CH-Verlauf: Sinkflug – Schuldenkrise schürt Ängste

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt notiert tief in den roten Zahlen. Zwar haben sich die Verluste der ersten Handelsstunde etwas reduziert, trotzdem verharrt der Leitindex weiter deutlich im negativen Bereich. Der Markt stehe derzeit auf tönernen Füssen, sagte ein Händler. Belastet werden die Börsen weltweit von den Sorgen über ein mögliches Übergreifen der Schuldenkrise in Europa auf andere Länder der Eurozone. Nach Griechenland sind am Vortag auch Zweifel an der Schuldenfähigkeit Italiens aufgekommen. Derweil erreicht der Schweizer Franken neue Höchstwerte.

Beim Treffen der Euro-Finanzminister am Vortag wurde deutlich, dass Kernfragen des neuen Griechenland-Notplans immer noch umstritten sind. Die Finanzminister der Euroländer konnten sich indes auf eine Beteiligung privater Gläubiger an der Griechenland-Rettung verständigen. Sorgen bereitet dem Märkten insbesondere Italien. Bei Portugal, Irland oder Griechenland wäre ein Schuldenschnitt theoretisch noch möglich gewesen, Italien wäre aber ein ganz andere Kaliber, so ein Marktbeobachter. Mit einem ausufernden Staatsdefizit kämpfen auch die USA. Bisher konnte immer noch keine Einigung bei der Erhöhung der Schuldenobergrenze erzielt werden.

Bis um 11.50 Uhr verliert der SMI 1,52% auf 5’960,93 Punkte. In der ersten Handelsstunde markierte der Leitindex ein neues 52-Wochentief bei 5’898,68 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index sinkt um 1,70% auf 920,68 Punkte und der breite Gesamtmarkt, gemessen am SPI, um 1,48% auf 5’477,57 Stellen.

Am Tabellenende finden sich zyklische Werte wie Adecco (-3,1%) oder Holcim (-2,9%). Der Zementhersteller will gemäss der «Times of India» ein Zementmahlwerk der indischen Madras Cements kaufen. Ein Sprecher wollte zum konkreten Fall keine Angaben machen. Relevanter für die aktuelle Kursbewegung sind aber Kurszielsenkungen durch JPMorgan und die Bank Vontobel. Beide verweisen auf den starken Franken und damit verbunden tieferen Margenerwartungen.

Auch die beiden Luxusgüterhersteller Richemont und Swatch (je -3,0%) liegen im Angebot. Analysten führen dabei Abwärtsrisiken der konjunkturellen Entwicklung in Europa als auch in den USA an. Zudem würden auch in aufstrebenden Märkten (insbesondere in China) die Überhitzungsrisiken steigen.

Unter den Finanztiteln sind ebenfalls markante Abschläge zu beobachten. Swiss Life verlieren 2,7%, UBS 2,1%, Credit Suisse 2,1% und Julius Bär 1,6%. Europaweit leiden die Bankentitel mit den Sorgen um die Kreditfähigkeit Italiens unter starken Abgaben. Diverse Finanzpapiere markierten am Morgen Jahrestiefststände oder gar 50-Wochentiefs.

Nachdem der Euro bereits am Vortag auf 1,17387 CHF abgerutscht war, kam es am Berichtstag zu einem weiteren Sturzflug. Zwischenzeitlich notierte der Euro auf einem Allzeittiefst von 1,15524. Im Zuge dieser Entwicklung haben diverse Analysten ihre Kursziele von Schweizer Titel gesenkt. So reduzierte die UBS ihr Kursziel für Logitech (-2,4%), Nomura für Kühne+Nagel (-3,0%) und Exane BNP Paribas für ABB (-2,3%).

Von einem negativen Marktkommentar werden zudem die Aktien von Swiss Re (-1,5%) belastet. JPMorgan rechnet mit potenziell höheren Kosten für Schäden aus der Hurrikansaison in den USA. Merrill Lynch hat das Kursziel für ZFS gesenkt und verweist im Vorfeld der Halbjahreszahlen auf den starken Franken.

Unterdurchschnittliche Abgaben sind indes bei als defensiv geltenden Aktien wie Novartis (-1,4%), Nestlé (-1,1%), oder Roche (-0,7%) zu beobachten. Als einzige im SMI/SLI verzeichnen Lonza (+0,5%) leichte Aufschläge.

Nachrichten zu einzelnen Papieren gibt es aus der zweiten Reihe. Ascom (-2,5%) hat zwei Kundenaufträge mit einem Gesamtvolumen von rund 5 Mio CHF an Land gezogen und Peach Property (-3,7%) kauft in Munster (Deutschland) ein Bestandsportfolio für 9,0 Mio EUR, welches jährlich Mieteinnahmen von rund 1,2 Mio EUR generiert. (awp/mc/ps)

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