Zürich – Der Handel am Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag von mehreren Vorzeichenwechseln geprägt. Nach einer negativen Eröffnung bewegen neben den Unternehmenszahlen vor allem Spekulationen um die Zukunft von Griechenlands Ministerpräsidenten Georgios Papandreou. In der Presse des Landes wird ein Ende der jetzigen Regierung heraufbeschworen. Mit einem neuen Regierungschef könnten dann auch wieder die Pläne zu einem Referendum hinfällig sein, so die Logik der Marktteilnehmer.
Von diesem Hoffnungsschimmer werden vor allem die Valoren der Banken getrieben. Ansonsten stehen die Aktie von Swiss Re, Geberit und Transocean nach Quartalszahlen im Fokus.
Der SMI steigt um 12 Uhr um 0,46% auf 5’638,88 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) notiert 0,75% höher bei 859,02 Punkten und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,56% fester bei 5’128,06 Punkten.
Die Börsen könnten auch im Laufe des Tages weiter vom Nachrichtenfluss vom G20-Treffen in Cannes geprägt werden. Später folgt noch die Pressekonferenz zur Ratssitzung der EZB, auf der zum ersten Mal der Italiener Mario Drahgi der Presse in seiner neuen Funktion als EZB-Präsident gegenübersitzt. Am Nachmittag folgen mit dem Auftragseingang Industrie und dem ISM Index noch wichtige Daten aus den USA.
Wieder einmal reagieren Banken und konjunkturabhängige Werte am heftigsten auf Veränderungen im Euro-Krisenszenario. Auf der Gewinnerseite im SMI finden sich sowohl ZFS (+2,1%) und UBS (+1,2%) als auch Holcim (+2,2%), Syngenta (+1,8%) oder ABB (+1,9%).
Im Fokus stehen am Berichtstag Swiss Re, die mit plus 6,0% deutlich zulegen. Der Rückversicherer hat mit den Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten übertroffen. Das Ergebnis sei stark von Einmaleffekten geprägt erklärte CFO George Quinn. Zudem ist das Geschäftsvolumen der Gruppe – auch über Preiserhöhungen – stark gestiegen. Etwas schwächer als prognostiziert fiel die Combined Ratio aus.
Ebenfalls positiv auf die Bilanz reagieren die Aktien von Geberit (+4,6%). Während der Umsatz knapp unter dem Konsens geblieben ist, lagen die Gewinnzahlen etwas darüber. Das Ergebnis von Geberit wird weiterhin vom starken Franken und von den hohen Rohstoffpreisen belastet. In ersten Analystenkommentaren werden die vorliegenden Neunmonatszahlen als gut beurteilt. Das organische Umsatzwachstum und die Bestätigung der firmeneigenen Gesamtjahresprognosen wird begrüsst. Allerdings wird der Ausblick als eher konservativ eingestuft.
Mit massiven Abgaben reagieren Transocean-Papiere (-8,4%), nachdem das Unternehmen am Donnerstag für das dritte Quartal unerwartet ein Verlust ausgewiesen hat. Auch der Umsatz liegt deutlich hinter den Konsensschätzungen zurück. Der Grund für den Devisenverlust sei nicht bekannt und stelle eine weitere negative Überraschung dar, heisst es in einer Analyse der Bank Vontobel. Auch fehlende Rückstellungen im Rechtsstreit mit BP werden bemängelt.
Syngenta hat die Zulassung für ein gentechnisch verändertes Mais-Saatgut in Argentinien erhalten. Die Nachricht wird von Investoren mit einem Aufschlag von 1,8% honoriert. Die Analysten begrüssen, dass der Konzern seine hohen Forschungskosten auf diesem Gebiet nun kommerzialisieren könne.
Die Index-Schwergewichte Novartis (-0,4%), Nestlé (unv.) und Roche (-0,2%) bewegen sich nur leicht.
Im breiten Markt hat Ypsomed Zahlen vorgelegt. Der Gewinnrückgang und der verhaltene Ausblick können die Aktie nicht beflügeln und das Papier notiert unverändert. Der Medizinaltechnikkonzern will sich wieder vermehrt auf die Profitabilität konzentrieren. Hauptaktionär, VR-Präsident und CEO Willy Michel hat deshalb auch wieder die operative Führung übernommen. In «absehbarer Zeit» soll dann der Sohn, Simon Michel, die Leitung übernehmen.
Panalpina (+1,9%)war mit seinen Zahlen leicht unter den Erwartungen geblieben. Die Zahlen seien jedoch solide, insbesondere im Seefrachtbereich, hiess es von Analystenseite. Der Markt honoriere, dass sich der Logistiker auf seine lohnenden Kunden fokussiere, hiess es. Die Wechselkurse dämpften das Wachstum weiterhin und der kurzfristige Marktausblick bleibe niedrig. (awp/mc/ps)