CH-Verlauf: Erneute Kursgewinne im SMI
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt steht am Dienstag bis um die Mittagsstunden im Plus. Zu Beginn des Handels drückte die am Vorabend von der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) an fünfzehn Eurozone-Länder ausgesprochene Kreditwarnung den SMI noch ins Minus. Mit den sehr fest tendierenden defensiven Schwergewichten Novartis, Roche und Nestlé gelang jedoch der Sprung in die Gewinnzone.
Damit zeigt das Börsenbarometer SMI am achten Tag in Folge nach oben. In dieser Zeit schaffte es der Index von rund 5’350 auf mittlerweile beinahe 5’775 Punkte. Im weiteren Verlauf sind keine wichtigen US-Konjunkturdaten zu erwarten, die den Markt zusätzlich bewegen könnten.
S&P hat mit ihrer Meldung zur Eurozone für Aufsehen gesorgt. Je nach Ausgang des EU-Gipfels von Ende Woche will die Agentur unter anderem das Top-Rating von Deutschland um einen Notch senken. Dem zweiten wirtschaftlichen Schwergewicht, Frankreich, droht sogar die Absenkung um bis zu zwei Stufen. Die Experten begründen den Schritt mit den in den vergangenen Wochen gestiegenen Problemen in der Eurozone und dem unkoordinierten und unentschlossenen Handeln der Politiker. Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte angesichts der drohenden Herabstufung Deutschlands und praktisch aller anderen Euro-Länder den Willen zu einem grundlegenden Umbau der Währungsunion, während Eurogruppe-Chef Jean-Claude Juncker scharfe Kritik am Vorgehen von S&P übte.
Der Leitindex SMI notiert um 11.55 Uhr um 0,59% höher auf 5’773,47 Punkten und damit nahe am Tageshoch. Zu Handelsbeginn lag der SMI auf dem Tagestief von 5’704 Stellen im Minus. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewinnt 0,21% auf 873,15 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,38% auf 5’231,03 Punkte.
Bei den Schweizer Blue Chips zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Gute Unterstützung erhält der Gesamtmarkt von den defensiven Pharma-Schwergewichten Novartis (+1,5%) und Roche (+1,2%). Die britische Gesundheitsbehörde NICE hat zwei Medikamente (Tasigna und Glivec) von Novartis zur Behandlung einer Art chronischer Leukämie zugelassen. Roche profitieren allenfalls leicht von enttäuschenden Studienergebnissen eines Konkurrenzproduktes zum Augenmedikament Lucentis. Nestlé legen um 0,6% zu.
An der Tabellenspitze von SMI und SLI stehen weiterhin Transocean (+2,1%). Die Titel des Ölbohrunternehmens erholen sich somit weiter von den Abgaben aus der vergangenen Woche. Grössere Gewinne verzeichnen auch Syngenta (+1,2%) oder Actelion (+0,7%).
Bei den Banken stehen UBS (+0,3%) und Julius Bär (+0,2%) leicht im Plus. Credit Suisse verlieren nach den gestrigen Avancen 0,8%. Die Analysten von Morgan Stanley haben die Kursziele für die beiden Grossbanken gesenkt.
Einige Versicherer wie Baloise (-0,3%) oder Swiss Re (-0,5%) stehen leicht unter Druck. Der Rückversicherer machte am Dienstag Angaben zu den Schadenerwartungen aus den Überschwemmungen in Thailand. Der Konzern schätzt den Schaden auf dem eigenen Portfolio auf 600 Mio USD. Analysten gehen davon aus, dass dieser Wert etwas über den Markterwartungen liegen dürfte.
Am meisten geben Schindler (-1,9%), Logitech (-1,6%) und Adecco (-1,2%) nach. SGS verlieren 0,6%. Der Warenprüfkonzern hat eine weitere, kleinere Übernahme in Australien angekündigt.
Im breiten Markt hat Schaffner nach dem Zahlenausweis die Abgaben auf -4,6% ausgeweitet. Wie erwartet spüre Schaffner die schwierigen Marktbedingungen bei erneuerbaren Energien sowie die Schwäche des chinesischen Bahnmarktes, meinte ein Analyst. Erfreulich sei jedoch die Entwicklung des Cash Flow zu werten.
S&P hat die Emittenten-Ratings von insgesamt 14 Schweizer und Liechtensteiner Banken aufgrund neuer Bewertungskriterien angepasst. Dabei wurden zum Beispiel die Ratings für die Genfer (Aktie: +1,3%) und die Waadtländer Kantonalbank (-0,4%) leicht um je einen Notch angehoben auf «A+» respektive «AA». Bei der Vontobel Gruppe (-2,0%) wurde der Ausblick auf «negativ» gesenkt. Die Mehrzahl der Einschätzungen wurden nicht verändert.
Valiant-Valoren büssen 5,6% ein. Die Bankengruppe hat von den Behörden «Grünes Licht» für die Fusion der Töchter Spar+Leihkasse Steffisburg, Valiant Privatbank und Banque Romande Valiant bekommen. (awp/mc/pg)