CH-Schluss: SMI büsst 2,2% auf 8’551 Punkte ein
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag weitere Verluste verzeichnet und der Leitindex SMI schloss auf dem tiefsten Stand seit Anfang Juli. Der Abstand zum Jahrestief beträgt nur noch weniger als 200 Punkte. Konjunktursorgen und die Unsicherheiten rund um den Brexit haben die Stimmung belastetet. Die Ankündigung der britischen Premierministerin Theresa May, die Abstimmung über den Brexit-Vertrag mit der EU zurückzuziehen, setzte die Aktien unter erneuten Abwärtsdruck.
May will bei der EU um weitere Zugeständnisse nachfragen, intensiviert aber gleichzeitig die Vorbereitungen für einen ungeregelten Austritt. Damit bleibt völlig offen, wann und ob überhaupt eine Einigung erzielt werden kann, und wann und ob das Parlament darüber votiert. Am Morgen hatten bereits schwache Daten vom chinesischen Aussenhandel die Stimmung belastet. Die Zahlen würden die Skepsis der Anleger mit Blick auf die Folgen des Handelsstreits bestätigen, hiess es.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 2,17 Prozent tiefer auf 8’551,02 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor derweil 2,36 Prozent auf 1’311,14 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 2,14 Prozent auf 10’002,02 Punkte. Alle Top-30-Titel schlossen mit Abgaben und der Volatilitätsindex VSMI sprang um gut 10 Prozent auf 20,52 Punkte in die Höhe.
Grösste Verlierer im SMI/SLI-Tableau waren AMS mit -7,4 Prozent. Einmal mehr belasten Meldungen zum Apple-iPhone die Titel. So soll ein japanischer Bildschirm-Zulieferer die Produktion gedrosselt haben. Eine Meldung, dass Qualcom mit einem Gerichtsurteil ein Verkaufsverbot für bestimmte Apple-Modelle in China erreicht habe, wurde vom Konzern aus Cupertino dementiert. Zudem hat Hauck & Aufhäuser das Kursziel für AMS gesenkt.
Bei den Aktien von Dufry (-4,1%) drückte der sich abzeichnenden Vorstoss des Onlineriesen Amazon ins Geschäft für Zollfreiwaren an Flughäfen auf die Stimmung. Auch Adecco (-3,2%), Vifor Pharma (-3,4%), Sika (-3,1%) oder Logitech (-3,0%) gehörten zu den grössten Verlierern unter den Blue Chips. Für Givaudan (-2,6%) hat JPMorgan das Rating auf «Neutral» von «Overweight» reduziert.
Ebenfalls auf den Verkaufszetteln standen die Luxusgütertitel Richemont (-3,0%) und Swatch (-3,3%). Für diese Unternehmen ist China ein Schlüsselmarkt und sie wären von einem weiter eskalierenden Handelsstreit besonders tangiert. Im Rahmen einer Branchenstudie hat Goldman Sachs für beide Valoren das Kursziel gesenkt.
Julius Bär (-4,2%) und UBS (-3,1%) verloren ebenfalls deutlich, während Credit Suisse (-2,5%) etwas weniger einbüssten. Die zweitgrösste Schweizer Bank wird am Mittwoch ihren Investorentag durchführen. Gemäss der «SonntagsZeitung» dürfte sie dort ein Aktienrückkaufprogramm in Milliardenhöhe ankündigen.
Für ABB (-1,7%) hat HSBC das Rating auf «Buy» von «Hold» erhöht. Das Auftragsmuster habe begonnen, sich zu verbessern, schrieb Analyst Michael Hagmann. Vergleichsweise mässig waren auch die Verluste bei Schindler (-1,6%) und Geberit (-1,3%)
Die Schwergewichte gaben dem Gesamtmarkt keinen Halt. Nestlé (-2,0%) und Novartis (-2,4%) verloren kräftig. Eine Zeitlang hatte sich Roche (GS -1,4%) im Tagesverlauf im Plus halten können, drehte im späten Handel dann aber ebenfalls ins Minus. Roche bekommt mit William Anderson einen neuen Pharmachef.
Am breiten Markt ging es mit Meyer Burger (-18% auf 0,53 Franken) massiv bergab. Die Titel gehören seit Jahresbeginn zu den schwächsten Titeln. Die Credit Suisse hatte eine Verkaufsempfehlung für die Aktien der Solarzulieferfirma ausgesprochen.
Zweistellig verloren zudem CI COM (-17%) und Air Tech (-13%), knapp darunter folgten Schmolz+Bickenbach (-9,3%). Der Milchverarbeiter Hochdorf (-4,2%) gab zum Wochenstart eine Gewinnwarnung ab.
Gesucht waren dafür die Papiere des Industriekonzerns Von Roll (+4,4). Dieser stärkt seine Kapitalstruktur. So habe sich der Hauptaktionär entschlossen, die von ihm gehaltenen Wandelanleihen zu wandeln, teilte das Unternehmen mit. Weiter stachen Arundel (+4,8%), Aryzta (+4,5%) oder Dottikon (+3,9%) mit starken Gewinnen heraus.
Gegen den Trend zogen auch Basilea (+0,7%) an. Das Unternehmen erhält Meilensteinzahlungen in der Höhe von 10 Millionen Franken für das Medikament Cresemba von Astellas Pharma. (awp/mc/ps)