Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat nach einem orientierungslosen Start im Verlauf des Vormittags die Verlustzone hinter sich gelassen und notiert deutlich im Plus. Damit gelingt es dem Leitindex SMI an die beiden starken Vortage anzuknüpfen. Vor allem die mittlerweile im Plus stehenden US-Futures hätten dem Markt geholfen, sagte ein Händler. Zudem würden die Banken den Markt nach oben ziehen. Stützend sei zudem, dass die Analystengemeinde ihre Kursziele für verschiedene Schweizer Aktien der neuen Währungssituation entsprechend nach oben anpassen würden.
Auch fundamental sieht der Händler einige Lichtblicke am Horizont. Mit dem Entscheid der Schweizer Nationalbank habe sich die Situation für viele Unternehmen stabilisiert. Das Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm und zur Griechenlandhilfe sowie politische Erfolge in Italien kämen als positive Umstände hinzu. Neben der mit Spannung erwarteten Rede von US-Präsident Barack Obama am Nachmittag, hält die Tagesvorschau unter anderem noch die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank EZB und die US-Handelsbilanz bereit.
Bis um 11.55 Uhr gewinnt der SMI 1,01% auf 5’556,70 Punkte. Der Swiss Leader Index steigt derweil um 1,13% auf 835,45 Punkte und der breite Gesamtmarkt, gemessen am SPI, um 1,01% auf 5’059,69 Punkte.
Mit den grössten Aufschläge gehen derzeit Finanzpapiere um. Credit Suisse gewinnen 3,8% nachdem die Bank am Vorabend bekannt gab, dass sie eine Wachstumsinitiative für ihr Private Banking startet. Dabei will sich die CS gezielt mit der Überarbeitung des Geschäftsportfolios, der Evaluierung neuer Möglichkeiten für die bessere Nutzung der Ertragspotenziale und weiteren Effizienzsteigerungen auseinandersetzen. In der «Handelszeitung» wird zudem über einen möglichen Ausstieg aus dem amerikanischen Onshore-Geschäft und einen massiven Ausbau in Asien spekuliert. Die Bank wollte dies aber nicht kommentieren. In Marktkreisen wurde diese Möglichkeit indes positiv kommentiert. UBS legen um 3,6% zu.
Zur Spitzengruppe gehören auch die Versicherer Swiss Life (+2,6%), ZFS (+2,5%), Bâloise (+1,8%) und Swiss Re (+1,7%).
Im Zuge der positiven Stimmung am Markt kommt es auch bei den Luxusgütertiteln wieder zu Käufen. Nach den äusserst positiven Umsatzzahlen vom Vortag stehen dabei insbesondere Richemont (+1,8%) im Fokus. Analysten reagieren auf die neuen Eckdaten mit Kursziel- und Ratinganpassungen. Société Générale und die Bank Vontobel haben das Rating erhöht und die Credit Suisse ihre Kursziel nach oben angepasst. Die UBS hat hingegen ihr Kursziel gesenkt und Standard & Poors eine Rückstufung vorgenommen. Beide verweisen aber in erster Linie auf Bewertungsgründe. Swatch steigen ebenso um 1,8%.
Holcim (+0,5%) stehen nach einer Kurszielerhöhung durch die UBS leicht höher. Die Analysten der Bank verweisen dabei auf den neu festgelegten Mindestkurs vom Franken zum Euro.
Auch andere konjunktursensitive Papiere sind inzwischen wieder gesucht. So steigen unter anderem Clariant (+2,7%), Adecco (+2,2%) oder ABB (+1,1%). Goldman Sachs hat das Kursziel für ABB leicht erhöht und sieht derzeit gute Einstiegsmöglichkeiten.
Die grössten Verluste verzeichnen derweil Givaudan (-1,4%). Händler berichten von Verkäufen aus dem angelsächsischen Raum nachdem Morgan Stanley das Rating für den Aroma- und Riechstoffhersteller auf Underweight (Overweight) und das Kursziel auf 800 (1’030) CHF zusammengestrichen hat.
Abgaben im SMI/SLI verzeichnen daneben nur noch Syngenta (-1,2%). Morgan Stanley hat das Rating für die Valoren des Agrochemie-Konzerns auf Underweight von bisher Equal Weight gesenkt und auch das Kursziel reduziert. Die Experten halten die Bewertung der Titel für unattraktiv.
Aus der zweiten Reihe haben Swiss Prime Site (+1,1%) und Nationale Suisse (+0,5%) Halbjahreszahlen vorgelegt. SPS hat die Erwartungen der Analysten übertroffen, beim Versicherer Nationale Suisse fielen die Ergebnisse im Vergleich zu den Markterwartungen gemischt aus. Auffällig sind zudem Progressnow (-19,5%) und Orascom (+10,6%). Orascom haben bereits am Vortag nach Bekanntgabe des Vergleichs mit den ägyptischen Behörden, welcher eine angedrohte Gefängnisstrafe für den Orascom-Chef Samih Sawiris hinfällig werden liess, um über 13% zugelegt. (awp/mc/upd/ps)