CH-Verlauf: Knapp gehalten
Zürich – Die Schweizer Börse zeigt sich am Freitag um Mittag knapp gehalten. Positive Impulse erhält der Markt von den leicht festeren Banktiteln, während Pharmawerte weiterhin drücken. Die Grossbankwerte würde davon profitieren, dass in Deutschland die schwarz-gelbe Koalition die Bundesregierung in der umstrittenen Finanzhilfe für Griechenland unterstütze, hiess es unter Marktbeobachtern. Nach leicht schwächeren Notierungen in der Eröffnungsphase konnte sich der Markt so etwas erholen. Zuvor hatten Sorgen um die US-Wirtschaft und die neuesten Konjunkturdaten aus China den Markt etwas mehr belastet.
Allerdings dürfte der hiesige Aktienmarkt nach Meinung von Experten die aktuelle Abwärtsbewegung fortsetzen. Die Pessismisten dürften nach den zuletzt überwiegend schlechter als erwartet ausgefallenen US-Konjunkturdaten und der wohl möglicherweise etwas entschärften, aber weiterhin ungelösten Schuldensituation in Griechenland überwiegen. Zudem dürften die Volumen angesichts der kurzen kommenden Woche nach dem Pfingstwochenende gering ausfallen.
Bis um 11.55 Uhr verliert der Schweizer Leitindex SMI um 0,11% auf 6’264,27 Punkte. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 0,05% auf 976,36 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,16% auf 5’763,95 Punkte. Im Wochenvergleich zeichnet sich für den SMI ein deutliches Minus ab, bis Handelsschluss am Vortag verlor der Leitindex so bereits rund 2%.
Unter den SMI-/SLI-Titeln profitieren vor allem die Grossbanktitel (CS und UBS + je 1,0%) von der Unterstützung, die die Deutsche Regierung bei ihrer geplanten Hilfe für Griechenland von der Koalition erhalten hat. Zudem hat Vitor Constancio, Vize-Präsident der Europäischen Zentralbank, weitere Beiträge der Zentralbank zur Stabilisierung der Finanzmärkte und der Preise angekündigt.
Bereits zu Handelsanfang hatten sich die Grossbankwerte besser als der Markt entwickelt, weil hinsichtlich der Eigenkapitalanforderungen Entwarnung erwartet wird. Gemäss «NZZ» scheint eine politische Lösung im Zahlenstreit gefunden worden zu sein, die EK-Quote soll 19% der risikogewichteten Aktiven nicht überschreiten.
Ansonsten ist die News-Lage übersichtlich, entsprechend sorgen Rating-Änderungen für grössere Bewegungen. Unter den defensiven Titeln leiden Novartis (-0,9% auf 51,75 CHF) und Actelion (-1,7% auf 43,58 CHF) deutlich unter einer Herabstufung durch Barclays auf «Underweight». Demgegenüber halten sich unter den Index-Schwergewichten Roche (-0,4%) und Nestlé (-0,1%) etwas besser. Die ebenfalls defensiven Swisscom (+0,2%) legen leicht zu.
Die anhaltenden Konjunkturängste drücken weiter auf die Kurse zahlreicher zyklischen Aktien. Die Titel der Luxusgüter-Hersteller Richemont (-0,9%) und Swatch (-0,6%) geben etwas verstärkt nach, Kühne+Nagel (-0,5%), Clariant (-0,5%), SGS (-0,4%), Geberit (-0,4%), Adecco (-0,3%) und Logitech (-0,1%) etwas weniger. Demgegenüber können Weatherford (+0,9%) und ABB (+0,5%) deutlicher zulegen. Auch Lonza (+0,9%) reihen sich unter den Gewinner ein.
Uneinheitlich zeigen sich die Versicherungsvaloren. So verlieren Swiss Life (-0,4%), Swiss Re (-0,2%) und ZFS (-0,1%), während Bâloise (+0,2%) leicht zulegen.
Mehr News kommen aus dem breiten Markt. Sulzer (-4,8%) verlieren nach dem überraschenden Wechsel von CEO Ton Büchner markant. Analysten bedauern den Abgang Büchners. Sulzer sei aber in grossartiger Form, habe ein fähiges Management-Team und sollte den Übergang gut bewältigen, kommentiert beispielsweise Fabian Haecki von der Bank Vontobel. Kritischer zeigt sich Helvea, auch was die noch ungeklärte Nachfolge angeht.
Weitere grössere Verlierer sind GNR (-9,3%) und Micronas (-5,3%).
CWK (+1,8%) hat im ersten Halbjahr 2010/11 den Gewinn steigern können. Emmi (+1,0%) kauft mit der Übernahme des italienischen Dessertherstellers A-27 rund 65 Mio EUR Umsatz zu. Die Experten der Bank Vontobel bezeichen den Kauf als «sehr guten Schachzug».
Die grössten Avancen erzielen New Venturetec (+5,3%), Comet (+2,9%) und Mobimo (+2,5%). (awp/mc/ss)