Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Donnerstag gegen Mittag freundlich und hat damit die zwischenzeitliche Schwächephase vom Morgen wieder abschütteln können. Offenbar hätten die guten Vorgaben aus den USA doch gestützt und die Eurokrise sei wieder etwas in den Hintergrund getreten, heisst es im Handel. Auch die Zinserhöhung in China vom Vortag falle offenbar nicht mehr so stark ins Gewicht.
Im weiteren Verlauf dürften vor allem die Zinsentscheidung der EZB sowie die ADP-Daten aus dem US-Privatsektor am heutigen Nachmittag neue Impulse geben. Letztere liefern Signale für die Daten zum US-Arbeitsmarkt am Freitag. Wie die Wall Street heute startet, muss sich weisen. Derzeit zeichnet sich eine freundliche Eröffnung ab.
Der Swiss Market Index (SMI) steht um 12.10 Uhr 0,53% höher bei 6`212,23 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewinnt 0,48% auf 966,62 Punkte, während der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,50% auf 5`710,03 Zähler steigt.
Die Nachrichtenlage ist weiter übersichtlich. Teilweise erholt zeigen sich Transocean (-0,2%). Der Ölbohrkonzern ist von einem Zwischenfall auf einer Bohrinsel vor Ghana betroffen. Das Unternehmen habe 108 Arbeiter evakuiert, nachdem Wasser in die Anlage hinein geflossen sei, hiess es. Gemäss Unternehmensangaben wurde niemand verletzt und es gab vorerst kein Anzeichen für auslaufendes Öl. Die Aktie war am Vorabend im US-Handel unter Druck geraten.
Auch wenn sich die finanziellen Auswirkungen nach jetzigem Wissensstand noch in Grenzen halten dürften, werde Transocean wegen allfällig vernachlässigter Sicherheit oder anderer Fehler wieder verstärkt in negative Schlagzeilen kommen, schreibt die ZKB in einem Kommentar. Neben dem Reputationsschaden könnte das Unternehmen künftig auch mit zusätzlichen Sicherheitsauflagen oder Kontrollen konfrontiert werden, heisst es weiter.
Auch die Grossbanken UBS (-0,1%) und CS (+0,2%) stehen besser da als am Morgen. Die Titel hatten darauf reagiert, dass verschiedene Analysten ihre Gewinnprognosen und auch Kursziele nach unten revidiert hatten. Die Citigroup verwies dabei auf die anhaltende Frankenstärke und die gestiegenen Sorgen bezüglich der europäischen Staatsverschuldung. Julius Bär notieren 1,2% fester.
Kühne + Nagel (-0,7% auf 123,10 CHF) verlieren am stärksten. Kepler hat das Kursziel für die Aktien des Logistikers auf 143 von 150 CHF gesenkt. Die Analysten begründen ihre Anpassung mit der jüngsten Schwäche im weltweiten Handel und dem starken Franken. Die Commerzbank erwartet in einer Studie ebenfalls zunehmenden Gegenwind durch Währungseffekte für das Unternehmen.
Aus den Reihen der Assekuranzen hat Swiss Re (+0,9%) mit der Asian Development Bank (ADB) im Rahmen eines Handelsfinanzierungsprogramms eine Versicherungsdeckung im Umfang von 250 Mio USD abgeschlossen. Mit diesem Deal versichert Swiss Re Corporate Solutions erstmals ein Handelsprogramm einer multilateralen Entwicklungsbank.
Die defensiven Schwergewichte Roche (+0,3), Nestlé (+0,3%) und Novartis (+0,9%) notieren freundlich. Roche werden in einer Analyse der Citigroup als Verlierer der jüngsten Währungsentwicklungen eingeschätzt, wie am Markt verlautet. Novartis seien dagegen weniger stark betroffen, weil die schwächeren Dollar und Yen Teile der Frankeneinbussen neutralisieren würden, heisst es dort.
Grösste Gewinne unter den Bluechips verbuchen Actelion (+2,2%), Swiss Life (+1,7%) und ABB (+1,7%).
Im breiten Markt sieht sich Addex (Aktie ungehandelt) zu einer Restrukturierung gezwungen. Das Pharma-Unternehmen will jährlich rund 8 Mio CHF einsparen und die Finanzierung so bis Ende 2013 sichern. Die Massnahmen seien mit einem Abbau von rund 25% der Belegschaft verbunden, hiess es.
Der Farbmetrik-Hersteller Datacolor (ungehandelt) strafft die Organisation und der in Zahlungsschwierigkeiten steckende Kupferprodukte-Hersteller Swissmetal (Aktie -2,3%) verhandelt weiter mit den Banken. (awp/mc/ss)