Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt steht am Montagmittag nur noch knapp über dem Schlusstand vom Freitag. Nach einem freundlichen Start sind die Kurse im Verlauf des Vormittags mehr und mehr abgebröckelt. Der Rückenwind nach der Nachricht zum Tod Osama bin Ladens sei schnell wieder verflogen, hiess es in Marktkreisen. Aus börsentechnischer Sicht sei die Nachricht aber auch kaum von Relevanz. Eine gewisse Flaute im Börsengeschehen rührt auch daher, dass die Börsen in London wegen des Bankfeiertages zum 1. Mai noch immer geschlossen sind.
Fundamental habe sich an der Ausganslage für Aktien nichts geändert, die Stimmung sei grundsätzlich noch immer positiv, da die Mehrheit der Unternehmensabschlüsse zum ersten Quartal positiv überrascht habe. Im Handel wird dabei insbesondere die hohe Zahl von beinahe 70% der Unternehmen hervorgehoben, welche die Umsatzprognosen zu schlagen vermochte. Nach den starken Avancen der vergangenen beiden Wochen werde die Luft nach oben aber dünner und die Risiken für einen Rücksetzer grösser.
Bis um 12 Uhr gewinnt der Leitindex SMI 0,11% auf 6’546,77 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legt 0,08% auf 1’040,14 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,13% auf 6’021,02 Punkte.
Am stärksten unter Druck stehen weiterhin Actelion (-5,9%). Im Rechtsstreit zwischen dem Allschwiler Biotechnologiekonzern und der japanischen Asahi Kasei Pharma scheint ein erster Entscheid gefallen. Eine Jury des Zivilgerichts im US-Bundesstaat Kalifornien hat den Japanern bis zu 547 Mio USD zuerkannt. Der Rechtsstreit könnte für Actelion deshalb kostspieliger als bisher befürchtet werden. Die bisherigen Schätzungen könnten sich um bis zu 50% zu tief erweisen, heisst es. Allerdings gelte das Hauptaugenmerk weiterhin der am Donnerstag anstehenden ordentlichen Generalversammlung und dem unfreundlichen Vorstoss des britischen Hedge Funds Elliott Advisors.
Deutlichere Abgaben verzeichnen zudem SGS, Nobel Biocare (je -1,6%) oder Julius Bär (-1,3%), moderatere Kühne+Nagel (-0,5%), UBS (-0,6%) oder ABB (-0,2%). Bei ABB würden nach dem markanten Anstieg der vergangenen sieben Börsentage erste Gewinne mitgenommen, hiess es in Börsenkreisen.
Ganz knapp im Minus stehen auch Swiss Life und Geberit im Vorfeld der Quartalsangaben vom morgigen Dienstag.
An der Spitze haben sich mittlerweile Clariant (+2,9%) allein auf weiter Flur etabliert. Die Papiere des Chemiekonzerns profitieren von einer Aufstufung auf «Buy» durch die Bank Vontobel. Diese hat die Prognosen für Clariant überarbeitet und dabei die Akquisition von Süd-Chemie und die damit verbundene Kapitalerhöhung eingerechnet. Nach zehn Jahren der Wertzerstörung habe das Clariant nun endlich begonnen, wieder ökonomischen Wert zu schaffen. Es sei nun Zeit, wieder einen Blick auf die Aktien zu werfen, hiess es dazu.
Auf den Plätzen folgen Weatherford (+1,7%) und Roche (+0,9%). Der Genussschein knüpft damit an die Erholungsphase der vergangenen sieben Börsentage an. Seit Mitte März und dem Jahrestief bei 124,40 CHF hat das Papier rund 17 CHF oder knapp 14% zugelegt.
Vor der Publikation des Quartalsergebnisses am kommenden Donnerstag ziehen ZFS um 0,6% an und Swiss Re um 0,3%. Swiss Re werden von Aussagen von Warren Buffett etwas getragen, welcher angedeutet hat, sein Engagement in Rückversicherungstiteln über seine Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway möglicherweise zu erhöhen.
Im breiten Markt fallen Kuoni um 10,3% zurück. Seit heute läuft der Bezugsrechtehandel für die Kapitalerhöhung im Zusammenhang mit der Finanzierung der Akquisition von Gullivers Travel Association.
Uster Technologies (+1,4%) und Straumann (+0,9%) stehen beide leicht in der Gewinnzone, nachdem der Wechsel von Finanzchef Thomas Dressendörfer von Uster zu Straumann bekanntgegeben wurde.
Diverse Aktien werden am Montag Ex-Dividende gehandelt, darunter Alpiq, BFW, BC Jura, Lindt&Sprüngli, Coltene, Conzzeta oder Inficon. (awp/mc/ps)