CH-Verlauf: Ins Minus gedreht – Unsicherheit vor Krisengipfel
Zürich – Die Schweizer Börse hat nach einem freundlichen Auftakt am Donnerstag bis zum Mittag ins Minus gedreht. Der Handel schwanke zwischen Hoffnung und Bangen hinsichtlich einer Lösung der Schuldenkrisen auf beiden Seiten des Atlantiks, heisst es von Beobachtern. Entsprechend nervös sei das Geschehen auf dem Parkett. Schwächere Einkaufsmanager-Daten aus China und der Eurozone trübten das Sentiment zusätzlich, hiess es. Für Bewegung sorgten daneben vor allem Unternehmenszahlen.
Der Krisengipfel berät ab 13.00 Uhr über ein zweites Hilfspaket für Athen. Der Markt erwartet einen aber Befreiungsschlag, der nicht nur Griechenland, sondern auch die anderen EU-Sorgenkinder miteinbezieht. Auch der Eurogruppen-Chef Juncker meldete sich zu Wort: Eine Bankenabgabe zur Finanzierung des neuen Griechenlandpaketes sei vom Tisch, sagte er. Zu einer angestrebten Gesamtlösung gehöre jedoch eine Beteiligung des Privatsektors.
Der Swiss Market Index (SMI) rutsch bis zum Mittag um 0,40% auf 5’942,57 Punkte ab (Tageshoch: 6014 Punkte). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt derweil um 0,36% auf 916,50 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,36% auf 5’446,39 Zähler ab.
Die im frühen Handel in der Hoffnung auf eine Lösung der griechischen Schuldenkrise festeren Bankaktien befinden sich seit einer Stunde im Rückwärtsgang: Credit Suisse notieren noch 0,3% höher, während UBS gar 1,4% tiefer stehen. Gemäss Aussagen von Juncker vor dem Krisentreffen in Brüssel ist ein teilweiser Zahlungsausfall für Griechenland eine Möglichkeit und eine Einigung auf Euro-Anleihen vom Gipfeltreffen nicht zu erwarten. Er erwarte die Beteiligung von privaten Investoren, sagte er weiter.
Die Aktien der grossen Assekuranzwerte Swiss Re (-0,7%) und ZFS (-0,1%) haben ihre Gewinne ebenfalls eingebüsst.
Neben den Bewegungen auf der politischen Bühne treten Unternehmensergebnisse etwas in den Hintergrund. Dabei hat mit Roche (-0,1%) einer der ganz grossen heimischen Blue Chips Zahlen präsentiert. Der Pharmakonzern wurde den Vorschusslorbeeren aus der Sonntagspresse gerecht: Die Kostenmassnahmen haben schneller als erwartet gegriffen und die Frankenstärke ausgewetzt. In Erwartung guter Zahlen hatten die Roche-Bons aber bereits in den vergangenen Tagen deutlich zugelegt, erklären Händler die geringe Reaktion auf gute Zahlen. Novartis verbilligen sich um 0,8%.
Die ABB-Valoren werden nach Zahlen 2,7% tiefer bezahlt, obschon der Industriekonzern die Erwartungen der Analysten auf allen Ebenen zu übertreffen vermochte. Kritisiert wird jedoch die leicht tiefere operative Marge, was nach starken Aufschlägen der Aktie in den vergangenen zwei Tagen Gewinnmitnahmen begünstige.
Schliesslich haben als Dritte im Bunde auch Actelion Quartalszahlen gezeigt. Die Titel des Biopharmakonzerns steigen um 2,6% und heben sich damit deutlich vom Gesamtmarkt ab. Insbesondere das operative Ergebnis konnte die Erwartungen der Analysten übertreffen.
Im SMI-/SLI-Tableau steigen ferner Sonova um 1,6%. Die Titel setzen damit ihren jüngsten Aufwärtstrend fort, der am Montag mit der erfolgreichen Besetzung der vakanten Konzernspitze ihren Anfang genommen hatte. Dahinter folgen Weatherford (+0,7%) und – am Vortag der Ergebnispublikation – Syngenta (+0,5%).
Die Schweizer Uhrenexporte sind im Juni mit rund 16% nicht mehr so schnell gewachsen wie in den Vormonaten, die Aktien von Richemont (-0,4%) und Swatch (-0,2%) können sich in der Folge nicht besonders hervortun. Die Normalisierung der Uhrenexporte nach den sehr hohen Raten in den beiden Vormonaten komme aber wenig überraschend, sagten Analysten.
Aus dem breiten Markt hat Sulzer Zahlen vorgelegt, die den Aktien des Industriekonzerns ein Minus von 3,1% bescheren. Analysten sprechen von «soliden, aber nicht überwältigenden Zahlen».
Implenia (+1,4%) konnte einen Grossauftrag vermelden. Der Bauunternehmer wird im Auftrag der SBB ein weiteres Baufeld in Zürichs neuem Stadtteil «Europaallee» realisieren. Die Projektsumme belaufe sich auf 83 Mio CHF.
Die Kupferprodukte-Herstellerin Swissmetal (-2,1%) hat in ihrem Kampf ums Überlebens etwas Luft erhalten. Der Gesellschaft wurde für ihre operativen Aktivitäten in Dornach und Reconvilier für zwei Monate die provisorische Nachlassstundung gewährt. Die Massnahme schützt vorübergehend vor dem Zugriff der Gläubiger. (awp/mc/ps)