Zürich – Die Schweizer Börse hat bis zum Dienstagmittag weiter zugelegt und notiert freundlich unter Tageshoch. Gute Konjunkturdaten aus Europa hätten das Geschäft belebt, hiess es unter Marktbeobachtern. Auch die Wachstumsverlangsamung in China sei zuvor gut weggesteckt worden, sei doch eine deutlichere Abschwächung befürchtet worden. Die Abstufung des Euro-Rettungsfonds EFSF durch die Ratingangentur Standard & Poor’s habe die Märkte indessen kaum beeindruckt. Mit dem Verlust der Top-Bonität sei gerechnet worden, hiess es weiter.
Auf die mit Spannung erwartete Auktion von Geldmarktpapieren des EFSF mit sechsmonatiger Laufzeit über 1,5 Mrd EUR hat der Markt kaum reagiert und nur wenige Indexpunkte gewonnen. Die Rendite der gut dreifach überzeichneten Papiere liegt bei 0,266%. Zuvor hat u.a. Spanien bereits eine Geldmarktauktion durchgeführt, dabei haben sich die Finanzierungskosten beinahe halbiert. Aus Europa stimmt – neben guten Inflationsdaten – vor allem der unerwartet stark gestiegene ZEW-Indikator in Deutschland optimistisch. Die Zahlen deuten gemäss ZEW darauf hin, dass sich die Konjunktur in Deutschland nicht mehr weiter abschwäche, sondern zu stabilisieren beginne. Entsprechend gesucht sind auch hierzulande konjunktursensitive Aktien und Finanzvaloren.
Der SMI gewinnt bis um 12.10 Uhr 0,52% auf 6’062,45 Punkte. Damit notiert der Leitindex allerdings wieder unter dem Tageshoch auf 6’073 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) steigt um 0,69% auf 906,19 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,57% auf 5’471,71 Zähler.
Unter den SMI-/SLI-Titeln sehen die Aktien des Warenprüfkonzerns SGS im Blickfeld. SGS (+2,2%) hat mit dem Abschluss 2011 die Konsens-Erwartungen der Analysten ausser beim EBIT und Reingewinn leicht übertroffen. Zudem hat das Management ein neues Aktienrückkaufprogramm aufgelegt und erwartet für das laufende Rechnungsjahr ein starkes Umsatzwachstum. Das beschleunigte Wachstum im zweiten Halbjahr sei eine Überraschung, kommentiert die Bank Vontobel und bezeichnet die Zahlen als «stark». Entsprechend wird die Einstufung der Titel mit «Buy» bestätigt. Die ZKB stuft die SGS-Aktie auf «Übergewichten» hoch.
Die prozentual grössten Avancen im SMI/SLI verbuchen angesichts der Konjunkturdaten Zykliker wie Nobel Biocare (+3,0%) und Clariant (+2,9%). Holcim (+2,0%) sind nach den Abgaben des Vortages im Zuge von Wertberichtigungen wieder gesucht.
Beim Hörsystem-Hersteller Sonova (Aktie +0,7%) will sich Hauptaktaktionär Andy Rhis über die kommenden sechs bis neun Monate von weiteren Aktien trennen. Die Beteiligung soll auf 7-8% von bisher rund 9% gesenkt werden, was anfänglich noch für einen leichten Verkaufsdruck gesorgt hatte.
Aus dem Finanzbereich sind die Grossbankvaloren CS (+2,5%) auf tieferem Niveau wieder gefragt; UBS (+1,1%) rücken weiter vor. Hingegen notieren Julius Bär (+0,1%) nur gut gehalten. Bei den Versicherern ziehen Swiss Life und ZFS (je +1,2%) und Bâloise (+0,9%) deutlicher an. Swiss Re (-0,2%) liegen indessen etwas im Minus.
Unter den defensiven Index-Schwergewichten notieren Novartis und Nestlé (je +0,3%) leicht höher. Roche (-0,1%) zeigen sich nach Gewinnmitnahmen minim tiefer.
Richemont (-0,4%) geben einen Teil ihrer Kursgewinne des Vortages (+2,8% im Zuge guter Umsatzzahlen) infolge von Gewinnmitnahmen wieder preis. Die Papiere des Branchennachbarn Swatch (+0,1%) liegen knapp im Plus.
Im breiten Markt stehen nach Umsatzzahlen vor allem Galenica, Barry Callebaut und Komax im Fokus. Galenica (-0,8%) hat zwar die Konsens-Umsatzerwartungen leicht unterschritten, die Gewinnprognose hingegen bestätigt. Barry Callebaut (+0,4%) liegt ebenfalls leicht unter den Konsens-Erwartungen, bestätigt aber auch die bisherigen Zielsetzungen. Demgegenüber überrascht Komax (+4,4%) beim Auftragseingang und Umsatz positiv.
Weiter meldet der Baukonzern Implenia (+2,3%) einen Totalunternehmerauftrag zum Bau des höchsten Gebäudes im Kanton Zug im Volumen von rund 63 Mio CHF im Grundausbau. Die Aktie des Detalbedarf-Unternehmens Coltene (+1,9%) profitieren von der Ernennung von Martin Schaufelberger zum neuen CEO.
Die prozentual grössten Avancen im breiten Markt erzielen Dufry (+6,9%), gefolgt von Accu (+5,0%) und Leclanché (+4,7%). Deutliche Einbussen gibt es für CiCom (-9,8%), New Value (-7,0%) und Addex (-5,1%). (awp/mc/pg)