Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Dienstag bis zur Mittagsstunde wieder tiefer in die Verlustzone geschlittert. Der Anleihemarkt hat sich mit neuerlichen Warnsignalen wieder in den Vordergrund gedrängt, hiess es im Handel. So hat sich die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihe wieder der ominösen Schwelle von 7 Prozent genähert und in Spanien stiegen die Zinsen von Staatsanleihen ebenfalls auf ein gefährliches Niveau.
Selbst französische Papiere haben zuletzt wieder deutlich angezogen. Die steigenden Renditen seien Ausdruck von Befürchtungen, dass die Schuldenkrise nicht in den Griff zu bekommen ist.
In der Schweiz steht die Grossbank UBS im Fokus, die Sergio Ermotti nun dauerhaft an die Konzernspitze berufen hat. Dieser kann somit am Donnerstag als permanenter CEO auf dem Investorentag die Konzernstrategie vorstellen. Im Laufe des Tages werden weitere marktbewegende Daten erwartet. Auf Konjunkturseite werden am Nachmittag aus den USA unter anderem Daten zu den Einzelhandelsumsätzen und dem Empire State Index erwartet.
Der SMI notiert um 12 Uhr 0,91% tiefer bei 5’610,43 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst um 1,30% auf 846,39 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,87% auf 5’106,22 Zähler ein.
Die Papiere der UBS gehen 3,0% tiefer um. Die Grossbank hat nicht ganz unerwartet Sergio Ermotti dauerhaft an der Konzernspitze installiert. Zudem räumt Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger im kommenden Frühjahr seinen Stuhl vorzeitig. Ihm soll der frühere Bundesbank-Präsident Axel Weber folgen.
Die Nachricht entspreche den Erwartungen, sagten Händler. Nun gelte es, die Details zur Strategie abwarten, die am Donnerstagabend anlässlich eines Investorentages erwartet werden. Ermottis Finanzziele werden Analysten zufolge voraussichtlich deutlich tiefer ausfallen als die sehr ambitiösen seines Vorgängers Oswald Grübel.
Die Aktien der Credit Suisse fallen mit -4,4% wesentlich mehr zurück. Hier wirke sich in dem für Banken generell schwachen Markt-Sentiment zusätzlich die angedrohte Abstufung des Langfristratings von Moody’s vom Vorabend negativ aus, hiess es im Handel. Der Entscheid zur Überprüfung folge auf den Bericht zum dritten Quartal der Bank, die schwächer als erwartet ausgefallen seien. Die am Berichtstag kommunizierte Integration der Tochter Clariden Leu trete dagegen in den Hintergrund.
Julius Bär schliesslich fallen um 1,7% zurück, die Privatbank steht mit der in den Medien kolportierten Übernahme der Bank Sarasin im Fokus. Dass die Bären entgegen anders lautenden Gerüchten gestern die Übernahmeschlacht um Sarasin nicht eröffnet haben, lässt die Papiere der Basler um 2,5% sinken. Im Rennen um Sarasin ist dem Vernehmen nach auch die Genossenschaftsbank Raiffeisen.
Die Bank Vontobel (Aktie -2,6%) hat derweil einer Fusion mit Sarasin eine Absage erteilt. «Eine Fusion mit Sarasin würde all unseren Kriterien widersprechen», sagte Vontobel-CEO Zeno Staub in einem Interview mit dem deutschen Wirtschaftsmagazin «Capital».
Der Lebensversicherer Swiss Life (Aktie -2,3%) hat im dritten Quartal 2011 beim Geschäftsvolumen einen deutlichen Rückgang um 20% hinnehmen müssen. Dieser komme aber nicht ganz unerwartet, sagen Analysten. Positiv zu vermerken sei, dass sich das Schweizer Geschäft wieder gut entwickle und dass die Kosteninitiativen vorankommen.
Der Hörgerätehersteller Sonova (Aktie -1,7%) erlitt einen Gewinneinbruch von fast 40% im ersten Halbjahr. Neben dem starken Franken macht Sonova dafür den Rückruf eines Cochlea-Hörimplantats Ende letzten Jahres verantwortlich. Zudem hat das Unternehmen seine Guidance für die EBITA-Marge leicht gesenkt.
Die defensiven Nestlé-Aktien (+0,4%) halten im SMI/SLI das einsame Fähnlein der Gewinner hoch und stützen die Indizes dank ihrem Gewicht massgeblich. Die Pharmavaloren von Novartis können sich hingegen dem schwachen Trend nicht entziehen und büssen 0,9% ein.
Im breiten Markt steigen die Valoren des Drehmaschinenherstellers Tornos nach Zahlen um 2,5%. Analysten sprechen von einem «guten» Ergebnis.
VZ Holding steigen um 1,4%. Der CEO der Finanzdienstleistungsgruppe, Matthias Reinhart, äusserte sich in einem Interview mit AWP zuversichtlich zum Geschäftsverlauf und kündigte weitere Expansionsschritte an. Einige Hoffnung setzt Reinhart auch auf das im Sommer neu lancierte Finanzportal. (awp/mc/pg)