CH-Verlauf: Ausgeprägte Abgaben
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag seine Verluste bis zur Mittagsstunde kontinuierlich ausgeweitet. Es sind einmal mehr Sorgen um die Eurozone, welche die hiesigen Dividendenwerte belasten. Bis Donnerstag können die privaten Gläubiger Griechenlands entscheiden, ob sie sich am Schuldenschnitt für das Land beteiligen wollen. Bei einem Zwangsumtausch drohen wiederum Klagen der Privatinvestoren.
Damit finde die vor rund zwei Wochen eingeleitete Korrektur nach einer Pause von zwei Tagen eine Fortsetzung, hiess es im Handel. Noch grössere Abgaben werden hierzulande von den defensiven Schwergewichten verhindert. Der Markt dürfte sich auch weiter im Korrekturmodus bewegen, urteilen Marktstrategen. Denn vor den am Freitag anstehenden Arbeitsmarktdaten aus den USA werde sich niemand zu weit aus dem Fenster lehnen.
Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 12.05 Uhr 0,95% tiefer auf 6’095,70 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 1,30% auf 927,18 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,96% auf 5’566,04 Zähler.
Finanzwerte und allen voran die Banken müssen mit Blick auf Griechenland deutlich Federn lassen. So büssen Credit Suisse 2,9%, Julius Bär 2,1% und UBS 2,2% an Wert ein. Am Vorabend hatte zudem das Schweizer Parlament das Bankgeheimnis weiter gelockert. Die Schweiz wird den USA künftig in Fällen von Steuerhinterziehung auch bei Gruppenanfragen Amtshilfe leisten.
Die Versicherer schneiden uneinheitlich ab: Während ZFS lediglich 0,7% verlieren und Swiss Re gar um 0,1% anziehen, büssen Bâloise 2,4% und Swiss Life 1,9% ein.
Konjunktursensitive Werte werden ebenfalls überdurchschnittlich verkauft, belastet von den von China ausgehenden Wachstumssorgen. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt hatte am Vortag für dieses Jahr nur noch ein Wachstumsziel von 7,5% ausgegeben. Das ist die niedrigste Prognose seit 2004.
In der Folge sinken Richemont um 1,8% und Swatch um 1,9%. Die beiden Luxusgüterhersteller haben in den letzten Jahren stark vom Wirtschaftsboom im Reich der Mitte profitiert. Noch deutlicher nach unten geht es für Clariant (-3,2%), Transocean (-2,3%), Logitech (-2,7%), ABB (-2,3%) und Geberit (-2,0%). Im Nachgang zu den Zahlen des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (-1,5%) wurden deren Aktien von der ZKB in das Portfolio «Schweiz Standardwerte» aufgenommen, als Ersatz für Adecco (-1,9%).
Auf der Gegenseite ziehen Roche um 0,1% an und profitieren von ihrem Status als sicherer Hafen. Der Pharmakonzern hatte im Laufe des Vormittags seine Generalversammlung abgehalten. Zu diesem Anlass bestätigte Konzernchef Severin Schwan die Anfang Februar abgegebene Guidance für 2012. An die Adresse des Übernahmeziels Illumina erging die Warnung, dass sich auch andere interessante Alternativen böten, sollten die Amerikaner zu sehr auf einem höheren Angebot beharren.
Novartis sinken dagegen um 0,7% auf 49,43 CHF, nachdem das Brokerhaus JP Morgan das Papier auf «Neutral» von «Overweight» gesenkt hat. Das neue Kursziel lautet 56,40 CHF nach zuvor 60,10 CHF. Die zuständige Analystin ortet strukturelle Probleme beim Pharmaunternehmen und schlägt eine Aufspaltung des Konzerns vor.
Im breiten Markt sind mit AFG, Bank Linth, Charles Vögele, GAM, Goldbach Media, Implenia, Mobimo, Siegfried, VP Bank und der VZ Holding eine ganze Reihe von Unternehmen zum Zahlenrapport angetreten. Das Spektrum der Abschlusse reicht von «sehr gut» (Implenia: +4,2%) bis «schlimmer als erwartet» (Charles Vögele: -5,2%). (awp/mc/ps)