Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt kann am Dienstag mit den wichtigsten europäischen Handelsplätzen nicht mithalten und tendiert gegen Mittag etwas schwächer. Die Abschläge beim Indexschwergewicht Novartis sind Hauptgrund für die negative Entwicklung, nachdem sich der SMI im frühen Handel trotz der insgesamt zurückhaltenden Stimmung der Investoren zeitweise noch im Plus gehalten hat.
Im weiteren Verlauf des Vormittagshandels war der Optimismus vor dem EU-Gipfel wieder gewachsen, sagen Beobachter. Hinzu kamen vage Gerüchte über eine mögliche Senkung der Mindestreserve-Anforderungen für Banken in China. Positiv wirkte auch das am Vortag in den USA wieder kräftig in Gang kommende Übernahmekarussell als Antrieb. Auch gute Konjunkturdaten und ein insgesamt positiver Start in die Berichtssaison hätten den Markt gestützt.
Der SMI sinkt bis um 11.55 Uhr um 0,40% bzw. 25 Punkte auf 5’765,42 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert nur 0,09% auf 877,52 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,36% auf 5’234,71 Zähler.
Novartis (-2,6%) allein ist für mehr als 27 Minuspunkte im Standartwerte-Index verantwortlich. Das Unternehmen hat im dritten Quartal umsatzmässig die Konsenserwartungen erfüllt bzw. gar leicht übertroffen, bezüglich Profitabilität aber teils deutlich schlechter abgeschnitten als von den Analysten im Vorfeld prognostiziert. Das Management gibt hier nun Gegensteuer und kündigt ein neuerliches Kostensparprogramm an. Dieses kommt für die Experten indes nicht wirklich überraschend. Die meisten Experten zeigen sich in ihren Analysen insbesondere vom operativen Ergebnis wenig angetan.
UBS (+2,3%) verhindern ein weiteres Abrutschen des Index. Die Bank hat im dritten Quartal 1,018 Mrd CHF Gewinn geschrieben, obwohl sie im September einen Milliardenverlust wegen unerlaubter Finanzgeschäfte eines Händlers in London verkraften musste. Das Resultat liegt gleich hoch wie im Vorquartal und übertrifft die Prognosen der Bankenexperten bei weitem. Beim Vorsteuergewinn zeigen sich die Spuren des turbulenten Quartals aber deutlicher: Im Vergleich zum zweiten Quartal 2011 sank das Ergebnis auf 980 Mio CHF von 1,654 Mrd CHF.
Credit Suisse (-0,7%) verlieren ebenso wie Julius Bär (-0,7%) und ZFS (-0,3%), während Swiss Re (+0,2%) leicht zulegen.
Swisscom (-1,9%) wurde von der Deutschen Bank auf «Hold» («Buy») zurück gestuft. Die Experten rechnen mit einem wenig spektakulären Dirttquartalsergebnis und erwarten kurzfristig keine positiven Treiber. Als Hauptrisiko wird die zunehmende Aggressivität der Wettbewerber im Zusammenhang mit dem Kontrollwechsel von Orange angesehen.
Eine Stütze für den Markt sind Nestlé (+0,1%) und Actelion (+2,9), die weiterhin von einem Erfolg im Streitfall mit der japanischen Asahi Kasei Pharma um das Medikament Fasudil profitieren.
Lonza (+0,2%) hat mit dem Biotech-Unternehmen Genmab ein Entwicklungs- und Produktionsabkommen für ein neues Antikörper-Konjugat abgeschlossen.
Bei den Nebenwerten erzielte Straumann (-0,2%) im dritten Quartal einen geringeren Umsatz übertraf jedoch die Erwartungen der Auguren. Offensichtlich finden die innovativen Produkte von Straumann weiterhin Anklang, kommentieren die Marktbeobachter von Wegelin. Die frühzeitige Erkennung von Trends, wie der zunehmenden Digitalisierung des Geschäfts, dürfte sich auszahlen.
Bei Meyer Burger (-6,3%) belastet die Nachricht über eine rückläufige Nachfrage nach Drahtsägen. Die Ankündigung der Produktionsdrosselung dürfte den Markt heute kaum überraschen, schreibt Wegelin. Überkapazitäten und ein Preiszerfall bei den Solarmodulen wurden seit einiger Zeit befürchtet und viele Solarunternehmen mussten bereits ihre Prognosen reduzieren.
Der Detailhändler Valora (Aktie -17,0%) hat für das laufende Jahr die Profitabilitätsziele gesenkt und will die Zielsetzungen für das laufende Jahr überprüfen. Weatherford (+4,8%) steht nach ansprechenden Q3-Zahlen in der Gunst der Anleger.
Austriamicrosystems (+3,3%) übertraf im 3. Quartal bei Umsatz und EBITDA die Analystenerwartungen deutlich. (awp/mc/pg)