CH-Schluss: Dritter Verlusttag in Folge – Beirut belastet Swiss Re

Boerse

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag zum dritten Mal in Folge nachgegeben. Die Gewinne des sehr starken Wochenauftakts sind damit zum Grossteil wieder weggeschmolzen. Am Berichtstag ging es für den SMI nach einem etwas festeren Start längere Zeit vor allem nach unten. Erst nach der Veröffentlichung von US-Konjunkturzahlen am Nachmittag entfernte sich der Leitindex dann wieder etwas von den Tiefstständen bei knapp über 10’000. In den USA haben in der vergangenen Woche weniger Menschen einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt als befürchtet.

Allgemein blieb die Stimmung von Vorsicht geprägt. Für Verunsicherung sorgten etwa die weiter ausbleibenden Fortschritte bei den Verhandlungen über ein neues Hilfspaket zur Bekämpfung der Corona-Krise in den USA, auch wenn es zuletzt Gerüchte um eine Annäherung gab. Die Risikoaversion der Investoren zeigte sich auch am anhaltenden Höhenflug des Goldpreises, der erneut auf einen neuen Höchststand geklettert ist.

Der Blue Chips Indikator SMI beendete die Sitzung mit einem Minus von 0,31 Prozent auf 10’067,13 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, gab 0,24 Prozent auf 1’537,19 Punkte nach und der breite SPI 0,22 Prozent auf 12’488,41 Punkte. Von den 30 SLI-Werten gaben 18 nach, elf legten zu und einer (Logitech) veränderte sich nicht.

Grösste Verlierer der Blue Chips waren am Schluss Swisscom (-1,6%) und Swiss Re (-1,3%). Während es für Swisscom keinen spezifischen Grund für die Verluste gab, belasteten bei Swiss Re vor allem die schwachen Quartalsberichte der Konkurrenten Munich Re und Axa. Dazu kam die Katastrophe von Beirut. Der Finanzchef der Münchener Rück etwa geht davon aus, dass diese für die Versicherung ein Grossschaden werde. «Wenn das für Münchener Rück gilt, könnte das wohl auch Swiss Re belasten», sagte ein Händler. Swiss Life (-0,7%) und Zurich (-0,4%) gaben im Sog von Swiss Re ebenfalls nach, allerdings etwas moderater.

Abgaben verzeichneten nach volatilem Verlauf auch Vifor (-0,5%). Bei den Halbjahreszahlen zeigten sich die Analysten enttäuscht vom Umsatz und vom Reingewinn sowie von der zurückgenommenen Prognose für das Gesamtjahr. Lob kam dagegen für die strikte Kostenkontrolle und das stärker als erwartet ausgefallene operative Ergebnis.

Im Fokus standen auch Adecco (+0,5%). Der Arbeitsvermittler hatte am Morgen überraschend solide Zahlen zum zweiten Quartal vorgelegt. Entgegen den Erwartungen konnte ein Abgleiten in die Verlustzone vermieden werden. Nach einem furiosen Start der Aktie fokussierten Anleger vermehrt auf den als etwas vage bezeichneten Ausblick, so dass das Papier vorübergehend in den negativen Bereich abrutschte. Am Nachmittag halfen die Daten zum US-Arbeitsmarkt.

Daneben gaben noch Clariant (-0,8%), Swatch (-0,7%) oder Givaudan (-0,7%) etwas deutlicher nach. Von den Schwergewichten gingen Nestlé (-0,4%) in etwa mit dem Markt, während Novartis (+0,1%) leicht besser abschnitten und Roche (-0,7%) etwa schlechter.

Auf der Gewinnerseite schwangen AMS (+1,9%) obenaus, gefolgt von Kühne+Nagel (+1,4%) und mit etwas Abstand Julius Bär (+0,5%).

Im breiten Markt setzten Relief Therapeutics ihren kometenhaften Anstieg seit Wochenbeginn fort. Mit einem Schlusskurs von 41 Rappen hat sich der Wert des Titels innert Tagesfrist erneut weit mehr als verdoppelt. Seit vergangenem Freitag, als der «Pennystock» bei gut 3 Rappen aus dem Handel ging, hat sich der Wert des Unternehmens mehr als verdreizehnfacht, im Vergleich zu Ende 2019 kostet er heute über 400 mal mehr. Getrieben wird das Papier von Hoffnungen auf Erträge aus der Corona-Pandemie: Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat eine Genehmigung erteilt, das Mittel RLF-100 (Aviptadil) als innovatives Medikament zum Inhalieren bei mittelschwer und schwer erkrankten Coronapatienten zu testen.

Jeweils nach Zahlen zogen die PS der Basler Kantonalbank (+2,8%) etwas an, während Obseva unverändert schlossen und VAT (-0,9%) sowie Valiant (-0,2%) leicht nachgaben. (awp/mc/ps)

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