Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt erholt sich am Donnerstag weiter von den massiven Kurseinbussen der vergangenen Wochen. Nach guten Vorgaben aus den USA tendiert der Leitindex SMI angeführt von Finanzaktien und konjunktursensitiven Papieren nach wie vor deutlich im Plus. Der Anstieg im Index hat aber etwas an Schwung verloren. Neue Impulse könnten am Nachmittag die Daten zu den US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe bringen.
Nach den zuletzt ermutigenden Konjunkturdaten aus den USA rücke jedoch im Vorfeld des Notenbanktreffens im amerikanischen Jackson Hole die Geld- und Konjunkturpolitik in den Vordergrund, heisst es im Handel. US-Notenbankchef Ben Bernanke wird am Freitag eine Rede halten und könnte diese Gelegenheit dazu nutzen, um die Märkte auf eine erneute quantitative Lockerung («QE3») vorzubereiten. Unter Ökonomen gehen die Meinungen zu neuen milliardenschweren Anleihenkäufe auseinander. Während sich die Einen daraus wichtige Impulse für die Konjunkturentwicklung erhoffen, geben sich die Anderen zurückhaltender. Sie hoffen, dass der Fed-Chef auf konkrete Schritte verzichten und lediglich seine Entschlossenheit signalisieren wird.
Bis um 11.45 Uhr gewinnt der SMI 0,60% auf 5’360,33 Stellen und steht damit nahe am Tagestiefstpunkt. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index steigt um 0,90% auf 799,91 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,64% auf 4’877,10 Punkte.
Die Aktien der Credit Suisse (+2,4%) und der UBS (+1,6%) gehören in einem gesamteuropäisch freundlichen Umfeld für Bankenwerte zu den stärksten Schweizer Bluechips. Nachdem sich der Bund vor zwei Wochen mit Deutschland auf die Einführung und die Ausgestaltung einer Abgeltungssteuer einigte, gelang dies nun auch mit Grossbritannien. Damit sei im Banksektor ein weiterer politischer Unsicherheitsfaktor aus dem Feld geräumt und mehr Klarheit geschaffen worden, hiess es in Analystenkreisen. Ein automatischer Informationsaustausch werde immer unwahrscheinlicher.
Im Finanzsektor können auch die Aktien des Lebensversicherers Swiss Life (+3,2%) die Kursgewinne der Vortage ausbauen. ZFS gewinnen derweil 1,2% und Swiss Re 1,7%. Der Hurrikan «Irene», der im Atlantik die Bahamas hinter sich gelassen hat und auf US-Festland zusteuert, scheint die Nachfrage nach Papieren global tätiger (Rück-)Versicherer vorerst nicht zu schmälern.
Zu den grössten Gewinnern gehören am Donnerstag erneut konjunktursensitive Aktien. Dabei haben sich Holcim (+2,9%) in der SMI/SLI-Tabelle auf den zweiten Zwischenrang vorgearbeitet. Adecco gewinnen 2,1%, Swatch Group 2,3% oder Richemont 2,0%. Geberit können nach einer Kurszielerhöhung durch Goldman Sachs um 0,7% zulegen.
Auf der Gegenseite verhindern die defensiven Novartis mit -0,6% höhere Notierungen im SMI. Nestlé (+0,4%) und Roche (+0,2%) hinken der Entwicklung am Gesamtmarkt ebenfalls hinterher.
Zu den Verlierern gehören Givaudan (-0,9%), Swisscom (-0,1%) und Actelion (-0,2%). Die Analysten von Jefferies haben das Kursziel für Actelion gesenkt.
Während es zu den Blue-Chips-Unternehmen am Donnerstag kaum wichtige Nachrichten gegeben hat, veröffentlichten im breiten Markt einige Firmen Geschäftszahlen. Stark zulegen können im Anschluss an den Halbjahresbericht die Aktien des Detailhändlers Valora (+7,2%). Das Unternehmen hatte einen höheren Gewinn als erwartet vorgelegt und hält trotz der schwierigen Marktbedingungen an den Zielen fest.
Die Immobilienwerte Allreal (+0,7%), Mobimo (+1,6%) und Pax-Anlage (+1,0%) steigen nach Zahlen nur leicht. Alle drei Unternehmen gaben sich für das Gesamtjahr zuversichtlich. Die Titel der Liechtensteinische Landesbank (-0,3%) drehten ins Minus. Die Bank hat sowohl mit Zahlen als auch mit den Aussichten enttäuscht. Siegfried sinken um 1,6%.
Micronas können weiter verlorenen Boden gut machen und gewinnen 2,0%. Das Technologieunternehmen hat am Vorabend eine laut Analysten wichtige strategische Partnerschaft im Bereich Automotive abgeschlossen. Alpiq steigen um 6,1%. Der Energiekonzern übernimmt die im Bereich Energieoptimierung tätige Xamax AG mit Sitz in Embrach.
In Cytos (+20,3% auf 4,75 CHF) hält die starke Gegenbewegung an. Nachdem das Biotechnologieunternehmen in der Vorwoche ein drastisches Kostensenkungsprogramm ankündigen musste, fielen die Titel von über 5 CHF auf unter 2 CHF zurück. (awp/mc/pg)