Zürich – Die Schweizer Börse tendiert am Freitagmittag mit fester Tendenz. Nach dem gestrigen Befreiungsschlag für das überschuldete Griechenland durch die Euro-Staaten, knüpft der Aktienmarkt an die Gewinn des Vortages an. Im Verlauf kam der Schweizer Standardwerte-Index allerdings von seinen Höchstständen wieder etwas zurück. «Die Lösung für Griechenland scheint nicht alle zu überzeugen», kommentiert ein Beobachter den bisherigen Handelsverlauf. Zunehmend rückten nun wieder Konjunkturdaten in den Vordergrund, die jedoch derzeit «ein unsicheres Gewässer» seien.
Der am Morgen erwartungsgemäss ausgefallene Ifo-Geschäftsklima hatte indes kaum Einfluss auf die Notierungen. Im Blick stehen bei den Einzelwerten vor allem Julius Bär und Syngenta, die sich in die Bücher blicken liessen.
Gegen 12.00 Uhr gewinnt der SMI 0,65% auf 6’081,20 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legt derweil um 1,01% auf 943,82 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,73% auf 5’574,88 Zähler zu.
Die in den vergangenen Wochen gebeutelten Finanzwerte verbuchen nach dem Beschluss zu einem neuen Rettungspaket für Griechenland deutliche Gewinne. UBS (+1,4%) und CS (+1,8%) stehen weit oben an der Indexspitze. Neben den Banktitel stehen auch die Versicherungen im Plus. Swiss Re steigen 1,3% und ZFS um 1,9%.
«Die Antwort der Euro-Regierungschefs ist umfangreicher ausgefallen als zu erwarten war», sagt ein Händler. Auch wenn dies die Schuldenkrise langfristig nicht lösen werde, seien die ergriffenen Massnahmen doch ein gewaltiger Schritt in Richtung Transferunion.
Noch stärker notieren allerdings Julius Bär (+3,5%). Beim Vermögensverwalter stützen vor allem die Halbjahreszahlen. Zwar musste das Unternehmen einen Gewinneinbruch hinnehmen. Der ausgewiesene Gewinn fiel aber dennoch höher aus als von den Analysten prognostiziert. Vor allem wegen des starken Frankens sank der Konzerngewinn um fast 25%.
Die Titel von konjunktursensitiven Unternehmen treten ebenso wie die Banken aus dem Schatten der drohenden Griechenlandpleite heraus, Holcim (+1,8) und ABB (+0,7%) legen entsprechend mehr als der Gesamtmarkt zu. ABB erholen sich damit leicht von den Verlusten des Vortages im Anschluss an die Halbjahreszahlen.
Logitech (+3,2%) setzen die Berg- und Talfahrt der vergangenen Tage fort, als die Valoren zunächst von Apple-Zahlen profitiert, dann unter Intel-Aussagen gelitten hatten.
Syngenta (-1,1%) stehen nach einem positiven Handelsauftakt im Minus. Das Agrichemie-Unternehmen erfüllte mit dem vorgelegten Zahlenset zwar die Erwartungen des Marktes beim Umsatz und Gewinn, verfehlte diese jedoch beim EBITDA. Als Schwachpunkt machen Branchenkenner die Margen-Entwicklung im Bereich Pflanzenschutz aus.
Abwärts geht es auch mit Novartis (-0,4%). Ein Beobachter vermutet Gewinnmitnahmen nach den Aufschlägen infolge der Halbjahreszahlen als Ursache. Roche (+1,2) dagegen können sich im Plus halten und profitieren weiterhin von den Quartalszahlen des Vortages.
In der zweiten Reihe kommen Meyer Burger (-5,3%) unter die Räder. Roth & Rau, das Unternehmen steht kurz vor der endgültigen Übernahme durch Meyer Burger, gab eine Gewinnwarnung heraus. In der Folge droht aus Sicht von Beobachtern auch Meyer Burger ein substanzieller Auftragsrückgang im zweiten Halbjahr. Die Bank Vontobel senkt denn auch das Anlagerating auf «Hold» von «Buy».
Kräftiger Nachfrage erfreuen sich hingegen die Titel von Mikron (+9,5%) nach dem Semesterergebnis. Die Maschinenbaugruppe ist aus Sicht der Bank Vontobel auf dem Wege der Besserung, vor allem im Bereich Werkzeugmaschinen.
Petroplus (+7,1%) verteuern sich ebenfalls deutlich. Nach diversen Rückstufungen und Kurszielsenkungen der vergangenen Tage hält Barclays dagegen und stuft die Titel auf ‹Overweight› hoch. Die Analysten erachten den Titel derzeit als unterbewertet.
Bellevue Group (+4,0%) schütteln die Verluste aus dem frühen Handel ab. Das Unternehmen verbucht im ersten Semester – wie bereits vor 10 Tagen angekündigt – einen Konzernverlust nach einem Gewinn in der Vorjahresperiode. (awp/mc/ps)