CH-Verlauf: Gehalten – Warten auf EZB-Zinsentscheid
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag fester eröffnet, hat aber die Gewinne im Laufe des Vormittags preisgegeben. Grund für die unstete Entwicklung ist gemäss einem Händler die bevorstehende Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Investoren würden deshalb in Lauerstellung abwarten. Allgemein werde von den Marktteilnehmern eine Zinsreduktion von 0,25 Prozentpunkten erwartet, allerdings werde von gewissen Marktakteuren auch eine Reduktion um 0,5 Prozentpunkte ins Spiel gebracht. Was dies für den Euro/Franken-Kurs bedeutet, ist gemäss dem Händler schwierig zu prognostizieren: «Die 1,20-Grenze sollte aber nicht in Gefahr sein.»
Der am Abend beginnende EU-Gipfel beschäftigt die Anleger ebenfalls. Marktbeobachter warten mit Spannung auf die Ergebnisse der Konferenz. Gemäss einem Händler ist aber mit Avancen wie in den vergangenen Tagen nicht mehr zu rechnen. Die Investoren würden zuwarten, weil nach den jüngsten Kursgewinnen wieder Enttäuschungspotenzial vorhanden sei. Im Fokus stünden dabei vor allen Finanzwerte und Aktien zyklischer Unternehmen.
Der Leitindex SMI steht um 12.15 Uhr um 0,02% tiefer bei 5’765,14 Punkten. Damit liegt der Index klar unter dem Tageshoch bei 5’809,62 Punkten kurz nach Börsenbeginn.
Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) verliert um 0,26% auf 869,39 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,11% auf 5’221,93 Punkte.
Die Aktien der beiden Pharmakonzerne Novartis (+0,4) und Roche (+1,3) gehören bisher zu den Gewinnern des Handelstags. Beide Unternehmen haben positive Phase-III-Ergebnisse zu Brustkrebsmedikamenten vorzuweisen. Vor allem Roche hat gemäss den Analysten der Bank Vontobel die Erwartungen des Marktes übertroffen, was die Wirksamkeit von Pertuzumab gegen Brustkrebs anbelangt. Vontobel stuft die Titel auf «Buy». Novartis hat mit dem Mittel Afinitor gegen Brustkrebs die vorherigen Ergebnisse bestätigt, wie Vontobel kommentiert. Afinitor sollte 600 Mio USD Umsatz generieren. Vontobel stuft die Valoren auf «Hold».
Konträr entwickeln sich die Aktienkurse der beiden Schweizer Grossbanken UBS (+0,4%) und Credit Suisse (-1,3%). Dabei gerieten die CS-Titel im Handelsverlauf kontinuierlich unter Verkaufsdruck und befanden sich gegen Mittag deutlich im roten Bereich. UBS verloren im Verlauf des Vormittags ebenfalls an Wert. Sie hielten sich indes bis Mittag im Plus.
Andere Finanzwerte im SMI lagen gegen Mittag im Minus: Zurich Financial Services (ZFS, -0,8%) und Swiss Re (-1,7%) lockten die Anleger nicht zum Kauf. Die im Swiss Leader Index (SLI) notierten Swiss Life (-2,9%) stehen ebenfalls unter Verkaufsdruck, nachdem am Vorabend der Rücktritt des umstrittenen AWD-Gründers Carsten Maschmeyer aus dem Verwaltungsrat bekannt wurde.
Stabil halten sich indes Swisscom (+0,7%). Dies obwohl dem Schweizer Branchenprimus im Telekomsektor eine Entscheidung der Eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom) nicht entgegenkommt. Die ComCom hat die Berechnung der Durchleitungsgebühren geändert, was gemäss einem Swisscom-Sprecher «erhebliche finanzielle Auswirkungen» haben und zu «erneuter Rechtsunsicherheit» führen könne.
Gewinne verbuchen die im breitgefassten Gesamtmarkt-Index SPI notierten Schweiter (+2,0%). Die UBS hat zwar die Prognosen und das Kursziel für den Maschinenhersteller reduziert, sie bleibt aber bei ihrer Kaufempfehlung. (awp/mc/ps)