Zürich – Die Schweizer Börse hat am Dienstag nach den Kursgewinnen der vergangenen Tage eine Verschnaufpause eingelegt und tiefer geschlossen. Der Leitindex SMI startete bereits mit Abgaben in den Tag und rutschte in der Folge weiter ab. Bis zum Handelsende konnte der Index allerdings nach einem Taucher die Marke von 8’300 Punkten – wenn auch knapp – zurückgewinnen. Zu den grössten Verlierern unter den Blue Chips gehörten Zykliker und Finanztitel, demgegenüber bauten die Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova die Kursgewinne des Vortages weiter aus.
Das Geschäft mit Aktien verlief insgesamt in ruhigen Bahnen und die Anleger hätten sich mit Blick auf die am Mittwochabend anstehende Publikation des Protokolls zur letzten Fed-Sitzung zurückgehalten, hiess es am Markt. Nach wie vor werde über den Zeitpunkt und den Umfang einer möglichen Straffung der sehr lockeren US-Geldpolitik spekuliert. Von den Fed-Minutes erhofft man sich weitere Hinweise darauf. Derweil hätten kritische Aussagen des US-Grossinvestors Carl Icahn zur Qualität der jüngsten US-Unternehmensergebnisse ein wenig auf die Stimmung gedrückt, während die OECD ihre Wachstumsprognosen für die Eurozone, die USA und China etwas zurückgenommen hatte.
Der Swiss Market Index (SMI) gab bis Börsenschluss um 0,61% auf 8’300,12 Punkte nach. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,62% auf 1’265,70 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,60% auf 7’898,42 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln standen am Ende 23 im Minus und sieben im Plus.
Bei den Blue Chips gaben Zykliker und Bankentitel am stärksten nach. Die von der OECD für die weltweit wichtigsten Volkswirtschaften leicht nach unten korrigierten Konjunkturprognosen liessen Titel wie Adecco (-1,9%), Dufry, Sika (beide -1,3%) oder ABB (-1,2%) deutlicher als der Gesamtmarkt zurückfallen. Swatch verloren 0,9%, obwohl sich CEO Nick Hayek in einem weiteren Zeitungsinterview zum Geschäftsausblick erneut optimistisch äusserte. Allerdings hatten die Titel am Montag bereits gut an Wert dazugewonnen.
Im Finanzsektor büssten die Titel der Grossbanken UBS und CS 1,5% beziehungsweise 0,9% ein. Mit Blick auf die Diskussion um höhere ungewichtete Eigenkapitalpolster (Stichwort: Leverage Ratio) lassen die Investoren Vorsicht walten. Davon unbeeindruckt gewannen Julius Bär 0,2% hinzu.
Grössere Abgaben verzeichneten Versicherungstitel wie Zurich (-1,4%) oder Bâloise (-0,9%), wogegen Swiss Re um 0,4% auf 82,50 CHF zulegten. Die Bank Nomura hatte für den Rückversicherer das Rating auf «Buy» (Kursziel: 90 CHF) von bisher «Reduce» angehoben. Zudem wurde der Kauf einer Beteiligung am brasilianischen Versicherer SulAmérica gut aufgenommen, auch wenn damit die Dividendenerwartungen etwas niedriger ausfallen. In ihrer Sektorstudie senkten die Nomura-Analysten das Bâloise-Rating auf «Reduce» von bislang «Buy».
Sonova (+3,5%) profitierten von Anschlusskäufen, nachdem die Aktien am Vortag mit guten Halbjahresresultaten beinahe 5,5% dazugewonnen hatten. Mehrere Kursziel-Anhebungen und eine Rating-Erhöhung durch die ZKB auf «Übergewichten» hätten den Kurs gestützt, hiess es. Zudem wurden die Titel anstelle von SPS (-0,4%) in das Aktienportfolio «Schweiz Standardwerte» der ZKB aufgenommen.
Weitere Gewinner hiessen Syngenta (+1,1%) oder Kühne+Nagel (+0,3%), und auch Nestlé (+0,2%) konnten sich dem Abwärtstrend entziehen. Hingegen belasteten die Pharma-Schwergewichte Roche (-1,2%) und Novartis (-0,6%) den Gesamtmarkt.
Im breiten Markt wurde bei Publigroupe (Aktie +5,6%) die Bestätigung der Guidance für das laufende Jahr am Markt positiv aufgenommen. Angesichts der schwierig verlaufenen Entwicklung der jüngsten Zeit seien für Publigroupe «keine Nachrichten gute Nachrichten», hiess es in einem Analystenkommentar.
Myriad legten nach Produkt-News um 2,6% zu und auch Implenia (+1,7%) avancierten im Gefolge von neuen Modernisierungsaufträgen im Volumen von mehr als 100 Mio CHF im Grossraum Zürich. (awp/mc/pg)