CH-Schluss: Wieder über 5’500 Punkten
Zürich – Am Tag Eins nach der historischen Intervention der Nationalbank auf dem Devisenmarkt mit der Festsetzung eins Mindestkurses zum Euro von 1,20 CHF hat der Schweizer Aktienmarkt erneut deutlich im Plus geschlossen. Insbesondere zyklische Titel, die in den letzten Wochen teils massive Verluste hinnehmen mussten, legten zu. Zu einer technischen Erholung kam es aber nicht nur in der Schweiz, sondern auch an den Börsen weltweit.
Nachdem die Gewinne bis zum Mittag von den anfänglichen Höchstständen etwas zurückgekommen waren, erhielt der Markt mit der freundlichen Eröffnung in den USA neue positive Impulse. In Übersee setzen Anleger ihre Hoffnung einmal mehr auf die Politik. Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit plant US-Präsident Barack Obama laut US-Medien offenbar ein 100 Mrd USD schweres Programm zur Ankurblung der Wirtschaft. Die Arbeitslosenzahlen seien derzeit das politisch dringendste Thema, ein nachhaltiger Wirtschaftsaufschwung in den USA würde aber auch den Druck auf die Finanzmärkte reduzieren, hiess es.
Zum Schluss legte der SMI 2,50% auf 5’501,26 Zähler zu. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index erhöhte sich um 3,42% auf 826,09 Punkte und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 2,63% auf 5’008,87 Zähler.
An der Spitze der Bluechips-Tabelle schossen die Valoren von Clariant (+9,7%). Die Titel hatten am Montag nach einer Gewinnwarnung, notabene wegen der Frankenstärke, über 16% eingebüsst. Seit Dienstag haben Clariant nun aber einen grossen Teil der Abgaben wieder aufgeholt.
Mit massiven Aufschlägen brillierten auch Richemont (+7,3%). Der Luxusgüterkonzern publizierte am Berichtstag die Umsatzzahlen für die ersten fünf Monate des laufenden Geschäftsjahres. Dabei wurden die Erwartungen des Marktes deutlich übertroffen. Das Wachstum sei von der Entwicklung in Asien (ex Japan) beflügelt worden, so ein Analyst. Gute Nachrichten für die Luxusgüterhersteller sei auch der höhere EUR/CHF-Kurs, da ein Grossteil der Produktion in der Schweiz anfällt. In der Folge legten auch Swatch mit 5,4% deutlich zu.
Die bereits am Vortag haussierenden Erdöltitel Weatherford (+7,5%) und Transocean (+6,5%) notierten ebenfalls wieder fester. Die Papiere des Tiefsee-Erdölbohrkonzern Transocean hatten am Dienstag deutliche 12% zugelegt, diejenigen von Weatherford 8%.
Unter den weiteren konjunktursensitiven Titeln setzten sich insbesondere Logitech (+6,7%), Adecco (+6,5%), Lonza (+5,7%) und Holcim (+4,5%) mit markanten Aufschlägen in Szene.
Anklang fanden auch die Papiere von Sonova (+3,1%), obwohl der Hörgerätehersteller am Vortag die Umsatzprognose weiter reduziert hat. Laut dem CFO Paul Thompson rechnet Sonova aufgrund der Frankenstärke neu mit Umsatzeinbussen für das Geschäftsjahr 2011/12 von 15% bis 16%. Damit wird die bisherige Guidance einer Umsatzeinbusse von 10% nach unten angepasst.
Gesucht waren zudem Bankaktien. Credit Suisse legten 4,9% zu und UBS 4,6%. Weniger gross waren die Gewinne bei Julius Bär (+3,1%). Die Papiere hatten an der gestrigen Erholungsbewegung unterdurchschnittlich partizipiert, da die Bedrohung durch das Ultimatum der USA im Steuerstreit mit der Schweiz das Sentiment für die Branche belastet.
Gestützt wurde die Erholung auch von Novartis (+2,8%); Roche (+0,9%) entwickelten sich etwas zaghafter. Für das SMI-Schwergewicht Nestlé (+0,5%) hatten Goldman Sachs und Exane BNP Paribas ihr Kursziel angehoben.
Aus der zweiten Reihe hatten Myriad (+2,0%) und Jungfraubahn (-0,3%) Zahlen präsentiert. Während Myriad enttäuschende Zahlen publizierte, hat die Jungfraubahn mit ihrem Ergebnis für das erste Halbjahr die Erwartungen des Marktes übertroffen.
Mit an der Spitze standen Orascom (+13,5%). Dem Mehrheitsbesitzer Samih Sawiris ist ein Vergleich mit der ägyptischen Finanzaufsichtsbehörde gelungen. Das Urteil über eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren wurde aufgehoben. (awp/mc/pg)