Zürich – Die Schweizer Börse notiert auch am Montagmittag weiterhin mit deutlichen Abgaben und hat diese im Verlauf noch ausgeweitet. Das Sentiment ist nach schlechten Arbeitsmarktdaten aus den USA am Freitag sowie weiteren Vertrauenseinbrüchen in der Eurokrise im Keller. Zudem haben negative Aussagen der US-Regierung übers Wochenende, wonach für das laufenden Jahr mit einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit gerechnet werden müsse sowie einer verringerten Annahme über das Wirtschaftswachstum die Rezessionsängste wieder erweckt.
Im heimischen Markt sieht sich vor allem der Bankensektor mit Abgaben konfrontiert, nachdem die US-Regierung mehrere Banken aufgrund unlauterer Hypothekengeschäfte auf Schadensersatz in Milliardenhöhe verklagt hat und zudem die Schweiz beim Thema Steuerhinterziehung vor ein Ultimatum gestellt hat. Nach einer Gewinnwarnung stürzen ausserdem Clariant ab. Am Montag ist die Börse in den USA aufgrund des «Labor Day»-Feiertags geschlossen.
Bis um 12.00 Uhr sinkt der SMI um 3,00% auf 5’198,62 Punkte. Bereits zur Eröffnung hatte der Leitindex deutlich über 100 Punkte eingebüsst. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 3,62% auf 773,57 und der Swiss Performance Index (SPI) 3,07% auf 4’739,31 Zähler.
Die Risikobereitschaft der Investoren hat weiter abgenommen, wie u.a. am starken Schweizer Franken und am hohen Goldkurs abzulesen ist. Dieser ist am Berichtstag auf ein neues Hoch bei über 1’900 USD pro Feinunze geklettert. Der Euro kostet derzeit 1,1119 CHF und der Dollar 0,7864 CHF.
Nach einer Gewinnwarnung befinden sich Clariant (-14,4%) im freien Fall. Die Basler bekommen die weltweite Konjunkturabschwächung sowie den starken Franken zu spüren und haben eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr publiziert. So rechnet Clariant für das Gesamtjahr 2011 noch mit einen Umsatz von 7,0 Mrd bis 7,2 Mrd CHF und einer EBITDA-Marge vor Einmaleffekten zwischen 12,8% und 13,2%. Im vergangenen Juni veranschlagte Clariant für 2011 noch einen Umsatz von 7,8 Mrd bis 8,0 Mrd CHF sowie eine EBITDA-Marge von 13,5 bis 14,5%. Der mittelfristige Ausblick auf die EBITDA-Marge vor Einmaleffekten bis 2015 bleibt indes unverändert.
Ebenfalls grosse Verluste verzeichnen Finanztitel. Vor allem Credit Suisse (-7,7%) und UBS (-6,8%) geben markant nach. Aber auch Julius Bär (-5,5%) stehen unter Verkaufsdruck. Belastet wird das Sentiment für die Banken vor allem vom erhöhten Druck aus den USA auf das Bankgeheimnis sowie durch die Klage der US-Aufsichtsbehörde FHFA. Bei Credit Suisse kommt noch eine Kurszielsenkung auf 23,50 (31,00) CHF durch die UBS belastend hinzu, die Einstufung lautet weiterhin «Neutral».
Andere Finanzwerte wie Versicherer stehen etwas besser da, so verzeichnen ZFS Abgaben von 2,9% und Swiss Re 4,7%. Swiss Life verlieren 4,5%.
Zu den grossen Verlierern gehören auch zyklische Titel, welche von den eingetrübten Konjunkturaussichten belastet werden. Die grössten Abgaben verzeichnen hierbei ABB (-5,2%), die im Erdölgeschäft tätigen Weatherford (-4,9%) und Transocean (-4,8%), Swatch (-3,7%) oder Holcim (-5,0%). Adecco verbilligen sich 4,2%. Bei ABB haben die Experten der HSBC das Kursziel auf 19,00 (24,50) CHF und diejenigen der Deutschen Bank auf 23 (27) CHF nach unten angepasst.
Bei den Schwergewichten notieren Roche (-1,9%) hinter Novartis (-1,3%). Bei Roche hat die britische Arzneimittelbehörde NICE empfohlen, das Roche-Medikament Avastin nicht in die Liste des National Health Services (NHS) aufzunehmen. Als Gründe werden Ungewissheiten bezüglich der Kosteneffizienz angeführt. Dagegen erteilte die Behörde die Empfehlung für Rituximab (MabThera). Novartis profitieren etwas davon, dass die EU Afinitor zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen Bauchspeicheldrüsentumoren zugelassen hat.
Deutlich sind auch die Abgaben in Nestlé (-2,1%). Beim Nahrungsmittelmulti hat CEO Paul Bulcke in einem Interview mit der Sonntagspresse erklärt, dass Nestlé dem Frankeneffekt mit Innovation und Effizienz begegnen werde.
Die geringsten Abgaben verzeichnen nebst den beiden Pharma-Aktien Swisscom (-1,5%) und Sonova (-2,2%).
Im breiten Markt hat Valora (Aktie -3,7%) das Ziel für die Umwandelung von Kioskfilialen in selbstständige Agenturen auf 160 (100) bis Ende Jahr erhöht. «Das Interesse und die Nachfrage seitens unserer Geschäftsführerinnen ist so gross, dass wir unser ursprüngliches Ziel erhöht haben», erklärte Valora-Präsident Rolando Benedick in der Sonntagspresse.
Den grössten Verlierer stellen hier Cytos, die 13,4% nachgeben. Addex muss die Rechte an einem Produktkandidaten zur Therapie der Parkinson-Krankheit von Merck & Co zurücknehmen, die Aktie geht aktuell um 9,4% zurück.
Grösste Gewinner sind Cham Paper (+4,5%) vor Leclanche (+4,1%). (awp/mc/ps)