CH-Verlauf: Schwach – Renditen steigen wieder
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt bleibt wie die anderen Börsenplätze weltweit im Würgegriff der europäischen Schuldenkrise. Die jüngste Versteigerung von richtungsweisenden zehnjährigen Staatsanleihen indizierte eine weitere Versteifung der Kreditkonditionen. So lag die durchschnittliche Rendite der spanischen Anleihen bei rekordhohen 6,975% und kam damit an das Niveau der Papiere aus Italien heran. Dies ist nach Einschätzung von Experten ein «dramatisches Ergebnis».
Doch nicht nur in der Euro-Peripherie wird es immer schwieriger, an neues Geld zu kommen. Auch die zweitgrösste Euro-Wirtschaft Frankreich hat deutlich höhere Zinsen für frisches Kapital zahlen müssen: Die Rendite einer fünfjährigen Anleihe stieg auf 2,81%, nach 2,31% bei einer vergleichbaren Auktion im Oktober.
Am Nachmittag könnten einige US-Daten für neue Impulse sorgen. Nach Börsenschluss hält die UBS in New York ihren lange erwarteten Investorentag ab.
Der SMI notiert um 12.15 Uhr um 0,59% tiefer bei 5’652,34 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst um 0,82% auf 848,37 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,60% auf 5’129,34 Zähler ein.
Sorgen vor einer Ausweitung der europäischen Schuldenkrise drängen die Bankaktien ganz ans Ende der Indexlisten: Credit Suisse verlieren 2,7%, Julius Bär 1,2% und UBS geben um 1,3% nach. Marktteilnehmer verweisen auf Äusserungen der Ratingagentur Fitch, die vor Risiken für die Kreditwürdigkeit der US-Banken wegen der Schuldenkrise in Europa warnte. Aufgeschreckt von Fitch sind gestern die US-Börsen in der letzten Handelsstunde steil auf Talfahrt gegangen.
Die UBS wird heute in New York am Investorentag über die künftige Strategie informieren. Insbesondere die Zukunft der Investment Bank dürfte dabei von grossem Interesse sein. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Grossbank die Risiken vor allem im Bereich Fixed Income stark herunterfahren wird. Dass die Bank den ganz grossen Schritt – etwa den vollständigen Ausstieg aus dem Investment Banking – bekannt geben wird, ist hingegen nicht zu erwarten.
Tiefer gehandelt werden auch die Versicherer: ZFS büssen um 1,0% und Swiss Re um 2,1% ein. Der Abgabedruck in Bâloise (-0,7%) hat ebenfalls nur wenig nachgelassen. Der Erstversicherer hatte am Vortag eine Gewinnwarnung aussprechen müssen – unter anderem wegen Wertberichtigungen auf griechischen Staatspapieren. Die Papiere der Basler verloren am Vortag knapp 4%.
Zyklische Werte sind ebenfalls mehrheitlich schwach: Allen voran Richemont büssen 1,4% ein. Holcim sinken um 1,3%, Clariant um 1,3% und Adecco um 1,4%.
In dem von Vorsicht geprägten Umfeld halten sich die defensiven Schwergewichte Roche (unverändert) und Nestlé (+0,1%) besser als der Gesamtmarkt. Novartis (-0,6%) können sich hingegen dem schwachen Gesamttrend nicht entziehen.
Die Titel des Ölbohrkonzerns Transocean halten sich mit +0,4% ebenfalls gut, haben jedoch den Grossteil ihrer Gewinne aus dem frühen Geschäft preisgegeben. Hintergrund für die Stärke ist ein Erfolg im Rechtsstreit mit BP im Nachgang zum Unglück im Golf von Mexiko. Ein Gericht in New Orleans hat entschieden, dass BP keinen Anspruch auf eine von Transocean abgeschlossene Versicherungsdeckung von 750 Mio USD hat. BP wollte die Summe in den Fonds für die entstandenen Umweltschäden einfliessen lassen.
Im breiten Markt stechen Newron mit einem Kurssprung von 18,3% ins Auge. Der Pharmakonzern berichtete von einer «bedeutenden Anzahl» von Mitbewerbern, die an einer Übernahme des Leadprodukts Safinamide und gar des ganzen Unternehmen Interesse gezeigt hätten. Damit sorgte das Newron-Management wieder für einen Lichtblick, nachdem mit der Rückgabe der Rechte am Leadprodukt Safinamide und dem Scheitern der Fusion mit der finnischen Biotie jüngst zwei Rückschläge zu verkraften waren.
Die Papiere des Immobilienverwalters Züblin steigen nach Halbjahreszahlen um 0,7% an. Der Reingewinn kletterte um 10% – trotz 14% geringeren Mieteinnahmen. (awp/mc/ps)