CH-Verlauf: Geringes Plus – Erleichterung durch Italien
Zürich – Die Schweizer Börse kann am Montagmittag ihre Gewinne aus der Vorwoche verteidigen. Das Sparpaket der neuen italienischen Regierung sorgt nach Aussagen von Marktteilnehmern für Erleichterung. Das helfe auch den Gläubigern, darunter auch viele europäische Finanzinstitute. In Asien konnte sich heute keine einheitliche Tendenz durchsetze, der Nikkei in Tokio verzeichnete jedoch leichte Gewinne. Die US-Futures notieren derzeit mit leichten Aufschlägen.
Die Hoffnung auf eine Einigung auf europäischer Ebene, um der Schuldenkrise mit effektiven Massnahmen zu begegnen, steigen bei den Investoren wieder. Dabei steht heute das Treffen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy im Fokus. Einigkeit scheint dabei über die geplanten Vertragsänderungen zu herrschen. Die Haushaltspläne der Euro-Staaten sollen schärfer kontrolliert und Haushaltssünder bestraft werden. Strittig bleibt die Einführung von Eurobonds und die Rolle der Europäischen Zentralbank EZB. Am Nachmittag stehen mit Daten zu den Auftragseingängen Industrie und dem ISM-Index noch wichtige US-Daten an.
Der Leitindex SMI steht um 12.00 Uhr um 0,27% höher bei 5’734,20 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) steigt 0,40% auf 870,66 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,35% auf 5’204,24 Punkte.
Die Finanzwerte profitieren am stärksten von der positiveren Stimmungslage in puncto Eurokrise. Credit Suisse (+1,3%) und UBS (+0,7%) rangieren weiter oben auf der Gewinnerliste während Julius Bär (+0,3%) und Swiss Re (+0,4%) nur leichte Aufschläge verzeichnen. Die Aktie von ZFS (+1,3%) legt nach einer Anhebung des Kursziels durch die Analysten der Deutschen Bank deutlich stärker als der Markt zu.
Swiss Life (+0,9%) sieht keinen Bedarf für Abschreibungen auf dem hohen Goodwill für den Finanzvertrieb AWD. Das sagte der Verwaltungsratspräsident des Lebensversicherers, Rolf Dörig, am Wochenende in einem Interview. Er sieht das Unternehmen nicht als Übernahmeziel und rechnet auch in der Branche nicht mit einer Konsolidierung.
Die Luxusgüterhersteller Richemont (+0,7%) und Swatch (+0,5%) notieren nach Äusserungen des Präsident der Schweizerischen Uhrenindustrie fester. Jean-Claude Pasche hatte sich in einem Interview am Wochenende optimistisch gezeigt. Er rechnet mit einem Rekordwert beim Exportumsatz für 2011 von deutlich über 18 Mrd CHF. Auch einige konjunktursensitiven Werte wie Schindler (+1,2%), Holcim (+1,4%) oder ABB (+1,0%) notieren fester.
Der Valor des Duftstoffhersteller Givaudan (-2,6%) gibt nach einer Analystenstudie deutlich ab. Die Experten der Deutschen Bank haben in einer Branchenbewertung zum Chemiesektor die Einschätzung auf «Sell» von zuvor «Hold» gesenkt, das Kursziel aber mit 690 CHF unverändert belassen. Auch der Chemietitel Clariant (-0,5%) notiert tiefer, während Lonza (+0,9%) und das Agrarchemieunternehmen Syngenta (+0,6%) Aufschläge verzeichnen.
Der Zeitarbeitsvermittler Adecco (-1,7%) leidet deutlich unter einer Gewinnwarnung des Wettbewerbers Michael Page. Das US-Unternehmen rechnet mit einem Vorsteuergewinn, der unter den Erwartungen der Analysten ausfallen dürfte.
SGS (-0,9%) meldet eine Übernahme in Malaysia. Die Inspektions- und Zertifizierungsgesellschaft kauft Consolidated Loboratory zu einem nicht genannten Preis. Das Unternehmen mit Labors in Kuala Lumpur und Penang erwartet einen Umsatz im laufenden Jahr 2011 von 2,2 Mio CHF.
Im breiten Markt wird die angekündigte Veränderung der Organisationsstruktur beim des Dentalimplantatehersteller Straumann (+0,7%) positiv aufgenommen. Das Unternehmen rechnet dadurch für 2011 mit Kosten in Höhe von 3 bis 4 Mio CHF. Die Betriebsgewinnmarge soll davon nicht berührt werden. Die Vontobel-Analysten zeigen sich vom Zeitpunkt der Neuorganisation überrascht, behalten ihre Einschätzung aber bei.
Grösster Verlierer ist Precious Woods (-6,3%) nach einer Gewinnwarnung. Die Waldbewirtschafterin rechnet für das Geschäftsjahr 2011 mit einem operativen Verlust. Das Unternehmen hat anlässlich der Halbjahrespräsentation das genannte EBITDA-Ziel nach unten geschraubt. (awp/mc/ps)