganzen Tag über noch im Minus tendiert hatte. Weltweit belasteten Sorgen um eine Abkühlung der Weltwirtschaft die Märkte, was sich in den nachgebenden Rohstoff- und Ölpreisen äusserte. Auch an den Aktienbörsen würden vermehrt Gewinne mitgenommen, hiess es bei Händlern. Die Schweizer Börse profitierte von Kursgewinnen ihrer defensiven Schwergewichte und konnte sich für einmal besser behaupten als die anderen europäischen Hauptbörsen.
Unter Abgabedruck gerieten dagegen insbesondere die Versicherungstitel, zudem litten generell die konjunkturabhängigen Titel. Deutliche Verluste erlitten die Aktien von Julius Bär nach einem ungnädig aufgenommenen Zwischenbericht zu den ersten vier Monaten des Jahres.
Das Blue-Chips-Barometer SMI schloss mit 6’562,59 Punkten praktisch auf dem Schlusskurs des Vortages. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,32% auf 1’030,05 und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab um 0,07% auf 6’046,77 Zähler nach.
Die Aktien von Julius Bär (-2,2%) verzeichneten die stärksten Verluste im SMI, schlossen aber über dem Tagestief. Der Vermögensverwalter hatte vorbörslich im Zwischenbericht für die ersten vier Monate über eine «solide» Neugeldentwicklung berichtet und einen Anstieg der verwalteten Vermögen um 2% ausgewiesen. Die Anleger hätten sich im Vorfeld jedoch eine bessere Entwicklung erhofft, begründeten Händler den Kursrückgang.
Deutlich tiefer schlossen auch die Titel der Versicherer Swiss Life (-1,9%), ZFS (-1,4%) und des Rückversicherers Swiss Re (-1,8%). In einer Goldman-Sachs-Studie zum europäischen Versicherungssektor äusserten sich die Analysten kritisch über eine Erholung der Prämien in der Rückversicherungsbranche nach den verschiedenen Naturkatastrophen. Bei den Grossbankentiteln erlitten UBS (-0,5%) Verluste, während CS unverändert schlossen.
Starke Abgaben erlitten auch Richemont (-1,3%) und Swatch (-1,1%). Am Markt wurde von Gewinnmitnahmen gesprochen, nachdem die Luxusgütertitel zuletzt von guten Zahlen der Konkurrenz profitieren konnten. Auch die zyklischen Adecco (-1,4%) gehörten zu den Tagesverlierern. Die Syngenta-Titel (-0,8%) dürften speziell direkt von der Korrektur an den Agrarmärkten belastet worden sein, hiess es bei Marktbeobachtern.
Clariant schlossen 0,4% im Minus, obwohl die Analysten von Citigroup ihr Rating auf «Buy» von «Hold» erhöht hatten. Im Markt wurde von einem grösseren Verkaufsauftrag für die Aktien gesprochen. Weitere Abgaben erlitten auch Logitech (-0,9%). Das Aktienresearch von Merrill Lynch senkte seine Gewinnerwartungen und das Kursziel für den Computerzubehörhersteller.
Deutliche Unterstützung boten dem Schweizer Markt die schwergewichtigen defensiven Titel. So verbesserten sich die Nestlé-Aktien um 0,7%. Ebenfalls im Plus beendeten die Pharmawerte Novartis (+0,7%) und Roche (+0,2%) den Börsentag. Auch Givaudan (+0,6%) konnten Avancen verzeichnen, nachdem die Aktien in den letzten Tagen unter Abgabedruck geraten waren. Gegen Ende des Handelstages drehten zudem Transocean (+0,3%) ins Plus.
Im breiten Markt sackten die Aktien des Telemedizinanbieters LifeWatch (-9,0%) im Anschluss an die Publikation des Quartalberichts regelrecht ab. LifeWatch musste einen klaren Umsatzrückgang und ein nach wie vor «rotes» Reinergebnis vermelden und enttäuschte damit auch die Erwartungen des Marktes. Die Aktien des Komponentenherstellers Schaffner schlossen 1,5.% tiefer, obwohl das Unternehmen Halbjahreszahlen vorlegte, die im Rahmen der Erwartungen und beim Gewinn sogar leicht darüber ausfielen. (awp/mc/ps)