CH-Verlauf: SMI tendiert etwas fester
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstag etwas fester. Der Leitindex SMI konnte sich nach einem leichten auf und ab zu Handelsbeginn in die Gewinnzone vorarbeiten, büsste aber bis am Mittag einen Teil der Kursgewinne wieder ein. Belastet wird der SMI von den Aktien der Grossbank UBS, die nach einer Gewinnwarnung stark unter Druck gekommen sind. Die Börsenstimmung ist jedoch insgesamt gut. Ein starkes Bekenntnis der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy für den Verbleib Griechenlands in der Eurozone bietet den Aktien Unterstützung.
Keine grösseren Überraschungen bot die geldpolitische Beurteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die an ihrer sehr expansiven Geldpolitik festhält und den jüngst festgelegten Mindestkurs zum Euro von 1,20 CHF «mit aller Konsequenz» durchsetzen will. Die Inflationsprognosen wurden zum Teil deutlich gesenkt. Im weiteren Handelsverlauf rechnen Händler einen Tag vor dem dreifachen Optionsverfall mit einer etwas höheren Volatilität. Am Nachmittag dürften dann eine Reihe von US-Konjunkturdaten – unter anderem Frühindikatoren und Zahlen zur Industrie – in den Fokus der Anleger rücken.
Bis um 12.05 Uhr gewinnt der SMI 0,51% auf 5’445,68 Punkte, der Tageshöchstwert steht bei 5’470 Stellen. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) steigt um 0,72% auf 819,74 Zähler und der Swiss Performance Index (SPI) um 0,56% auf 4’962,33 Punkte. Der Euro-Franken-Kurs hatte auf die Aussagen der SNB kaum reagiert und steht nun bei 1,2065 CHF. Der US-Dollar kostet 0,8740 CHF.
Die UBS hat kurz vor Börseneröffnung die Anleger mit einer Gewinnwarnung geschockt. Die Aktien rutschten zu Handelsbeginn um über 8% ab und stehen derzeit mit 7,4% im Minus. Ein Händler in der Investment Bank hat 2 Mrd USD in den Sand gesetzt, weshalb das Institut im dritten Quartal möglicherweise rote Zahlen schreiben muss. Weniger der finanzielle Schaden wird im Handel als Problem eingestuft, sondern vielmehr der Verlust von Vertrauen, welches in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaut worden ist. Agentur-Meldungen zufolge wurde in der UBS-Affäre offenbar in London ein Mann festgenommen.
Die Aktien anderer Bankinstitute zeigen sich vom UBS-Fall wenig beeindruckt und können mit Blick auf die sich entspannende Lage in der Eurozone stark zulegen. So steigen Julius Bär um 2,2% und Credit Suisse gar um 4,0%. Bei den Versicherungsaktien sind Swiss Re (+2,9%) und ZFS (+2,7%) gefragt. Die Zurich hat in Pierre Wauthier einen Nachfolger für den abtretenden CFO Dieter Wemmer gefunden. Die Besetzung des Postens mit einer internen Person, die über langjährige Unternehmenserfahrung verfügt, sei eine gute Wahl, meinen Analysten.
Am stärksten ziehen im SMI/SLI konjunkturabhängige Aktien an, die sich weiter erholen können. Clariant steigen um 4,9%, Adecco um 4,6% oder Lonza um 4,5%. Transocean steigen um 3,7%. Bereits gestern ist in Presseberichten durchgesickert, dass die Hauptschuld für die Explosion der Ölplattform «Deepwater Horizon» im April des vergangenen Jahres auf den Öl-Konzern BP fällt. Mit der Veröffentlichung des Berichts der zuständigen Behörde hat sich dies nun bestätigt. Im Report hiess es aber auch, dass Transocean als Betreiberin der Plattform und andere Unternehmen eine Mitschuld treffe.
Die Pharma-Schwergewichte Roche (-0,1%) und Novartis (+0,2%) tendieren um die Schlusskurse des Vortages. Dabei zeigt bei Novartis die Kurszielerhöhung durch Goldman Sachs kaum Wirkung. Nestlé steigen um immerhin 0,5% und Kühne + Nagel um 1,3%. Der Logistikkonzern hat am gestrigen Investorentag die Wachstumsprognosen in der Luftfracht eingegrenzt und in der Seefracht bestätigt.
Im breiten Markt hat der Energieversorger BKW mit den Gewinnzahlen die Vorgaben der Analysten übertroffen und kündigte ein Sparprogramm an. Die BKW-Titel geben um 0,7% leicht nach. Das Forstunternehmen Precious Woods (Aktie +1,7%) und die Immobiliengesellschaft BFW (-1,3%) haben ebenfalls Halbjahreszahlen vorgelegt.
Uster Tech steigen um 5,5% stark in die Höhe. Der japanische Autobauer Toyota hat die Beteiligung an Uster auf fast 28,5% (+22,5%) ausgebaut und liegt damit nicht mehr weit unter der angebotspflichtigen Schwelle von 33 1/3%.
Helvetia (Aktie: +1,0%) hat sein Portfolio im Bereich Kranken-/Unfallversicherung an die beiden Gesellschaften Innova und Solida verkauft. Weiter erhielt Implenia (+3,3%) einen Auftrag der SBB für den Ausbau des Bahnhofs Oerlikon. (awp/mc/ps)