CH-Schluss: SMI schliesst trotz starkem US-Arbeitsmarkt im Plus

Boerse

(Adobe Stock)

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag nach einem etwas volatilem Verlauf klar im Plus beendet. Nach einem guten Start mit deutlichen Avancen bis zur Mittagszeit kehrte sich das Bild mit Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktdaten am Nachmittag zumindest vorübergehend vollständig. Die überraschend stark ausgefallenen Zahlen liessen sofort wieder die Befürchtung aufkommen, die US-Notenbank könnte die Zinsen weiter erhöhen oder zumindest länger als bisher erwartet auf dem hohen Niveau halten. «Higher for longer» heisst das im Börsenjargon. Die Marktteilnehmer reagierten entsprechend und schickten die Anleiherenditen nach oben und die Aktienindizes weltweit nach unten.

«Die Zahl der neu geschaffenen Stellen hat die Erwartungen förmlich pulverisiert», sagte ein Händler dazu. Zudem seien auch die Vormonatszahlen nach oben revidiert worden, was die zuletzt gehegten Hoffnungen auf eine Abschwächung des Jobmarktes wieder zunichte mache. «Jedenfalls waren die Zahlen durch die Bank genau das, was die Anleger im Moment nicht gebrauchen können», so der Händler weiter. Das Geschehen am hiesigen Markt war ausserdem geprägt von einer aussergewöhnlichen Branchenschwäche im Bereich Nahrungsmittel und Konsumgüter, ausgelöst durch Befürchtungen, Konsumentinnen und Konsumenten könnten mit der Einnahme von Schlankmachern weniger essen.

Der SMI schloss nach einer positiven Schlussauktion 0,50 Prozent höher bei 10’837,59 Punkten und damit relativ nahe dem Tageshoch (10’854). Am Nachmittag war der Index bis auf 10’732 gefallen. Di Wochenbilanz ist mit -1,1 Prozent negativ. Der 30 Titel umfassende SLI avancierte um 0,72 Prozent auf 1697,62 und der breite SPI um 0,31 Prozent auf 14’162,69 Zähler. Von den 30 SLI-Werten legten 22 zu, sieben waren schwächer und einer (VAT) unverändert.

Stark gebremst wurde der hiesige Markt von der Schwäche vor allem bei Lindt & Sprüngli (PS -3,8%), Givaudan (-2,4%) oder Nestlé (-2,5%), wobei letztere phasenweise – und erstmals seit fast drei Jahren – wieder für weniger als 100 Franken zu haben waren. Auf dem Tiefststand von 98,36 Franken (-4,4%) hatte der weltgrösste Nahrungsmittel-Hersteller über 10 Milliarden Franken an Börsenkapitalisierung eingebüsst und den SMI um rund 100 Punkte gedrückt. Gegen Schluss erholten sich die Titel aber wieder deutlich und verhalfen dem SMI wieder ins Plus.

Die Branchenschwäche wurde am Vortag an der Wallstreet losgetreten, wo Konsumgüterwerte wie Coca Cola, Pepsico oder Mondelez massiv unter Druck geraten waren. Hintergrund waren belastende Aussagen von Walmart zu den Konsumgewohnheiten. Demnach würden Menschen, die appetitzügelnde Medikamente oder Abnehmmittel einnehmen, weniger Nahrungsmittel kaufen. Im Handel wurden die Bewegungen am Aktienmarkt allerdings zum Teil als «wohl etwas übertrieben» bezeichnet. Auch Nestlé selber habe zuletzt die Befürchtungen etwas heruntergespielt und gesagt, dass die meisten eigenen Produkt-Kategorien vom Trend geschützt seien, sagte ein Händler.

Gesucht waren derweil vor allem Titel aus dem Finanzbereich. Beste Blue Chip etwa waren Julius Bär (+2,9%), und auch Partners Group (+2,3%) und UBS (+1,8%) legten klar zu. Für letztere hatte Exane BNP Paribas das Rating auf ‹Outperform› und das Kursziel auf 28 Franken erhöht. Die Chancen seien ein halbes Jahr nach Übernahme der Credit Suisse nun deutlich grösser als die Risiken, meinte der zuständige Analyst dazu. Gesucht waren auch die drei Versicherer Swiss Life (+2,2%), Swiss Re (+2,0%) und Zurich (+1,6%).

Ausserdem gehörten Lonza (+2,2%) wieder einmal zu den besten Bluechips. Das Unternehmen hatte am Vortag einen neuen grösseren Fertigungsauftrag eines nicht genannten Kunden vermeldet. Auch Holcim (+1,9%) erholten sich etwas von den zuletzt meist etwas sinkenden Kursen.

Ein gewisses Gegengewicht zu den schwachen Nestlé bildeten auch die Aktien der ehemaligen Sandoz-Mutter Novartis (+1,3%). Sandoz (-0,2%) selber waren am dritten Tag nach der Börseneinführung zunächst gesucht bis es dann zu Gewinnmitnahmen kam.

Im breiten Markt profitierten Implenia (+2,7%) von einem neuen Auftrag, während die News über Abgänge im Verwaltungsrat beim Immobilienunternehmen Peach Property (+2,2%) nach volatilem Verlauf ebenfalls gut aufgenommen wurden. (awp/mc/pg)

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