Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt zeigt sich am Freitagmittag mit klar festerer Tendenz und setzt sich dabei etwas von den anderen europäischen Börsenplätzen ab. Nach einem verhaltenen Start baute der SMI die Gewinne im Verlauf des Vormittags aus. Ein Händler spricht von der «Wiederentdeckung der defensiven Werte». So stützen denn auch insbesondere Pharmatitel und Nestlé sowie Bankaktien den Schweizer Standardwerteindex. Für weitere Impulse könnten im Handelsverlauf die am Nachmittag anstehenden US-Konjunkturdaten sorgen.
Mit Spannung werden die US-Arbeitslosenzahlen erwartet, nachdem die am Vortag publizierten wöchentlichen Zahlen zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe so hoch wie seit acht Monaten nicht mehr lagen.
Der Leitindex SMI gewinnt gegen 12.00 Uhr um 0,65% auf 6’492,01 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legt um 0,54% auf 1’021,89 Zähler zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,58% auf 5’981,45 Punkte.
Sonova (+4,7%) werden von den Anlegern an die Tabellenspitze katapultiert, nachdem das Unternehmen am Morgen überraschend erste Eckdaten zum Geschäftsjahr 2010/11 publiziert hat. Der Hörsystem-Hersteller steigerte den Umsatz, auf betrieblicher Ebene litt das Ergebnis aber unter den Wertberichtigungen im Zusammenhang mit dem Rückruf des Cochlea-Implantates. Neben der positiven Umsatzentwicklung stütze die Aussicht auf eine Dividende, heisst es von Analysten, welche das Ergebnis insgesamt aber eher zurückhaltend kommentieren.
Im Fokus der Anleger stehen auch Clariant (-0,6%), die zum Handelsauftakt noch deutlich zugelegt hatten. Der Chemiekonzern verbesserte im ersten Quartal bei einem rückläufigen Umsatz die operative Marge. Insgesamt wurden denn auch die Analysten-Prognosen ausser beim Umsatz übertroffen. Trotz einer leicht gedrückten Umsatzentwicklung habe Clariant vor allem bei der operativen Profitabilität positiv überrascht, urteilt die ZKB. Die Enttäuschung auf der Umsatzseite und die starke Entwicklung des Papieres in den vergangenen Wochen ziehen den Titel aber letztlich ins Minus.
Die Pharmatitel Novartis (+1,2%) und Roche (+1,7%) sowie Nestlé (+0,4%) bilden die Stütze des Markts. «Generell wurden Pharmatitel und defensive Titel von den Anlegern wiederentdeckt», sagt ein Händler. Gerade die Pharmaaktien seien lange gemieden worden. Diese seien nun moderat bewertet und böten eine Kaufgelegenheit.
Novartis erhält zudem von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für das Medikament Afinitor für die Behandlung von fortgeschrittenen neuroendokrinen Tumoren pankreatischen Ursprungs. Bei Nestlé dürften die am Vorabend veröffentlichten Zahlen des US-Konkurrenten Kraft, die besser als erwartet ausgefallen sind, zudem helfend wirken.
UBS (+0,4%) und CS (+0,7%) haben sich nach Verlusten in der ersten Sitzungshälfte ins Plus vorgearbeitet und ZFS (unv.) den negativen Auftakt egalisiert. Swiss Re (+0,7%) tendieren weiter fest. Beide Versicherer hatten am Vortag ihre Quartalszahlen veröffentlicht. Bei ZFS senkt J.P. Morgan im Nachgang zu diesen Zahlen das Kursziel auf 270 (278) CHF, bei Swiss Re erhöhen sie es auf 68 (66) CHF. Für beide Titel lautet die Einstufung weiterhin «Overweight».
Actelion (+1,6% bzw. 0,72 CHF) gehören trotz des Dividendenabgangs von 0,80 CHF zur Spitzengruppe. Damit haben die Titel wieder Boden gefunden. Die Lage um Actelion habe sich nach dem Scheitern des britischen Hedgefunds Elliott mit all seinen Anträgen an der Generalversammlung nun wieder beruhigt, spekulative Engagements seien auch gestern weiter glatt gestellt worden.
Transocean (+0,1%) setzen den Aufwärtstrend des Vortages fort, als die Titel auf positive Aussagen des Konzernchefs reagiert hatten.
Nobel Biocare (-1,1%) geben ohne fundamentale News am deutlichsten nach. Synthes (-0,3%) und Syngenta (-0,2%) stehen ebenso auf der Verliererseite.
Bei den Nebenwerten tendieren Bucher Industries (+0,2%) nach der Gründung eines Joint Ventures in China leicht im Plus. StarragHeckert (+3,1%) legen nach Quartalsangaben deutlicher zu.
Der Energiekonzern Alpiq (Aktie -0,4%) hat im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2011 weniger Umsatz und Gewinn erzielt, lag damit jedoch im Rahmen der Erwartungen.
Partners Group (-1,3%) leiden unter der Rating-Abstufung durch Merrill Lynch auf «Neutral» von bisher «Buy». (awp/mc/ps)