CH-Verlauf: Gewinne weggeschmolzen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch seine frühen Gewinne nicht verteidigen können und pendelt zum Mittag um den Vortagesschluss. Nach den grossen Rückschlägen an den beiden Vortagen waren die Indizes mit deutlich festeren Notierungen in den Tag gestartet. Die Erholung wurde Händlern zufolge von Meldungen ausgestoppt, wonach der Euro-Rettungsfonds EFSF Anleiheplatzierungen wegen der aktuellen Marktbedingungen verschieben will.
Auch schwache Konjunkturdaten aus dem Euroraum hätten das Sentiment belastet, hiess es weiter. Im Fokus stehe aber vor allem das kurzfristig anberaumte EU-Krisentreffen in Cannes, nachdem Griechenlands Ministerpräsident Papandreou eine Volksabstimmung über das jüngst geschnürte Euro-Rettungspaket anberaumt und die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt hatte. Da das Votum erst Anfang Januar geplant sei, drohe die hohe Unsicherheit die Agenda auch in den nächsten zwei Monaten zu bestimmen, hiess es.
Der SMI notiert um 12 Uhr 0,06% tiefer auf 5’585,34 Punkten. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung der grössten Titel gekappte Swiss Leader Index (SLI) steigt hingegen um 0,23% auf 847,18 Punkte, während der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,03% auf 5’076,31 Stellen nachgibt.
Die Aktien der Banken sind nach einem festen Auftakt abgerutscht, notieren aber nach wie vor höher. Die Berichte über die Verschiebung der EFSF-Platzierung habe auch die hiesigen Finanzwerte belastet, hiess es. Credit Suisse notieren zum Berichtszeitpunkt 0,6% fester. Die Papiere hatten am Vortag nach Zahlen mehr als 10% eingebüsst. Heute haben die Deutsche Bank, Morgan Stanley und JP Morgan das Kursziel für die Grossbankenaktie gesenkt.
Die andere Grossbank UBS (Aktie +0,5%) kann vorerst aufatmen: Eine US-Bundesrichterin in Manhattan hat eine Klage des Fondsverwalters Irving Picard über 2 Mrd USD im Betrugsfall um Bernard Madoff abgewiesen. Der Liquidator des Madoff-Imperiums will jedoch die nächste Instanz anrufen.
Die Versicherer sehen Aufschläge bei ZFS (+1,0%)und Swiss Re (+0,4%). Letztere werden am morgigen Donnerstag die Drittquartalszahlen zeigen. Analysten rechnen mit höheren Prämieneinnahmen und, dank dem Ausbleiben grosser Naturkatastrophen im Berichtsquartal, mit mehr Gewinn. Swiss Life (+0,7%) profitieren von der soeben vom Bundesrat beschlossenen Senkung des Mindestzinssatzes für die Altersguthaben der zweiten Säule auf 1,5%.
Die Erholungsbewegung bei den zyklischen Aktien geht unterschiedlich gut vonstatten: Während ABB (+0,6%), Geberit (+0,5%) und Holcim (+0,7%) ihre Gewinne verteidigen konnten, sind die Titel des Arbeitsvermittlers Adecco (-0,4%) deutlich abgerutscht. Hier hätten die schwachen Arbeitsmarktdaten aus Deutschland belastet, urteilen Beobachter.
Im Segment Luxusgüter rücken Swatch um 1,0% vor und Richemont gewinnen gar 1,7% auf 48,16 CHF. Die Analysten von Barclays Capital erwarten ein starkes Halbjahresergebnis von Richemont, es wird kommende Woche präsentiert, und haben ihr Kursziel um einen Franken auf 54 CHF erhöht. Das Rating bleibt bei «Equal Weight».
Die Index-Schwergewichte Nestlé (unverändert) und vor allem die Pharmawerte Roche (-1,1%) und Novartis (-1,0%) schneiden deutlich schwächer als der Gesamtmarkt ab und belasten diesen erheblich. Die hohe Gewichtung der drei Titel, sie bestreiten rund 56% der SMI-Kapitalisierung, macht dem Leitindex massiv von der Entwicklung der drei genannten Papiere abhängig.
Im Fokus stehen ferner die Papiere der Ölplattformbetreiberin Transocean, die sich um 1,1% verteuern. Deren Kampf mit dem Ölkonzern BP im Nachgang der Ölkatastrophe im Jahr 2010 ist in die nächste Runde gegangen. Transocean hat bei einem US-Gericht eine Eingabe eingereicht und will BP zwingen, Verpflichtungen nach der Katastrophe im Golf von Mexiko einzuhalten. Den Klauseln des Vertrags zufolge sei BP alleine verantwortlich für die immensen Schäden, argumentiert Transocean.
Im breiten Markt haben die Bauchemie- und Klebstoffherstellerin Sika (Aktie -2,2%) und der Raffinieriebetreiber Petroplus (-8,1%) Drittquartalzahlen vorgelegt. Beide Unternehmen haben die Schätzungen der Analysten zum Teil deutlich verfehlt. (awp/mc/pg)