Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Dienstagmittag deutlich leichter und hat seine Abgaben seit dem Morgen ausgeweitet. Lediglich festere Nestlé-Aktien verhindern einen stärkeren Rutsch ins Minus. Die zuletzt gute Laune wird Marktteilnehmern zufolge von der anhaltenden Hängepartie in Griechenland verdorben. Angesichts der anhaltenden Unsicherheit in der Eurozone komme es zu Gewinnmitnahmen. Auch Portugal sei wieder zunehmend ein Thema an den Finanzmärkten, hiess es im Handel. Es sei von einem zweiten Rettungspaket die Rede, das notwendig werden könnte.
Positive Nachrichten, wie der deutlich aufgehellte Einkaufsmanager in der Eurozone, werden an der Börse geflissentlich ignoriert. Dafür wird bei negativen Zwischentönen wieder genau hingehört: ABB verlieren nach schwachen Zahlen des Mitbewerbers Siemens deutlich. Und Petroplus brechen nach einer Pleiteankündigung ein.
Der Swiss Market Index (SMI) sinkt bis um 12 Uhr 0,70% auf 6’084,89 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst gar 1,08% auf 920,79 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,72% auf 5’496,88 Punkte ein.
ABB geraten bei Siemens in Sippenhaft und sacken um 3,7% ab. Der deutsche Mitbewerber hat am Morgen einen laut Händlern «sehr enttäuschenden» Quartalsbericht vorgelegt. Die Deutschen haben im zurückliegenden Quartal die Turbulenzen der Weltkonjunktur zu spüren bekommen und sehen auch keine schnelle Besserung der angespannten wirtschaftlichen Lage. Einige Händler winken jedoch ab: «ABB ist nicht Siemens».
Die zuletzt stark gesuchten Finanzwerte werden ebenfalls verkauft. Credit Suisse weiten die Abgaben auf 2,9%, Julius Bär auf 1,4% und UBS auf 3,0% aus. Die Bankaktien hatten in den letzten drei Handelstagen teilweise um über 10% zugelegt. Nun würden angesichts der stockenden Verhandlungen über einen griechischen Schuldenschnitt Gewinne realisiert, hiess es im Handel. Die Versicherer sehen ein Minus von 1,5% bei ZFS und 0,8% bei Swiss Re.
Von den Gewinnmitnahmen wurden auch die meisten konjunktursensitiven Valoren angesteckt. So sinken Adecco um 2,0%, Holcim um 1,9%, Nobel Biocare um 1,4%, Geberit um 1,3% und Clariant um 1,0%. Auch in Logitech (-1,4%) nehmen Investoren vor der Ergebnispublikation vom Donnerstag eine abwartende Haltung ein.
Bereits am Mittwoch wird Novartis (Aktie -0,2%) die Zahlen für 2011 vorlegen. Analysten gehen von einem leicht tieferen Gewinn aus. Der Pharmasektor erhält mit Roche (-0,1%) und Actelion (-0,5%) wieder einmal den Vorzug und profitiert damit von seiner defensiven Eigenschaft. Lonza tendieren am Vortag der Ergebnispublikation gehalten bei 61,35 CHF.
Für Nestlé (+0,6% auf 53,55 CHF) hat die Citigroup das Kursziel auf 55 von zuvor 52 CHF erhöht und bestätigt die Empfehlung «Neutral». Die zuständigen Analysten nehmen die Titel auf ihre «Most Preferred List» auf. Das Indexschwergewicht verhindert damit grössere Abgaben im SMI, kein anderer Blue Chip notiert im Plus.
Im breiten Markt sacken die Papiere von Petroplus um 85% ab und kosten lediglich noch 22 Rappen. Der Raffineriebetreiber hat in den seit Ende Dezember laufenden Verhandlungen mit den Kreditgebern keinen Erfolg erzielen können und muss nun die Nachlassstundung vorbereiten.
Die Aktien von AFG Arbonia Forster (AFG) notieren nach schwächer als erwartet ausgefallenen Umsatzzahlen mit einem Minus von 7,8%. Allerdings hatten die Papiere am Vortag in der Hoffnung auf bessere Zahlen um fast 7% zugelegt. Wertberichtigungen in Höhe von 70 bis 75 Mio CHF führen zu einem Jahresverlust. «Auf der Baustelle AFG wird gearbeitet, aber die Arbeiten kommen nicht so voran, wie es im Markt erwartet wird», sagten Händler.
Der Energiekonzern BKW schreibt im Geschäftsjahr wegen Wertberichtigungen und Rückstellungen einen Verlust von 150 Mio CHF, die Aktien rutschen um 3,2% ab. Damit befänden sich die Berner in guter Gesellschaft, schreiben Analysten. Mit der Axpo und Alpiq mussten bereits andere grosse Schweizer Stromversorger einen drastischen Gewinnrückgang, wenn nicht gar einen Verlust vorweisen.
Ausserdem hat Ascom (Aktie -4,4%) vorläufige Zahlen für 2011 gezeigt; Experten bemängeln insbesondere die schwache Entwicklung der Division Network Testing. Das könnte nach Ansicht der Bank Vontobel dazu führen, dass Ascom seine Ziele für das Geschäftsjahr 2013 überprüfen muss. (awp/mc/pg)