Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Freitag gegen Mittag noch leicht freundlich, hat dabei die Gewinne vom Morgen aber abgebaut. Unterdurchschnittlich halten sich die defensiven Schwergewichte Novartis und Nestlé, derweil die Zykliker besser abschneiden als der Gesamtmarkt. Insgesamt sei die Nachrichtenlage mehr als übersichtlich und die Anleger hielten sich vor dem Wochenende zurück, heisst es. Der Blick der Anleger richtet sich wieder stärker auf Fundamentaldaten und die weitere Abschwächung des Euro beschäftigt den Aktienmarkt einmal mehr.
Die Gemeinschaftswährung markierte in der Nacht zum Freitag erneut ein historisches Tief zum Schweizer Franken. Sorgen macht eine mögliche schwache Entwicklung des Schweizer Aktienmarktes im europäischen Vergleich wegen negativer Währungseffekte.
Der SMI gewinnt bis gegen 12.15 Uhr um 0,26% auf 6’485,98 Punkte und der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) um 0,37% auf 1’011,47 Stellen. Der breite Swiss Performance Index (SPI) legt um 0,23% auf 5’960,94 Punkte zu.
Bâloise (+1,3%) sind grösster Gewinner unter den Bluechips. Im Zusammenhang mit einer positiven Studie von Morgan Stanley zum europäischen Versicherungssektor seien Käufe aus dem Ausland auszumachen, sagt ein Marktbeobachter. Unterdurchschnittlich entwickeln sich am Berichtstag Swiss Re (+0,1%), trotz positiver Branchen-Aussagen der UBS-Analysten.
Die Banken tendieren nach einem freundlichen Start uneinheitlich. CS verlieren 0,4%. Julius Bär geben um 0,3% nach, während UBS 0,7% steigen. Im Handel wird unter anderem auf einen Bericht in der «Financial Times» verwiesen, dem zufolge die EU Sonderregelungen bei der Umsetzung der Basel-III-Vorschriften vorsieht. So sollen Institute etwa das Kapital bei Versicherungstöchtern höher bewerten dürfen.
Eine Branchenstudie der Citigroup fällt positiv aus. Die Analysten haben die europäischen Institute auf «Overweight» hochgestuft und zählen die CS zu den «Top Picks». Derweil hat die UBS im Rahmen einer Sektorstudie zu den europäischen Investmentbanken auch die CS unter die Lupe genommen, ihre Prognosen für die Konkurrentin zurückgeschraubt und das Kursziel gesenkt. Die Einstufung bleibt auf «Neutral».
Richemont (+1,1%) legen deutlich zu. Am Vortag waren die Aktien des Luxusgüterherstellers trotz guter Uhrenexportdaten unter Druck geraten und hatten 1,2% verloren. Swatch gewinnen moderater (+0,2%), hatten am Vortag aber auch kaum verändert geschlossen.
Die Aktien des Zementherstellers Holcim avancieren 1,2%. Konkurrent Heidelbergcement aus Deutschland hat vor den Folgen hoher Strompreise für die Produktion gewarnt. Die Stromkosten müssten gerade für die energieintensiven Branchen auch nach einem Atomausstieg bezahlbar bleiben, hiess es. Mit einem weiterhin kräftigen Wachstum rechnet der Heidelberger Baustoffkonzern in den kommenden Jahren vor allem in Indien und China.
Unter den defensiven Schwergewichten profitieren Roche (+0,5%) von positiven Erwartungen im Zusammenhang mit dem Entscheid der US-Gesundheitsbehörde FDA für die Anwendung von Avastin bei Eierstockkrebs, wie am Markt verlautet. Novartis (unv.) und Nestlé (+0,1%) notieren unterdurchschnittlich.
Zu SGS (unv.) gibt es erste Kommentare zur aktuellen Investorenkonferenz. Gute Nachrichten gelten als eingepreist, Marktkreise hätten sich zum Teil auch mehr erhofft, ist zu vernehmen. Schwächster Wert sind Logitech (-1,5%), die seit der Gewinnwarnung von Anfang April unter Druck stehen.
Im breiten Markt hat Energiekonzern BKW (Aktie +1,1%) die Übernahmen zweier Windparks in Italien bekannt gegeben, was von Analysten der ZKB als strategiekonform und neutral eingeschätzt wird.
Das Schliesstechnik-Unternehmen Kaba (Aktie -0,6%) hat sich mit einer Akquisition im Bereich biometrische Zugangskontroll- und Zeiterfassungssysteme positioniert, was am Markt leicht positiv gesehen wird. Die eher volatilen Mondobiotech rücken nach Rochaden in Verwaltungsrat und Geschäftsleitung um 4,9% vor.
Autoneum (-3,7%) stehen stark unter Druck. Die Analysten von Vontobel nehmen die Abdeckung mit «Reduce» und dem Kursziel 90 CHF auf. Die Titel seien unter anderem angesichts der schwierigen strukturellen Marktsituation und der teuren Bewertung unattraktiv, heisst es. (awp/mc/ps)