CH-Verlauf: SMI rutscht in die Verlustzone
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt sind am Freitag zum «Hexensabbat» nach einem etwas festeren Start in die Verlustzone abgerutscht. Der Leitindex SMI startete dank leicht positiven Vorgaben aus den USA und Asien im Plus, in der Folge bröckelten die Gewinne aber kontinuierlich ab und noch vor dem Mittag kam es zum Vorzeichenwechsel. Nach den deutlichen Avancen des Vortages dürften Gewinnmitnahmen zur Trendwende geführt haben. Ein Grossteil der Blue Chips verzeichnen zu Wochenschluss hin Abgaben, so auch die Banken und die Pharma-Schwergewichte.
Insgesamt dürfte der Handel am «Hexensabbat», wo Futures und Optionen auf Aktien und Indizes auslaufen, in ruhigen Bahnen verlaufen. Am Nachmittag könnten Konjunkturdaten aus den USA die Entwicklung an den Börsen allenfalls beeinträchtigen. Erwartet werden Angaben zu den Realeinkommen und zu den Konsumentenpreisen. Am Abend wird Italiens Regierungschef Mario Monti versuchen, sein Spar- und Reformpaket mit der Vertrauensfrage durchs Parlament in Rom zu bringen.
Bis um 11.55 Uhr verliert der SMI 0,27% auf 5’768,78 Punkte. Das Tageshoch aus dem frühen Geschäft steht bei 5’821, das Tagestief bei 5’758 Stellen.
Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 0,15% auf 853,54 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,20% auf 5’189,72 Punkte.
Die Aktien der Grossbanken UBS (-0,1%) und Credit Suisse (-0,2%) stehen nach dem Rundumschlag der Ratingagentur Fitch nur leicht im Minus. In der Nacht auf Freitag hatte Fitch die Kreditwürdigkeit zahlreicher US- und europäischer Banken abgestuft. Die Einschätzung für langfristige Verbindlichkeiten der CS wurde gleich um zwei Stufen auf «A» zurückgenommen, jene zur UBS mit ebenfalls «A» bestätigt.
Bereits Ende November hatte Standard & Poor’s im Bankensektor Anpassungen vorgenommen und die Ratings einiger Banken zurückgenommen. Die dritte grosse Agentur Moody’s hatte eine Neubeurteilung vor zwei Wochen angekündigt. Weiter meldeten zwei US-Investmentgesellschaften, dass sie bei der CS eine Beteiligung von 3% aufgebaut haben.
Kühne + Nagel (+0,7%) drehten nach schwachem Beginn ins Plus, im breiten Markt stehen dagegen Panalpina (-0,9%) weiterhin in der Verlustzone. Barclays hat im Rahmen einer Sektorstudie das Rating von Kühne + Nagel auf «Underweight» von zuvor «Equalweight» gesenkt und das Kursziel ebenfalls reduziert. Das Rating für Panalpina wurde neu mit «Equalweight» aufgenommen. Das englische Bankhaus sieht in den Logistikern zwar in der langen Frist als attraktive Anlagemöglichkeiten, vorderhand würden aber im Lichte der drohenden Rezession in Europa Abwärtsrisiken dominieren.
Transocean verlieren 1,4%, nachdem die Titel im US-Handel bereits um 1,9% eingebüsst hatten. Das Ölbohrunternehmen hatte am Donnerstagabend Angaben zum Status der Bohrschiffflotte gemacht. Unter anderem wurde der Bau der neuen «Transocean Honor» bekannt gegeben. Der Report dürfte jedoch wenig Einfluss auf die Kursentwicklung haben.
Bei den Gewinnern legen Givaudan (+1,1%) im SMI/SLI am deutlichsten zu, gefolgt von Holcim (+0,9%). Nicht weit dahinter stehen ZFS (+0,4%), während Swiss Re mit 0,2% nachgeben. Beim Rückversicherer zeichnet sich Analysten zufolge ein Abspaltung der Sparte Admin Re, in der Versicherungsgeschäft anderer Gesellschaften gewinnbringend abgewickelt wird, ab. Damit könnten für die Aktionäre Wert geschaffen werden, hiess es.
Die Pharma-Schwergewichte Novartis (-0,5%) drehten ins Minus, Roche (-1,1%) bauten die Abgaben aus. In einer grossangelegten Studie zum europäischen Pharmasektor hebt die Credit Suisse die Einstufung der Branche auf «Overweight» von bisher «Neutral» an. Die Analysten begründen diesen Schritt mit der hohen Bilanzqualität, der Profitabilität und den Wachstumschancen der Pharmaunternehmen. Nestlé gewinnen mit 0,1% leicht dazu.
Im breiten Markt waren zu Wochenschluss kaum börsenrelevante Nachrichten auszumachen. Das Nahrungsmittel-Unternehmen Hochdorf (Aktie +2,0%) will in den Bereich der medizinischen Nahrungsmittel expandieren und hat sich hohe Umsatzziele gesteckt. Der Umsatz soll bis 2015 auf 500 Mio CHF anwachsen.
Gesunkene Pkw-Neuzulassungen in Europa könnten auf die Titel des Zulieferers Georg Fischer drücken, hiess es in einem Marktkommentar. Die Titel geben um 2,9% nach.
Grössere Zugewinne verzeichnen Swissmetal (+6,7%) oder Calida (+5,6%). Unter stärkerem Abgabedruck stehen dagegen SHL Telemedicine (-11,1%) oder die volatilen Mondobiotech (-8,3%). (awp/mc/ps)