Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Dienstagmittag praktisch unverändert zum Vortageswert. Nach einem Start im negativen Territorium habe ein starker ZEW-Index zu den Konjunkturerwartungen in Deutschland den Dividendenpapieren auf die Beine geholfen, hiess es im Handel. Eine erfolgreiche Auktion italienischer und spanischer Anleihen habe das Sentiment ebenfalls gestützt. Beide Länder haben sich trotz der jüngsten Herabstufung der Kreditwürdigkeit durch Moody’s zu günstigeren Bedingungen frisches Geld beschafft. Dass der SMI im europäischen Vergleich etwas zurückfällt, liegt an Abgaben in den Roche-Bons.
Neben neuen Konjunkturdaten aus den USA am Nachmittag richte sich der Blick der Investoren nun bereits auf das EU-Finanzministertreffen vom (morgigen) Mittwoch. Das griechische Parlament habe zwar am Vortag mit seinem Ja zu Sparmassnahmen den Weg für neue Milliardenhilfen freigemacht, sagten Händler. Aus dem Schneider sei der hoch verschuldete Staat jedoch noch nicht. Vor allem hinter die Umsetzung der Pläne seien Fragezeichen zu setzten.
Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 12 Uhr 0,01% tiefer bei 6’177,06 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) steigt um 0,25% auf 941,94 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,12% auf 5’606,81 Zähler.
Actelion werden nach Jahreszahlen um 1,8% zurückgenommen. Das Baselbieter Pharmaunternehmen ist im zurückliegenden Geschäftsjahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Doch nicht nur die Zahlen hätten enttäuscht, auch der Ausblick sei deutlich unter den Erwartungen ausgefallen, heisst es unter Marktbeobachtern. Angesichts der Kursfortschritte um rund 10% seit Anfang dieses Jahres seien viele Investoren nun zu Gewinnmitnahmen geschritten.
Deutlichere Gewinne am Schweizer Aktien werden aber in erster Linie von Abgaben in den grosskapitalisierten Roche-Bons verhindert. Diese verbilligen sich nach einer Rückstufung durch die Citigroup von «Buy» auf «Neutral» um 1,2% auf 162,20 CHF. Der zuständige Analyst senkt seine EPS-Prognosen um bis zu 7% und kürzt das Kursziel für die Genussscheine auf 157 CHF von bisher 159 CHF. Ebenfalls im Pharmasektor sinken Novartis um 0,2%.
Nach Zahlen von L’Oréal rücken Nestlé um 0,1% vor. Der französische Kosmetikkonzern hat 2011 kräftige Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn erzielt und die Erwartungen der Analysten leicht übertroffen. Nestlé ist mit rund 25% an L’Oréal beteiligt, die Franzosen steuern rund 10% zum Gewinn des Nahrungsmittelmultis bei. Dieser wird ebenfalls noch diese Woche – und zwar am Donnerstag – seine Jahreszahlen präsentieren.
Finanzwerte präsentieren sich nach einem schwächeren Start mittlerweile mehrheitlich fester. Bei den Versicherern steigen Swiss Re um 0,8% und ZFS um 0,4%. UBS gewinnen 0,9%, die Grossbank prüft derzeit ein Programm zur Aufnahme von nicht-verwässerndem Kapital in der nahen Zukunft. Das Volumen soll über 1 Mrd USD liegen, bestätigte die UBS.
Am Vortag der Ergebnispublikation steigen Clariant (+1,8%) deutlich. Swisscom (+0,5%) wird ebenfalls am Mittwoch Zahlen zeigen. Am Donnerstag folgen ABB (+0,2%) und Givaudan (+1,5%) mit Jahreszahlen. Nach einer Kurszielerhöhung durch HSBC steigen Transocean um 1,4%.
Im breiten Markt stechen Orascom DH mit einem Kursplus von 6,5% heraus. Dem Immobilienentwickler zufolge schreitet das Prestigeprojekt in Andermatt «zügig» voran. 2011 seien Verkaufs- sowie Reservierungsverträge im Umfang von 103 Mio CHF abgeschlossen worden, teilte das Unternehmen am Morgen mit. Allerdings waren die Titel nach Ausbruch der Krise in Ägypten und der arabischen Welt massiv unter Druck gekommen und büssten in den letzten zwölf Monaten fast drei Viertel ihres Wertes ein.
Newron ziehen um 2,8% an. Der Pharmakonzern hat für seinen Produktekandidaten Safinamide in der japanischen Meiji Seika einen neuen Lizenzpartner gefunden. Zuvor hatte Merck Serono die Rechte an dem Präparat zurückgegeben.
Ferner haben die Industriekonzerne Bobst (Aktie: +1,0%) und Lem (+2,9%) mit Zahlen aufgewartet. Der Airline-Caterer Gategroup (Aktie unverändert) hat angekündigt, einen indischen Mitbewerber nun vollständig zu übernehmen. Emmi verlieren 2% nach der News, dass CFO Reto Conrad das Unternehmen bald verlassen wird. (awp/mc/pg)