Zürich – Die Schweizer Börse hat am Mittwoch leicht höher geschlossen. Die Anleger hatten sich vor der mit zunehmender Spannung erwarteten geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank Fed, welche am Abend nach hiesigem Börsenschluss ansteht, in Zurückhaltung geübt. Zusätzlich steht das Referendum über die Unabhängigkeit in Schottland am (morgigen) Donnerstag auf dem Programm, was die Zurückhaltung an der Börse weiter erhöhte. Der SMI notierte denn auch seit der Mittagszeit kaum verändert leicht im Plus. Bei den Einzeltiteln schlossen vor allem die Luxusgüter-Aktien Richemont und Swatch im Minus, während die Pharma-Titel Novartis und Roche stützten.
Vom Fed erhoffen sich die Anleger Hinweise über den Zeitpunkt der vielerwarteten Zinswende. Nach den angedachten, konjunkturstützenden Massnahmen der chinesischen Regierung werde nun eher spekuliert, dass ein solcher Schritt des Fed später erfolgen könnte, lautet der Kommentar eines Händlers. Anleger hoffen, dass die Fed eher später als früher den Leitzins wieder anhebt. Aktuelle Konjunkturdaten könnten in diese Richtung hindeuten: So hatte sich in den USA die Teuerungsrate im August überraschend deutlich abgeschwächt. Angesichts des niedrigeren Inflationsdrucks erscheint es möglich, dass sich die Währungshüter noch etwas Zeit lassen, bevor sie die geldpolitischen Zügen wieder anziehen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,24% höher bei 8’825,61 Punkten. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,11% auf 1’310,38 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,23% auf 8’698,48 Stellen. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 18 im Plus und zehn im Minus, SGS und Zurich Insurance blieben unverändert.
Bei den Bluechips fielen die beiden Luxusgüter-Titel Richemont (-4,17%) und Swatch (-2,1%) mit deutlich negativen Kursen auf. Auf die Aktien drückte die Umsatzentwicklung von Richemont in den ersten fünf Monaten, die unter den Erwartungen der Analysten gelegen hatte.
Auch Kühne+Nagel (-1,2%) schlossen klar im Minus, auch wenn sich die Titel bis zum Börsenschluss etwas vom Mittagstief erholt hatten. Das Unternehmen hielt am Berichtstag seinen Capital Markets Day in London ab. Dort hat das Management die Wachstumsprognosen bestätigt, die im Vorfeld gehegten Erwartungen seien aber etwas enttäuscht worden, so Marktbeobachter.
Unter Beobachtung standen zudem Syngenta (-0,5%). Dem Unternehmen drohen weitere Klagen im Zusammenhang mit der Kommerzialisierung der Maissorte «Agrisure Viptera». Nachdem Syngenta bereits vom US-amerikanischen Rohstoff-Händler Cargill verklagt wurde, strebt nun offenbar auch der Getreideexporteur Trans Coastal Supply eine Klage an, wie Presseberichten zu entnehmen ist.
Die prozentual grössten Kursgewinne erzielten demgegenüber Finanzaktien und die defensiven Schwergewichte. Novartis (+1,3%) und Roche (+1,2%) stellten die Tagessieger dar, aber auch die defensiven Swisscom legten 1,1% zu. Die beiden Pharmagiganten haben über die Produktpräsentationen informiert, die Ende September am Kongress der European Society for Medical Oncology gehalten werden. Die ebenfalls schwergewichtigen Nestlé verloren demgegenüber 0,7%, nachdem die Experten der Société Générale die Titel auf «Hold» herabgestuft haben.
UBS (+0,9%) und Credit Suisse (+0,5%) gewannen ebenfalls überdurchschnittlich, genau wie Julius Bär (+0,7%). Kaum belastet wurden die Titel von den Nachrichten aus den USA, wonach der Bundesstaat Virginia insgesamt 13 Banken – darunter die beiden Schweizer Grossbanken – wegen umstrittener Hypothekengeschäfte aus dem Jahr 2004 auf Schadenersatz von 1,15 Mrd USD verklagt.
Im breiten Markt fielen vor allem die Titel von Bravofly Rumbo (+6,3%) und des Solarindustrie-Zulieferers Meyer Burger (-4,7%) auf. Erstere haben heute mit einem Aktienrückkauf-Programm begonnen, während letztere eine Wandelanleihe angekündigt haben. Dies führt zu einer drohenden Verwässerung von bis zu 10%, was auf den Kurs drückte.
Kurz vor Börsenschluss überraschte die Handelszeitung mit einem Bericht über eine geplante Fusion von Sulzer (+1,7%) mit dem US-Konzern Dresser Rand. Die Aktien schossen kurz nach der Veröffentlichung des Artikels in die Höhe und wurden kurz darauf vom Handel suspendiert. Die Fusionsgespräche wurden von Sulzer bestätigt, weitere Informationen würden aber erst nach dem Ende der Verhandlungen bekannt gegeben.
Gategroup (-3,5%) litten unter dem vorbörslich angekündigten Abgang des Finanzchefs Thomas Bucher, so ein Händler. (awp/mc/pg)