Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat seine Gewinne bis zur Mittagsstunde ausgebaut. Berichte über eine starke Hebelung des Volumens des Euro-Rettungsschirms EFSF treiben insbesondere Bankaktien und konjunktursensitive Titel an. Die Märkte werden weiterhin von der Schuldenkrise in der Eurozone umgetrieben, fasst ein Marktbeobachter das Geschehen zusammen.
Sollen sich die Berichte über die Hebelung des EFSF bewahrheiten, es ist von bis zu 2 Bio EUR die Rede, wäre dies der von den Märkten lange erwartete Befreiungsschlag, hiess es im Handel. Ein grösserer Schirm tut auch Not: Am Vorabend senkte Moody’s das Rating Spaniens um zwei Stufen und stellt gleichzeitig den stabilen Ausblick für das französische Top-Rating auf den Prüfstand.
Um 12 Uhr steht der Swiss Market Index (SMI) um 0,82% höher bei 5’728,89 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) steigt um 1,21% auf 859,93 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,82% auf 5’190,61 Punkte.
Neue Impulse könnten die für den Nachmittag angekündigten US-Konjunkturdaten bringen. Auf dem Programm stehen unter anderem die Verbraucherpreise für September. Zudem werden die Baubeginne und Baugenehmigungen für September erwartet. Nach Börsenschluss folgt dann noch das «Beige Book», die jüngste Konjunktureinschätzung der amerikanischen Notenbank.
Im Fokus der Investoren stehen die Papiere des Hörgeräteherstellers Sonova, die sich um 9,3% verteuern und ihre Gewinne gegenüber dem frühen Geschäft damit noch einmal deutlich ausweiten. Das Unternehmen publizierte am Morgen unerwartet die Umsatzzahlen des ersten Semesters; das organische Wachstum von 7% wird von Händlern als «sensationell» bezeichnet. Die Wachstumsschwäche scheine damit überwunden, hiess es.
Ebenfalls Zahlen hat der Medizinaltechniker Synthes gezeigt. Das Unternehmen erreichte im dritten Quartal 2011 erstmals in einem Jahresviertel einen Umsatz von einer Milliarde US-Dollar. Die Resultate bewegen die Aktie jedoch kaum (-0,3%), da für das Unternehmen ein Übernahmeangebot des US-Konzerns Johnson & Johnson (J&J) vorliegt. Der Aktienkurs ist damit seit diesem Frühjahr an den der J&J-Aktie sowie an den Dollar-Kurs gekoppelt.
Am Vortag der Ergebnispublikation steigen die Aktien des Biotechkonzerns Actelion um 3,1% auf 34,47 CHF. Hier gilt das Interesse der Analysten neben der Umsatzentwicklung allfälligen Informationen zum Hoffnungsträger Macitentan. Die Analysten von Exane BNP Paribas haben zwar ihr Kursziel für Actelion leicht auf 43 von 44 CHF gesenkt, ihre Kaufempfehlung jedoch bestätigt.
Auch Nestlé (Aktie +0,1%) bewegen sich im Vorfeld der Zahlen vom morgigen Donnerstag kaum. Das schwache Abschneiden am Berichtstag ist Händlern zufolge wohl einem Agenturbericht geschuldet, in dem für 2012 über ein mögliches Umsatzminus von rund 20% bei Nespresso spekuliert wird, hiess es im Handel.
Die beiden defensiven Schwergewichte, die Valoren der Pharmamultis Novartis (+1,0%) und Roche (+0,3%), stehen etwas besser als Nestlé.
Die etwas entspannte Stimmung in Punkto Euro-Schuldenkrise lässt Bankaktien wie Credit Suisse (+0,6%) und UBS (+1,9%) steigen. Für Erstere hat allerdings das Aktienresearch von Standard & Poor’s das Kursziel auf 28 von 34 CHF reduziert. Die Einstufung bleibt aber bei «Hold». Die Versicherer sehen Gewinne bei Swiss Life (+1,6%), Swiss Re (+1,5%) und ZFS (+1,7%).
Die am Vortag geschundenen Zykliker verbuchen teilweise wieder Gewinne: ABB steigen um 0,4%, Adecco um 1,9%, Clariant um 2,6%, Swatch um 1,7% und Holcim um 2,3%. Nobel Biocare sinken hingegen um 1,7%. Die Deutsche Bank hat ihr Kursziel für die Valoren des Dentalimplantateherstellers gesenkt und ihre Verkaufsempfehlung bestätigt.
Transocean machen mit +3,6% die Abgaben des Vortages wett. Nach Ansicht von Marktbeobachtern ist der Druck auf den Tiefsee-Ölbohrkonzern gestiegen, sich an den Kosten der Ölkatastrophe vom April 2010 zu beteiligen, nachdem BP mit seinen zwei Juniorlizenzpartnern des Förderprojekts einen Vergleich erzielt hat.
Im breiten Markt bauen Micronas (+3,2%) ihre am Dienstag nach Quartalszahlen errungenen Gewinne aus. Zu den grössten Gewinnern zählen ADB (+7,7%), Burckhardt Compression (+5,9%) und Rieter (+4,0%). Am anderen Ende finden sich Mondobiotech (-5,4%), Bossard (-3,0%) Looser (-2,7%). (awp/mc/gh)
