CH-Verlauf: Märkte rutschen ab

CH-Verlauf: Märkte rutschen ab

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat seine Abgaben am Donnerstag bis zum Mittag deutlich ausgeweitet. Damit kommt es nach drei freundlichen Tagen bereits wieder zu Gewinnmitnahmen und der bisher aufgelaufene Wochengewinn ist dahin. Die Nervosität im Markt sei wieder sehr hoch, hiess es im Handel. Dies zeigt sich auch am Volatilitätsbarometer VSMI, der fast 9% im Plus liegt. Händler zitieren Sorgen um die Wachstumsaussichten der chinesischen Wirtschaft, nachdem Analysten wie die der Deutschen Bank oder von Morgan Stanley ihre Prognosen für das BIP von China gekürzt hatten.

Mit Blick auf die globale Konjunktur stelle sich nun die Frage, ob die aktuelle Konjunkturabschwächung nur ein temporärer Effekt oder der Beginn einer Rezession sei. Daher rücke nun insbesondere der Philly-Fed-Index der USA in Fokus, der am Nachmittag publiziert wird. Sollten die Zahlen schwächer als erwartet ausfallen, könnten die Verkäufe nach Ansicht von Marktstrategen beschleunigt werden.

Bis um 12 Uhr verliert der SMI 1,58% auf 5’335,58 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index gibt um 1,91% auf 797,91 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 1,71% auf 4’847,56 Zähler nach.

Holcim werden für schwache Zahlen abgestraft und um 6,2% nach unten geschickt. Dem Hersteller von Baustoffen machten im ersten Halbjahr deutlich höhere Energie- und Rohstoffpreise sowie der starke Franken zu schaffen. Der Kostenschub konnte laut Angaben des Unternehmens nur ungenügend auf die Kunden überwälzt werden, so dass die Schätzungen der Analysten verfehlt wurden.

Die globalen Konjunktur- und Inflationssorgen belasten auch andere hiesige Zykliker: Allen voran Clariant mit einem Minus von 6,2%. Die Aktien des Industriekonzerns ABB, der rund die Hälfte des Umsatzes in Asien macht, büssen 2,5% ein. Ferner sinken Adecco um 2,0% und Nobel Biocare um 3,8%. Bei Transocean (-3,5%) kommen weiter sinkende Ölpreise hinzu.

Weit hinten finden sich auch wieder die Bankwerte: Credit Suisse verlieren 3,5%, Julius Bär 2,8% und UBS 3,3%. Händler zitieren neuerliche negative Marktspekulationen um die Société Générale. Zu reden gebe auch ein Artikel des «WSJ», wonach die US-Notenbank von europäischen Instituten Auskunft über die finanzielle Situation ihrer US-Tochtergesellschaften eingefordert habe. Am Markt schüre dies Ängste in Bezug auf eine bevorstehende weitere Bankenkrise.

Weit hinten im Kurstableau finden sich auch die Versicherer Swiss Re (-2,2%) und ZFS (-2,5%); Swiss Life (-4,2%) büsst die Gewinne des Vortages nach der Zahlenpublikation bereits wieder ein.

Die defensiven Indexschwergewichte Novartis (-0,7%), Roche (-0,5%) und Nestlé (-1,4%) halten sich besser als der Gesamtmarkt und stützen ihn entsprechend. Die drei genannten Titel machen mehr als 55% der SMI-Kapitalisierung aus. Roche konnte gestern Nachmittag mit der US-Zulassung für das Medikament Zelboraf bei Hautkrebs mit positiven Nachrichten aufwarten.

Die Luxusgüteraktien von Richemont (-0,4%) und Swatch (-1,4%) profitieren bedingt von Analystenkommentaren. Für Erstere hat Morgan Stanley die Einstufung auf ‹Overweight› (von bisher Underweight) erhöht – letzere wurden von Exane BNP Paribas auf ‹Outperform› (von Underperform) erhöht. Goldman Sachs hat für die beiden Papiere zwar das Kursziel gesenkt, das Brokerhaus behält jedoch seine Kaufempfehlung bei.

Aus der zweiten Reihe springen nach Zahlen Tecan mit einem Kursplus von 12,2% ins Auge. Der Laborausrüster hat im ersten Halbjahr 2011 die Erwartungen der Analysten klar übertroffen. Aufgrund der positiven Entwicklung hat das Unternehmen die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2011 erhöht und das Profitabilitätsziel bestätigt.

Mit Wohlwollen werden auch die Semesterabschlüsse von Ascom (+0,4%) und Kuoni (+0,8%) zur Kenntnis genommen, während VZ Holding (-4,0%), Conzzeta (-1,9%), Basilea (-3,2%), BCV (-2,0%) und St. Galler Kantonalbank (-1,3%) nach Zahlen tiefer umgehen. (awp/mc/ps)

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